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Nächtliche Suche nach dem Lurch

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Von: Holger Vonhof

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Helfer:innen des BUND suchen abends mit Taschenlampen auf der Oeserstraße nach Kröten.
Helfer:innen des BUND suchen abends mit Taschenlampen auf der Oeserstraße nach Kröten. © Maik Reuß

BUND-Freiwillige haben zur Krötenwanderung die Oeserstraße im Blick. Aus Kostengründen hat die Stadt im Niedwald keine Tunnel für die Amphibien angelegt.

Die Lichtkegel der Taschenlampen geistern von den Ästen der Bäume auf den nachtschwarzen Asphalt: Sind wieder Opfer zu beklagen? Entwarnung: Es kleben keine überfahrenen Kröten auf der Oeserstraße. Aber auch in den am Krötenzaun eingegrabenen Eimern, in die von der Überquerung der Straße abgelenkte Amphibien plumpsen sollen, ist an diesem Abend nichts zu finden. Christiane Alt vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) weiß, woran es liegt: „Wir haben nicht die richtige Temperatur.“

Generell sind die wechselwarmen Kröten im Niedwald zwar durchaus schon auf Wanderung zu ihren Laichgewässern, aber es kommt auf zwei, drei Grad mehr oder weniger an, ob die Tiere ihre Erdlöcher im Niedwald verlassen und den Tümpeln und Altarmen der Nidda zustreben: Jede Kröte zieht es magisch dort hin, wo sie selbst aus dem Ei geschlüpft ist.

Und weil dabei immer wieder Kröten auf der Oeserstraße überfahren wurden, hat der BUND-Ortsverband Frankfurt West vor 25 Jahren schon die Aktion mit dem Krötenzaun gestartet: Er versperrt den Weg, die Tiere plumpsen in eingegrabene Eimer, werden morgens und abends von Freiwilligen eingesammelt und über die Straße getragen. Dabei helfen hin und wieder auch Freiwillige, die nicht zum BUND gehören, etwa Peter-Michael Buhr, der Vorsitzende der Wanderfreunde Nied-Höchst. „Zusammen mit Christiane Alt, die auch Bewohnervertreterin für Nied-Nord ist, mache ich auch andere Umwelt-Aktionen“, sagt der Wanderfreund, dem qua Hobby der Erhalt der Natur am Herzen liegt.

Weil der Krötenzaun an den Stichwegen, die durch den Niedwald führen, unterbrochen ist, gelangen einige der Lurche aus der Gattung Bufo doch auf die Fahrbahn. Auf Initiative des BUND hat sich deshalb eine Mehrheit im Ortsbeirat 6 (Frankfurter Westen) dazu entschieden, in der Krötenwanderzeit vom 1. Februar bis 30. April auf dem Wald-Abschnitt der Oeserstraße Tempo 30 einzuführen. Dieses Jahr sind die Schilder aufgestellt worden.

Die Forderung des BUND, Krötentunnel anzulegen, hat der Magistrat aus Kostengründen abgelehnt – und zwar weil dafür Bäume gefällt werden müssten, denn direkt an der Fahrbahn kann nicht gegraben werden, weil dort Versorgungsleitungen verlaufen.

Pro Jahr werden nach Angaben des BUND etwa 1000 Kröten von Freiwilligen eingesammelt und über die Straße getragen. Der Ausgang eines 2017 gestarteten Projekts, mit dem Kröten an ein Ersatzbiotop nahe der Waldschulstraße gewöhnt werden sollen, damit sie nicht über die Oeserstraße wollen, ist ungewiss: Die begleitenden Untersuchungen laufen beim Senckenberg-Institut noch.

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