Mode als Schlüssel zur Erinnerung

Bürgerinstitut hofft auf Nachahmung eines inklusiven Projekts für Menschen mit Demenz.
Ann-Katrin Adams vom Frankfurter Bürgerinstitut werden von der Projektwerkstatt vor allem die Momente in Erinnerung bleiben, bei denen die Teilnehmer:innen lachen, aber auch mal weinen konnten. Als über Schicksalsschläge gesprochen wurde oder über die schwarzen Schuhe zum weißen Kommunionskleid, die eine Teilnehmerin heute noch als unpassend geißelt. „Am Ende waren alle traurig, dass das Projekt jetzt vorbei ist“, sagt Adams. Weil das Thema Mode noch so viel Potenzial bietet, ist aber noch nicht endgültig Schluss.
Doch der Reihe nach. Das Frankfurter Bürgerinstitut hatte vor wenigen Wochen die inklusive Projektwerkstatt „Aufgetragen – Stoff meines Lebens“ gestartet. Dabei sollten Menschen mit und ohne Demenz gemeinsam eigene Geschichten rund um das Thema Mode und Kleidung ergründen und auch wieder kulturelle Teilhabe erleben. Gefördert wurde das Ganze vom Fonds Soziokultur, der mit Mitteln des Konjunkturpakets Neustart Kultur der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien partizipative Kulturprojekte unterstützt.
Zwei Männer und acht Frauen trafen sich über mehrere Wochen immer samstags für zwei Stunden auf der Terrasse des Bürgerinstituts. Zunächst wurden Jugendfotos betrachtet und die damalige Kleidung. „Es ging auch um Schnitte, Modetrends, die man vielleicht mitgemacht hat und Lieblingsfarben“, sagt Adams. Stets waren Kleidungsstücke als Kulisse aufgebaut, um auch darüber ins Gespräch zu kommen.
Mit am Projekt beteiligt war die Künstlerin Katrin Skok. Sie regte an, Szenen zu spielen und ließ auch ein kleines Theaterstück erarbeiten. Adams erläutert: „Uns war es wichtig, verschiedene Sinne anzusprechen.“ Es wurde viel mit der Haptik der Kleidung gearbeitet und zu einigen Treffen kam auch die Musikerin Ursula Mühlberger und begleitete die Aktionen auf dem Piano.
„Viele haben Dinge gemacht, von denen sie gar nicht wussten, dass sie sie können“, freut sich Adams. Bei den Treffen war es am Ende auch egal, ob jemand Demenz hat oder nicht. Alle hätten sich eingebracht und seien einander auf Augenhöhe begegnet.
Eine Frau mit fortgeschrittener Demenz habe im Laufe der Wochen eine enorme Wandlung durchgemacht. Sei sie anfangs noch recht teilnahmslos gewesen, so sei sie mit jedem Termin mehr aufgeblüht. „Am Ende hat sie gesprochen und mitgemacht.“ Die Werkstatt sei für die fünf Teilnehmer:innen mit Demenz ein Fixpunkt im Alltag gewesen, auf den sie sich gefreut hätten.
Adams hofft, dass die Gruppe vielleicht in anderen Projekten weiterarbeiten kann, weil die Atmosphäre unter den Frauen und Männern sehr gut war. Eine direkte Nachfolgerin zur Projektwerkstatt gibt es nicht, allerdings werden die Verantwortlichen jetzt Workshops für soziale Einrichtungen anbieten.
Dort soll das Projekt vorgestellt und möglichst nachgeahmt werden. Wer Interesse an einer Projektvorstellung hat, kann mit Ann-Katrin Adams Kontakt aufnehmen. Per Telefon: 069 /972 017 41 oder per E-Mail an: adams@buergerinstitut.de