Neuer Standort für Notunterkunft gesucht

Initiativen fordern städtische Hilfe und Ausweichmöglichkeiten für das Hausprojekt in der Günderrodestraße, das Ende April dem Quartier „Hellerhöfe“ weichen soll
Ein Traum, der Wirklichkeit wurde“, so beschreibt Bewohner Daniel das Haus und das Zusammenleben in der Günderrodestraße. Er sei seit dem ersten Tag dabei. Am 3. Dezember vergangenen Jahres, dem ersten Tag der Besetzung, ist Daniel eingezogen. Vorher war er wohnungslos und kam in der Notschlafstelle in der Elbestraße unter.
Für ihn und die anderen ungefähr 30 Menschen, die seit Mitte Januar im Hausprojekt im Gallus wohnen, steht viel auf dem Spiel. Der befristete Gestattungsvertrag zwischen der Eigentümerin, der „FAZ“, und der zur Hälfte der Stadt gehörenden Gesellschaft KEG als Mieterin, läuft bald ab. Stichtag ist der 30. April. Danach erfolgt der Abriss des Hauses für den Bau des neuen Quartiers „Hellerhöfe“.
Bis dahin versuchen die Initiativen, die das Wohnprojekt verantworten, mit der Stadt Frankfurt eine Lösung zu finden. Es soll verhindert werden, dass die Menschen wieder wohnungslos werden. Dafür sind die Gruppen „Ada Kantine“, „Freiräume statt Glaspaläste“ und das „Project Shelter“ hauptsächlich mit der Baudezernentin im Römer, Sylvia Weber (SPD), im Gespräch.
Seit Mitte Januar hat sich viel getan in der Günderrodestraße 5. Durch viel freiwilliges Engagement, auch aus der Nachbarschaft, konnte das Haus wohnlich eingerichtet werden. Die Bewohner:innen haben Privatsphäre, können aber auch an der Gemeinschaft teilhaben, wenn sie möchten. Das Leben im Haus sei ein großer Kontrast zu den städtischen Notunterkünften, berichtet Anton vom „Project Shelter“. „Die Bewohner:innen können ein selbstbestimmtes Leben führen.“ So habe sich auch die körperliche und psychische Gesundheit jener, die eingezogen seien, stark verbessert.
Damit das auch so bleibt, muss dringend ein Folgeobjekt für das Projekt gefunden werden. Wichtig ist den Initiativen, dass die Wohnfläche gleich groß bleibt beziehungsweise im Idealfall größer ist, damit noch mehr Menschen einziehen können. Die Initiativen sind zwar offen für alle möglichen Häuser, doch es müsse gut angebunden und zentral sein. Denn die Menschen hätten hier ihren Lebensmittelpunkt, ihre Orte, aus denen man sie nicht rausreißen dürfe. Eine Stunde pendeln wäre keine Option.
Die Gespräche mit Baudezernentin Weber liefen bislang gut, erzählt Tilda von der „Ada Kantine“. Den letzten Termin hatten sie am Freitag. Weber schlug dabei einige Objekte in Frankfurt vor, die in dieser Woche besichtigt werden. Generell, so die Gruppen, sei die Baudezernentin sehr hilfsbereit. Dennoch würden hier eigentlich städtische Aufgaben von Freiwilligen übernommen werden, und sie wünschen sich mehr Unterstützung aus dem Rathaus.
Im Projekt gibt es nur zwei bezahlte Sozialstellen vor Ort. Alles andere tragen die Ehrenamtlichen. Fördermittel sind dringend notwendig. Auf Dauer sei dies „nicht tragbar“, sagt Jule vom Kollektiv „Freiräume statt Glaspaläste“. Trotz der Bitte um finanzielle und strukturelle Hilfe betont sie, dass es auch im Folgeobjekt wichtig sei, die Autonomie des Hauses zu bewahren. Die Stadtteilinitiative „Solidarisches Gallus“ plädiert generell für eine vermehrte Nutzung von leerstehenden Gebäuden. „Warum wird Leerstand nicht genutzt?“, fragt Vertreterin Clawa und verweist auf mehrere leerstehende Objekte in der Nähe, die Platz für das Projekt böten. Doch vorerst hoffen die Initiativen, dass eins der zu besichtigenden Objekte geeignet ist. Damit kein Bewohner und keine Bewohnerin befürchten muss, Anfang Mai wieder auf der Straße zu sein.