Müllabfuhr in der Innenstadt in Frankfurt fährt jetzt mit Elektroantrieb
Frankfurt hat jetzt bundesweit die größte Flotte vollelektrischer Abfallfahrzeuge. In den Genuss kommen vorwiegend die zentralen Stadtteile.
Frankfurt – Noch sind die letzten Fahrgeschäfte der Frühjahrsdippemess am Donnerstag nicht ganz abgebaut, da erlebt der Festplatz am Ratsweg in Frankfurt sein nächstes Spektakel. Zehn große Lastwagen des Abfallentsorgers FES fahren vor – geräuschlos. Kunststück: Es sind Müllfahrzeuge und Sattelzugmaschinen mit Elektroantrieb. Alle zehn. Damit hat Frankfurt bundesweit die größte E-Flotte bei der Müllabfuhr, und darauf sind alle Beteiligten, die ans Mikrofon treten, ganz schön stolz. Es ist ein Teil vom Masterplan Mobilität, mit dem Frankfurt die Verkehrswende schaffen will.
„Am Anfang war es ein komisches Gefühl“, sagt der erfahrene Müllfahrzeugsteuermann Fernando Ventura. „Weil du überhaupt kein Geräusch hörst.“ Die Umgewöhnung sei dann aber schnell gegangen und Ventura merkte: „Er ist stärker“. Der klimafreundliche eEconic von Mercedes-Benz bringt es in der Spitze auf 400 kW, das sind 544 PS – glatt doppelt so viel wie der Diesel-Econic ohne das kleine e vornedran.
E-Mobilität in Frankfurt: Müllfahrzeuge als Beitrag zum Klimaschutz
Zehn große Elektrische also, und das sind noch nicht alle. Zwei weitere sind bestellt und für drei zusätzliche flatterte gerade der Förderbescheid ins Haus. Damit werde die FES dann zehn Prozent des Stadtgebiets emissionsfrei befahren können, kündigt Geschäftsführer Dirk Remmert an. Apropos Förderbescheid: Ohne Zuwendung des Bunds – bisher rund 3,5 Millionen Euro, was größtenteils die Mehrkosten gegenüber den Diesellastern deckt – „hätten wir uns die Flotte nicht leisten können“, sagt Benjamin Scheffler, ebenfalls FES-Geschäftsführer.

Ministerialrat Nikolaus Oberkandler nennt den Donnerstag denn auch „einen besonderen Tag für Frankfurt“ und sagt: „Sie sind Vorreiter, Sie sind Pioniere“. Die Strommüllkutschen seien „rollende Schaufenster für Elektromobilität“, auch wenn, so Oberkandler, „der Funfaktor nicht der größte“ sei. Da ist Scheffler anderer Meinung: „Der Funfaktor ist groß, besonders für Kinder im Vorschulalter.“ Und Sascha Hähnke vom Recyclingpartner Remondis beteuert: „Auch große Kinder haben Spaß an den Elektromüllfahrzeugen“.
Um den Spaß freilich soll es nicht in erster Linie gehen, sondern um die Umwelt, ums Klima. „Hier gehen Dinge voran“, lobt Mobilitätsdezernent Stefan Majer (Grüne), „weil Menschen sich auf den Weg gemacht haben, dass wir Neues entwickeln.“ Der Elektromarkt werde noch wachsen, sagt der Stadtrat, und er sei auch ein bisschen stolz: „Guckt her, in Frankfurt könnt ihr sehen, wie man’s macht.“
Elektrisch statt mit Diesel: erhebliche CO₂-Einsparungen erwartet
Die bislang gelieferten sechs eEconic-Müllfahrzeuge werden nach Vorausberechnungen 166 Tonnen CO₂ jährlich einsparen, die künftig elf Exemplare dann folglich gut 300 Tonnen. Auf dieselbe Richtgröße, 300 Tonnen CO₂-Einsparung im Jahr, und 1000 Liter weniger Diesel kommen die vier Sattelzüge, weil sie mehr fahren: etwa Schlacke aus der Müllverbrennung auf die Deponie nach Wicker.
Die Müllfahrzeuge werden hauptsächlich in der Kernstadt zum Einsatz kommen: City, Altstadt, Sachsenhausen, West- und Nordend. Der Strom stammt vom Müllheizkraftwerk in der Nordweststadt, das außer Fernwärme auch Elektrizität erzeugt, bisher beispielsweise für Elektrobusse. „Eine Win-Win-Situation“, sagt Remmert. Ladedauer für einen eEconic: rund drei Stunden.

Rolf Niermann von der FFR GmbH, die die Sattelzüge betreibt, geht davon aus, dass emissionsfreies Fahren zum Wettbewerbsfaktor im Transportwesen wird: „Das Thema wird immer mehr Gewerbekunden bewegen.“
Nur eins fehlt noch – das fällt auf, als zum Abschluss des Ratsweg-Spektakels das elektrische Leeren demonstriert wird: Mülltonnen, die so leise rollen können wie die Müllabfuhr. (Thomas Stillbauer)