Medizinstudium ohne Numerus Clausus
Gesundheitsämter wie das in Frankfurt versuchen, junge Menschen zu gewinnen.
Seit 2022 gibt es in Hessen die sogenannte ÖGD-Quote. Über diese Quote will das Land Nachwuchs für den Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) gewinnen. Pro Wintersemester können rund 15 Studierende an den Universitäten Frankfurt, Marburg und Gießen über die Quote ihr Medizinstudium ohne Numerus Clausus aufnehmen, stattdessen zählen der eigene Antrieb, das Ergebnis des Tests für medizinische Studiengänge und Berufserfahrung im medizinischen Bereich. Der Bewerbungszeitraum dafür beginnt nun im Februar und endet am 28. Februar.
Am Gesundheitsamt Frankfurt erarbeitet Medizinerin Olga Amberger gemeinsam mit dem Institut für Allgemeinmedizin der Goethe-Universität Frankfurt das Begleitprogramm der ÖGD-Quote. Das Amt hat bereits seit zehn Jahren Erfahrungen mit Medizinstudierenden, da es die Möglichkeit bietet, die verschiedenen Tätigkeitsbereiche und Abteilungen während eines Teils des Praktischen Jahres oder einer Famulatur, so nennen sich die Praktika in der Medizin, näher kennenzulernen.
Studierende, die sich über die Quote qualifizieren, erhalten eine intensive Betreuung. Amberger sagt: „Von Anfang an bekommen sie eine persönliche Begleitung, beispielsweise Gruppen-Mentorings mit erfahrenen Referent:innen. Sie werden campus- und semesterübergreifend miteinander vernetzt und lernen Gesundheitsämter in ganz Hessen kennen. Auch frühzeitiger Patientenkontakt und praxisnahe Seminare gehören zum Programm.“
Kein Staub, nirgendwo
In Frankfurt ist das beispielsweise die Mitarbeit in der Humanitären Sprechstunde, Einschulungsuntersuchungen, Reisemedizinische Beratungen, Impfungen oder die Arbeit im Sozialpsychiatrischen Dienst. Amberger ergänzt: „Wir schützen die Gesundheit der Bürger:innen, wenden Krisen ab und entwickeln präventive Konzepte.“ Damit sei die Arbeit im Öffentlichen Gesundheitsdienst durchaus abwechselnd und wichtig. Statt verstaubter Fachrichtung würden Studierende hier einen Bereich erleben, der die Gesundheit der Bevölkerung im Blick habe, etwas für einzelne Bürger:innen tue und gleichzeitig Einfluss auf die Gesellschaft nehme.
Teil der ÖGD-Quote ist übrigens auch eine Verpflichtung der Studierenden, nach dem Studium zehn Jahre in einem Gesundheitsamt zu arbeiten, für das ein besonderer öffentlicher Bedarf in Hessen festgestellt wurde. Werden eine oder mehrere vertragliche Hauptpflichten nicht eingehalten, kann es zu Strafzahlungen bis zu 250 000 Euro kommen. Dies ist äquivalent zur sogenannten Landarzt-Quote.