Anwohner können „kaum schlafen“: Parkhaus am DFB-Campus wird nachts zur Diskothek
Anwohnende der neuen Zentrale des Deutschen Fußball-Bunds klagen über die Beleuchtung der Garage. Das Umweltamt bestätigt, dass das Gebäude nachts zu hell beleuchtet ist.
Frankfurt – Licht an, Licht aus, Licht an, Licht aus. Wenn Ruth Jung abends aus ihrem Fenster schaut oder auf dem Balkon sitzt, blinkt es. Und das meist im 50 Sekunden-Takt. Als ob sie an einer Diskothek wohnte. Dabei lebt sie mit ihrem Mann gegenüber der ehemaligen Rennbahn an der Schwarzwaldstraße. Dort, wo vor einem Jahr der Deutsche Fußball Bund (DFB) seine neue Zentrale eröffnet hat. Und mit dieser ein dreigeschossiges Parkhaus.
Das Parkhaus des DFB-Campus, das mehr als 320 Autos Platz bietet, taucht die umliegenden Wohn- und Mehrfamilienhäuser in kaltes Licht. Im vergangenen Jahr brannten die Leuchtröhren mitunter rund um die Uhr, sagt Ruth Jung. Im Winter sei das Gebäude über Monate hell erleuchtet gewesen. Selbst die heruntergelassenen Rollläden konnten es nicht abhalten, „man konnte kaum schlafen“.

Anwohner am DFB-Campus im Clinch wegen Beleuchtung
Jung schaltete das Regierungspräsidium Darmstadt ein, das Messungen vornahm. Diese ergaben, dass es zu hell ist, bestätigt das Umweltamt in Frankfurt auf Anfrage, das mittlerweile zuständig ist. Im Februar gab es einen weiteren Termin, wonach der DFB aufgefordert wurde, zu handeln. Was der Sportbund tat.
Doch wirklich besser sei es danach nicht geworden, sagt Jung. Denn seitdem schalteten sich die Lampen des nachts ständig an und aus. Offenbar liege es am Bewegungsmelder. Denn wenn Busse der Linie 61 an ihrem Haus passierten, ginge das Licht an. Anfang Mai hat das Umweltamt ein weiteres Mal gemessen. Mit dem Ergebnis, dass es ab 22 Uhr nach wie vor zu hell ist. „Wir haben daher den Betreiber aufgefordert, wirksame Maßnahmen zur Verringerung der Lichtimmissionen umzusetzen“, informierte die Behörde Jung in einem Schreiben.
DFB-Parkhaus laut Anwohnern „auch unbeleuchtet eine Zumutung“
Sie und ihre Nachbarschaft fragten sich, warum die Stadt den Zweckbau überhaupt an einer so prominenten Stelle genehmigt hat, direkt neben dem im Bau befindlichen chinesischen Hotel. Das Parkhaus sei „auch unbeleuchtet eine Zumutung“ und hätte ebenso gut an der Kennedyallee gebaut werden können. Jung und ihre Nachbarinnen und Nachbarn fordern, dass das Gebäude mit einem Sichtschutz versehen wird, „am schönsten wäre, wenn es komplett begrünt wird“.

Dass die Leuchtröhren alle 50 Sekunden an und aus gingen, könne der DFB nicht bestätigen, sagt Pressesprecher Jens Grittner auf Anfrage. Erst vor wenigen Wochen seien einige Leuchten abgeklemmt und die Bewegungsmelder neu justiert worden. „Eine ausreichende nächtliche Beleuchtung ist jedoch auch ein wichtiger Sicherheitsaspekt.“
Probleme am DFB-Campus in Frankfurt: Pflanzen nicht so schnell gewachsen, wie erwartet
Der DFB räumt aber ein, dass zu Beginn des Jahres die Lichtsteuerung fehlerhaft eingestellt gewesen sei, so Grittner. „Hier wurde nachgebessert.“ Der DFB arbeite daran, Blenden für die Leuchten zu beschaffen und stehe dafür im Austausch mit dem Umweltamt, auch für weitere Verbesserungen. Ein kompletter Sichtschutz sei aber wegen des Brandschutzes nicht zulässig. Eine flächendeckende Begrünung des Parkhauses sei nie vorgesehen gewesen.
Das sieht die Referentin von Oberbürgermeister Mike Josef (SPD), Caroline Nützel, anders. „Das Gebäude soll eigentlich über eine geschlossene Begrünung verfügen.“ Mehr als 100 Rankhilfen seien dazu angebracht worden. Die Pflanzen seien jedoch noch nicht so weit fortgeschritten, „das braucht noch etwas Geduld“. Ansonsten habe der DFB jedoch alle Vorschriften eingehalten.
Der Bau des Parkdecks sei genauso erfolgt, wie er von der Stadt genehmigt wurde, sagt Grittner. Ein Bau an der unbewohnten Kennedyallee war nicht möglich, da an einer Bundesstraße die Ein- und Ausfahrt nicht zulässig sei. Der DFB sei an einem guten Miteinander mit den Anwohnenden interessiert. Hierzu hätten bereits mehrere Telefonate stattgefunden. Eine Einladung zu einem Gesprächstermin indes sei abgelehnt worden. Dem widerspricht Jung: „Wir wurden nie zu einem Gespräch eingeladen, es wurde uns angeboten, das Gelände de zu besichtigen.“ (Boris Schlepper)
Neben dem Ärger um die Beleuchtung haben die Menschen rund um das Waldstadion auch mit Parkplatznot zu kämpfen.