Mahnwachen gegen „Reichsbürger“ im Frankfurter Riederwald
Nach einem Vortrag zum Thema „Reichsbürger“ formiert sich im Riederwald Protest gegen ein Vereinslokal. Es soll eine erste Mahnwache geben.
Frankfurt – Es war als Vortrag über die „Reichsbürger“-Szene und ihre Gefahren geplant, doch es endete als Idealbeispiel für zivilgesellschaftliches Engagement. Denn im Nachgang der Ausführungen des Referenten wurden im Frankfurter Stadtteil Riederwald Protestformen gegen die Ansiedlung des der „Reichsbürger“-Bewegung nahestehenden Vereins „Lebensglück“ diskutiert und konkret ins Auge gefasst.
Nur rund 300 Meter liegen zwischen dem Vereinslokal Am Erlenbruch und dem Gemeindesaal der Heilig-Geist-Gemeinde in der Schäfflestraße, wo der Vortrag am Donnerstagabend stattfand. Vage Befürchtungen, Angehörige der „Reichsbürger“-Szene würden sich im Publikum einfinden, bewahrheiteten sich offenbar nicht.

„Reichsbürger“ im Frankfurter Riederwald: Derzeit rund 1000 Angehörige in Hessen
Wären sie gekommen, hätten sie vom Referenten Oliver Gottwald, im Hauptberuf Rechtspfleger bei der Staatsanwaltschaft Darmstadt, unter anderem gehört, dass es derzeit rund 1000 „Reichsbürger“ und „Reichsbürgerinnen“ in Hessen gibt. Dem „Königreich Deutschland“, in dem auch Vertreter des Vereins „Lebensglück“ aktiv sind, gehören nach aktuellem Stand 5081 Personen an.
Viel wichtiger aber war die anschließende Diskussion unter den rund 150 Gästen, die der Einladung des Demokratiekreises Riederwald gefolgt waren. Sie hatten viele Fragen und Anregungen, doch zuallererst wurde angeregt, dass alle Wortmeldungen anonym erfolgen sollen. Das aber, so wurde im Laufe der Diskussion klar, sahen nicht alle Anwesenden so. „Dass wir keine Namen nennen sollen, ist doch schon ein erster Erfolg für die“, echauffierte sich stellvertretend ein Besucher. „Damit zeigen wir doch nur, dass wir uns verstecken.“
Dabei müsse man als Zivilgesellschaft ein ganz anderes Zeichen setzen: „Wir müssen ganz massiv dagegen vorgehen und zeigen, dass die Reichsbürger bei uns im Stadtteil nicht willkommen sind.“
„Reichsbürger“ im Frankfurter Riederwald: „Man hätte erkennen können, wer da einzieht“
Bevor die konkreten Ideen dazu besprochen wurden, gab es aber auch noch andere Wortmeldungen. Viele davon drehten sich um die ABG und deren zögerliches Vorgehen. „Man hätte durch eine kurze Recherche schnell erkennen können, wer da einzieht“, war sich eine Frau sicher. „Der ABG fehlte es offenbar am Willen, etwas zu tun“, sagte ein Mann. „Anscheinend muss mehr politischer Druck ausgeübt werden“, lautete die Schlussfolgerung eines weiteren Anwohners, der auch Referent Gottwald zustimmte.
Druck soll nun auch auf der Straße ausgeübt werden, darin war sich die Mehrheit des Publikums einig. In den kommenden Tagen soll es regelmäßig Mahnwachen vor dem Vereinslokal geben. „Wir wollen denen keine Ruhe lassen“, war ein Motto des Abends. „Wir wollen die so lange ärgern, bis sie keine Lust mehr haben, hier zu sein“, ein anderes.
Der Auftakt erfolgt am heutigen Samstag. Dann findet in den Räumlichkeiten ein Fermentations- und Zubereitungsworkshop statt. Der Demokratiekreis fordert „alle Demokraten auf, um 11 Uhr zum Torbogen zu kommen“. Die Teilnahme von Hunden hat das Ordnungsamt untersagt. (Fabian Böker)