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16-jährige Stadtteilbotschafterin lehrt Boxen: „Als ob ich fliegen würde“

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Von: Sebastian Theuner

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Asal Sarah Mazlaghani will zeigen, wie man über sich hinauswachsen kann.
Asal Sarah Mazlaghani will zeigen, wie man über sich hinauswachsen kann. © Theuner

Die 16-jährige Stadtteilbotschafterin Asal Sarah Mazlaghani bringt Kindern, Jugendlichen und Frauen in Frankfurt Boxen bei.

Frau Mazlaghani, Boxen verbinden viele mit blutenden Nasen und aufgeplatzten Lippen. Ist der Sport nicht ziemlich brutal?

Mich haben einige Eltern gefragt, ob der Sport nicht viel zu gefährlich und aggressiv ist. Sie hatten Angst, dass ihre Kinder mit gebrochenen Nasen nach Hause kommen. Da denke ich mir: Das sind einfach nur Vorurteile! Boxen ist nicht per se aggressiv. Wenn man zu zweit trainiert, geht es nicht darum, den Partner zu verletzen, sondern darum, über sich selbst hinauszuwachsen.

Sie sprechen aus Erfahrung, oder?

Ich habe vor drei Jahren, mit Mitte 13, mit dem Boxen angefangen. Durch Training mit Sandsäcken habe ich nach und nach in einen Schlagmodus gefunden und es immer besser geschafft, meine Energie umzuwandeln. Ab einem bestimmten Punkt bin ich fünf Mal in der Woche ins Training gegangen, von Montag bis Freitag.

Was begeistert Sie so sehr am Boxen?

Ich trainiere in Neu-Isenburg, dort bin ich oft die Jüngste und zugleich die einzige Frau. Aber wenn ich dort ankomme, ist es egal, welche Note ich in der Schule geschrieben habe oder wie mein Nachname lautet. Wir teilen eine Leidenschaft. Beim Boxen fühle ich mich frei, so, als ob ich fliegen würde. Nach 90 Minuten Training bin ich so glücklich wie nie. Ich liebe das Gefühl, wenn ich so viel gegeben habe, dass ich kurz davor bin umzukippen.

Frankfurt: „In erster Linie lässt sich durch Boxen das eigene Selbstbewusstsein stärken“

Als Stadtteilbotschafterin bieten Sie wöchentliche Box-Kurse für Kinder, Jugendliche und Frauen an. Was wollen sie dabei vermitteln?

In erster Linie lässt sich durch Boxen das eigene Selbstbewusstsein stärken. Gerade für Mädchen ist das wichtig, um sich in Gefahrensituationen gegebenenfalls selbst verteidigen zu können. Diese Erfahrung habe ich selbst gemacht: Wenn ich heute allein in der Stadt unterwegs bin, weiß ich, dass mir nichts passieren kann. Weil ich weiß, wie ich mich wehren kann.

Das Stipendium

Asal Sarah Mazlaghani , 16 Jahre alt, wohnt in Nieder-Eschbach und besucht die 11. Klasse des Gymnasiums Nord in Praunheim.

Wer an ihrem Projekt „Everybody’s Boxing“ teilnehmen oder es mit Ideen oder finanziell unterstützen möchte, kann sie per E-Mail an asal.mazlaghani@stadtteilbotschafter.de kontaktieren.

Seit 2007 unterstützt die Stiftung Polytechnische Gesellschaft mit einem Stipendienprogramm junge Leute, ihre Ideen in Frankfurt umzusetzen. Bisher haben 180 Stadtteil-Botschafter und -Botschafterinnen in 142 Projekten den Zusammenhalt in den Frankfurter Stadtteilen gestärkt.

Die Stipendien werden regelmäßig von der Stiftung ausgeschrieben. Infos zum Projekt und zur Bewerbung unter www.stadtteil-botschafter.de sowie bei Projektleiterin Silja Flach per E-Mail an flach@sptg.de.

Die FR stellt in einer losen Interviewserie die aktuelle Generation der Botschafter und Botschafterinnen vor. 15 junge Leute im Alter zwischen 15 und 27 Jahren nehmen am Jahrgang 2022/23 teil. sth

Von Ihren Box-Kursen können also insbesondere Mädchen und junge Frauen profitieren?

Jungs prügeln sich schon in der Grundschule. Mädchen lösen einen Streit eher mit Worten. Dadurch fehlt ihnen der Bezug zum Boxen. Manchmal liegt das auch an den Eltern: Eine Freundin von mir darf nicht boxen, weil ihre Eltern der Meinung sind, dass das kein Sport für Mädchen sei. In meinen Kursen lernt man aber vor allem Disziplin und Selbstvertrauen. Das fehlt Mädchen oft mehr als Jungs.

Unterscheiden sich Ihre Kursinhalte vom klassischen Wettkampfboxen?

Ja, im Wettkampftraining boxt man direkt auf den Körper und hat deshalb auch mehr Schutzmaßnahmen. Ich mache eher Fitnessboxen. Das heißt, wir boxen vor allem in gepolsterte Pratzen, die sich je ein Trainingspartner über die Hände zieht. Hinzu kommt Kraft- und Ausdauertraining, mit den Kindern mache ich zwischendurch auch Fangspiele.

Boxcamp in Frankfurt: Trainieren, kochen, essen und Spiele spielen

Inzwischen wird Ihr Projekt sogar von dem hessischen SPD-Bundestagsabgeordneten Kaweh Mansoori unterstützt.

Auf dem Nieder-Eschbacher Weihnachtsmarkt hat mich ein Mitglied des Ortsbeirats Kaweh Mansoori vorgestellt. Ich habe ihm von meinem Projekt erzählt – und davon, wie schwierig es ist, die Mieten für meine Trainingsräume zu finanzieren. Er hat mir dann versprochen, eine Monatsmiete zu bezahlen. Momentan tauschen wir uns näher dazu aus.

In den Osterferien wollen Sie ein Boxcamp für Kinder veranstalten. Gibt es dafür schon ein Programm?

Das Camp soll fünf Tage dauern, vom 17. bis zum 21. April. An jedem Tag soll es um eine bestimmte Schlagtechnik gehen. Aber wir werden auch zusammen kochen, essen und Spiele spielen. Allerdings suche ich hierfür noch einen Box- oder Fitnessraum, den ich für diesen Zeitraum möglichst günstig nutzen kann.

Interview: Sebastian Theuner

Der SPD-Bundestagsabgeordneter Kaweh Mansoori hat vergangenes Jahr ein Bürgerbüro in Frankfurt-Bornheim eröffnet. Er möchte mit den Leuten ins Gespräch kommen und greifbar sein.

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