Demo gegen die Nassauische Heimstätte

Die Mietergemeinschaft der Adolf-Miersch-Siedlung protestiert weiter gegen die Art der Modernisierung ihrer Häuser. Sie wollen vor den Sitz der NH in Sachsenhausen ziehen.
In der Auseinandersetzung zwischen Mietern und Mieterinnen der Adolf-Miersch-Siedlung in Niederrad und der Nassauischen Heimstätte (NH) als Vermieterin wird ein nächster Schritt unternommen: Am morgigen Mittwoch, 1. März, soll es vor dem Geschäftssitz der NH am Schaumainkai 47 in Sachsenhausen eine Demo geben.
Auf dieser werden Menschen, die in der Siedlung leben, ab 17 Uhr über ihre Situation berichten, ihre Forderungen an die NH begründen und für Fragen zur Verfügung stehen.
Hintergrund der Aktion ist eine geplante Sanierung durch die NH in den Häusern Adolf-Miersch-Straße 36-40b. Weil sie dazu noch viele Fragen haben, die sie nicht ausreichend beantwortet sehen, haben sich einige Bewohner und Bewohnerinnen zu einer Mietergemeinschaft zusammengeschlossen. Sie seien durch schlechte Erfahrungen in der Jugenheimer Straße in Niederrad, wo die Heimstätte ebenfalls Häuser modernisiert hat, vorgewarnt gewesen und wollen gemeinsam Forderungen rund die Arbeiten durchsetzen.
Dazu zählen unter anderem der Schutz ihres Eigentums während der Bauzeit und eine Unterbringung in einer Ersatzwohnung, da für mindestens zwei Monate weder Küche noch Bad benutzt werden könnten. Alle Forderungen sollen in einer gemeinsamen Modernisierungsvereinbarung mit der Nassauischen Heimstätte für alle Mietparteien festgehalten werden.
Doch diese allgemeine Vereinbarung strebt die NH nicht an. Stattdessen soll es Einzelgespräche mit den Mietern und Mieterinnen geben. „Die NH hat ohne weitere Begründung ihre Bereitschaft zu Verhandlungen zurückgezogen und besteht auf Einzelgesprächen“, so Daniel Katzenmaier von der Mietergewerkschaft Frankfurt, die die Mietergemeinschaft berät und ihnen beim Umgang mit der Nassauischen Heimstätte berät.
Die NH bestätigt das. „Es ist korrekt, dass wir als Nassauische Heimstätte eine gemeinsame Modernisierungsvereinbarung für nicht zielführend halten. Nur in individuellen Gesprächen mit den Mietparteien können wir auf die jeweilige Situation der Mietparteien eingehen und maßgeschneiderte Lösungen anbieten“, so ein Sprecher des Unternehmens. Zu diesen Lösungen können auch Ersatzwohnungen gehören, „die wir individuell bei Bedarf für besonders belastete Mietergruppen anbieten, zum Beispiel ältere Mieter, Schichtarbeiter und Familien mit kleinen Kindern“. Ansprechpersonen für diese Gespräche sollen aber, hält die NH fest, die Mieter und Mieterinnen des Liegenschaften selbst sein, und keine „selbsternannte Mietergewerkschaft“.
Neben den Sorgen um die Sanierung an sich ärgert die Bewohner:innen auch die durch die NH angekündigte Mieterhöhung. In einem Brief, den die Gemeinschaft zusammen mit der stadtweit tätigen Nachbarschaftsinitiative Nordend-Bornheim-Ostend (NBO) und der Mietergewerkschaft Frankfurt aufgesetzt und an die NH geschickt hatte, hatte sie gefordert, dass die Miete um maximal 50 Euro pro Monat steigt. Doch diese Hoffnung erfüllte sich nicht. Die Mieterhöhungen „variieren je nach Größe der Wohnung zwischen 120 und 180 Euro pro Monat“, erklärt Jürgen Ehlers von der NBO.
Die Demo ist nicht der erste Versuch, über Schreiben hinaus mit der NH in Kontakt zu treten. Bereits im November hatten Mietergemeinschaft, NBO und Mietergewerkschaft eine Infoveranstaltung auf einer Grünfläche vor den betroffenen Häusern organisiert, auf der auch Vertreter und Vertreterinnen des Wohnungsunternehmens zu Gast waren. Sie stellten sich den Fragen und trugen ihre Sichtweise vor; die Diskussion wurde stellenweise sehr scharf, emotional und mit zahlreichen gegenseitigen Vorwürfen geführt.
Weil danach aber weiterhin keine Einigung erzielt werden konnte, soll nun demonstriert werden. Denn, so Jürgen Ehlers: „So geht man nicht mit seinen Mieter:innen um!“
Derweil ist die NH nun tätig geworden und hat der Mietergewerkschaft ein Gesprächsangebot für Donnerstag unterbreitet. „Dieses Gespräch dient dem Informationsaustausch über den Stand der Mietergespräche und der geplanten Modernisierungsmaßnahme“, so der Sprecher der Wohnungsgesellschaft mit mehrheitlicher Beteiligung des Landes.