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Meister am Mammolshainer Berg

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Von: Steven Micksch

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Früher sauste er den steilen Anstieg im Mammolshain selbst hoch, heute feuert er die Aktiven an.
Früher sauste er den steilen Anstieg im Mammolshain selbst hoch, heute feuert er die Aktiven an. © ROLF OESER

Martin Fay fuhr früher selbst beim Rennen rund um den Henninger Turm mit. Heute ist er beim Radklassiker am 1. Mai als Zuschauer dabei.

Wenn am 1. Mai wieder die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Radklassikers Eschborn-Frankfurt über den Asphalt rasen, wird Martin Fay sie am Mammolshainer Berg erwarten. Am quälend langen Anstieg im gleichnamigen Ortsteil von Königstein, wo auch die Kameras des Hessischen Rundfunks gern ein paar Bilder einfangen. „Für uns wird das Rennen immer ,Rund um den Henninger Turm‘ heißen“, sagt der 62-Jährige und meint sich und seine ehemaligen Radfahrkollegen. Selbst würde er sich beim hiesigen Radrennen nicht noch mal in den Sattel schwingen, doch die Erinnerungen an seine Rennen dort sind unvergesslich.

Gut 50 Jahre sind die Anfänge von Fays Radkarriere jetzt her. Bereits sein Vater war im Radsportverein (RV) Sossenheim. Der junge Fay wusste das von Bildern und Erzählungen des Vaters.

Seine Faszination erwuchs aber erst aus dem Engagement seines Schulkameraden Markus Intra. Dessen Vater war Radprofi und der Sohnemann ebenfalls im Radsportverein. Intras Rad und Ausrüstung machten Eindruck auf Fay. Mit elf Jahren trat er 1971 schließlich auch dem Radsportverein bei.

Mit seinen Mannschaftskameraden fährt er Jugendrennen quer durch Deutschland. „Eine tolle Zeit.“ Der gebürtige Frankfurter ist viel unterwegs und auch recht erfolgreich, wie er erzählt. „Wir waren alle sehr ambitioniert.“ Im 4er-Zeitfahren auf der Straße holen er und sein Team die Deutsche Jugendmeisterschaft – mit dabei auch Markus Intra und der heutige 1. Vorsitzende des RV Sossenheim, Charly Brech.

Die Vorbilder des 62-Jährigen waren damals Rudi Altig, den er selbst noch beim Rennen um den Henninger Turm in Aktion gesehen hat, und der prägendste Sportler seiner Zunft, Eddy Merckx. Auch Fay träumte vom Profidasein. Doch als junger Mann habe er erkannt, dass sein Talent limitiert sei und ein Weiterkommen noch zeitintensiver sein würde. „Irgendwann musste man die Weichen für seine Zukunft stellen und sich entscheiden.“ Mit 23 Jahren endet deshalb die Radfahrkarriere von Fay. Er geht in die Lehre und studiert später noch. Dem Radklassiker rund um den Henninger Turm ist der Frankfurter aber stets treu geblieben, trotz wechselnder Veranstaltungsnamen. „Seitdem ich mit 12 Jahren dort das erste Mal gefahren bin, habe ich nie ein Rennen verpasst – außer wir waren mal im Urlaub“, sagt er und lacht.

Mittlerweile ist er zwar nur noch Zuschauer, doch aus seiner aktiven Zeit weiß er, was für eine tolle Sache das Anfeuern von der Seite ist. Besonders beeindruckt ist der 62-Jährige von französischen Fans, die er schon als Zuschauer:innen bei der Tour de France erlebt hat. „Die beklatschen selbst den Landsmann auf dem letzten Platz noch frenetisch.“ Für die selbstdarstellerische Fankultur, die bei Radrennen auch immer wieder für Stürze sorgt, etwa wenn Fans unbedingt mit ihrem selbst gemalten Schild ins Fernsehen wollen, hat Fay nichts übrig.

Die Familie des Frankfurters ist nicht (mehr) radsportaffin. Sein mittlerweile 25 Jahre alter Sohn ist früher Nachwuchsrennen gefahren. „Mittlerweile interessiert ihn mehr das Tennisspielen“, sagt Fay. Seine neunjährige Tochter hat auch ab und zu in Nachwuchsrennen partizipiert, momentan nutzt sie das Rad, um zur Schule zu fahren.

Fay selbst fährt immer noch gern Rad mit seinen Freunden. Bis zu zweieinhalb Stunden seien sie dann unterwegs und messen auch schon mal beim Anstieg am Berg. Ein Vergleich zu früher sei es aber nicht. „Es geht eher darum soziale Kontakte zu pflegen.“ Und sich an früher zu erinnern.

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