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Neapel-Fans in Frankfurt: „Wir haben einen Traum in unserem Herzen“

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Von: Kathrin Rosendorff

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Stylishe Sonnenbrillen und fröhliche Stimmung bei den Neapel-Fans vor dem Spiel am Abend.
Stylishe Sonnenbrillen und fröhliche Stimmung bei den Neapel-Fans vor dem Spiel am Abend. © christoph boeckheler*

Die Fans vom SSC Neapel feiern vor dem Champions-League-Spiel gegen Eintracht Frankfurt fröhlich am Römerberg. Einer der Fans war am Vortag noch beim Papst.

Sogar eine Crew des lokalen TV-Senders Canale 21 ist aus Neapel nach Frankfurt angereist. Die Reporterin Titti Improta interviewt am Dienstagnachmittag – wenige Stunden vor dem Champions-League-Achtelfinale der Eintracht gegen den SSC Neapel – italienische Fans vor dem Römerberg.

Einer davon ist Bruno Siciliano, ein renommierter Professor für Robotik an der Università di Napoli Federico II. Warum wird er so ausführlich interviewt? „Ich war gestern bei einem Workshop im Vatikan und traf dort auch Papst Franziskus. Er fragte mich, wo ich herkomme. Ich antwortete: ‚Napoli. Forza Napoli.‘“ (So viel wie: Auf geht’s, Neapel!) Und wie reagierte der Papst? „Er lachte. Er ist ja Argentinier und sehr locker drauf.“

Seit August hat Siciliano kein Auswärtsspiel seiner Mannschaft verpasst. Laut Polizei sind am frühen Nachmittag 100 bis 200 Fans am Römerberg versammelt. Später werden es mehr. Sie sind fröhlich, sehr entspannt, trinken Bier aus Plastikbechern in der Sonne bei frühlingshaften Temperaturen. Anders als am Vortag, an dem italienische Fans vor einem Apfelweinlokal in Sachsenhausen von laut Polizei gewalttätigen Frankfurt-Fans geschlagen wurden, ist alles zu dem Zeitpunkt friedlich.

Kurz stimmt der 60-jährige Giuseppe, der mit seinen Freunden angereist ist, das Fanlied, das sie später auch im Waldstadion singen werden, an: „Sarò con te e tu non devi mollare“ („Ich werde bei dir sein, und du darfst nicht aufgeben“). Giuseppe übersetzt den gesamten Liedtext. „Eine Zeile lautet: ‚Wir haben einen Traum in unserem Herzen, dass Neapel wieder Champion wird.‘“

Er strahlt, als er das sagt. Die goldenen Jahre seines Vereins waren die mit der Fußballikone Maradona. Daran erinnert er sich gut. „1989 gewann SSC Neapel den UEFA-Pokal.“ Und wie stehen die Chancen an diesem Abend gegen die Eintracht? „Wir sind in einem tollen Moment. Und wir spielen bei Auswärtsspielen immer besser als zu Hause.“ Sein Tipp gegen die Eintracht? „2:1 für Neapel. Ich glaube, wir können Champions-League-Sieger werden.“ Wer sind die besten Spieler? „Topstürmer Victor Osimhe und Khvicha Kvaratskhelia.“ Den letzten Namen zeigt sein Kumpel auf dem Smartphone, weil der Name des gebürtigen Georgiers so schwer auszusprechen sei. Fans nennen ihn aber sowieso in Anspielung auf Maradona „Kvaradona“. Um den Hals trägt Giuseppe wie viele der Italiener am Römerberg Fanschals mit „Francoforte v Napoli. 21.02.2023. Francoforte“, den eine Frau aus einer Sporttasche für 15 Euro verkauft.

Der süßeste Fan ist der siebenjährige Sohn von Mario, der einen blau-weiß gestreiften SSC-Neapel-Schal zu seiner himmelblauen Brille trägt. Sein Vater sagt: „Wir leben seit einem Jahr in Frankfurt. Aber ich bin aus Neapel. Also mein Herz schlägt weiter für Neapel.“ Leider habe er kein Ticket mehr fürs Stadion bekommen, also wird er am Fernseher das Spiel verfolgen.

Robotik-Professor Siciliano hat sich mit Freunden ein Apartment in Frankfurt gemietet. Um 15.30 Uhr gibt’s (vor Spielbeginn um 21 Uhr) Mittagessen. „Wir kochen Pasta.“ Die Eintracht sei stark. Das werde kein leichtes Match. Er kenne übrigens Trainer und Spieler vom SSC Neapel persönlich. Wer ist der netteste Spieler? „Der süßeste Spieler ist Giacomo Raspadori. Er ist verletzt und heute nicht dabei. Er hat keine Tattoos, hat eine nette Freundin. Der perfekte Schwiegersohn.“ Er lacht.

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