Mahnwache vor Pro Familia in Frankfurt

Gegenkundgebung der Frankfurter Grünen erhält aber deutlich mehr Aufmerksamkeit.
Sie haben schon ein bisschen Tradition am Aschermittwoch, die Mahnwachen vor Pro Familia. Im siebten Jahr beziehen die Abtreibungsgegner:innen des Vereins „Euro Pro Life“ vor der Beratungsstelle Posten. Nicht ganz so alt ist die Tradtion der Gegendemonstrationen. Auch am gestern gab es zum Auftakt der Fastenzeit das Stelldichein im Westend.
Dabei liefen die beiden Kundgebungen unabhängig voneinander. Auf der einen Seite eine gute Handvoll Mahnwachende, von denen nur mantramäßiges Gemurmel zu hören war und die weitgehend unter sich blieben. Auf der anderen Seite die von den Frankfurter Grünen initiierte Gegendemonstration, die auf ein großes Medieninteresse stieß.
Ursula auf der Heide war sehr postiv überrascht von der großen Resonanz. Die Grünen-Politikerin war in Doppelfunktion gekommen, da sie mittlerweile auch Vorsitzende des Frankfurter Ortsverbands von Pro Familia ist. Dass die Gegendemonstrationen überhaupt noch notwendig sind, liegt vor allem an einem Urteil des Verwaltungsgerichts Frankfurt, das auf der Heide als „komplett fern der Lebensrealität“ einstufte. Der Tenor des Urteils, wonach Frauen diese Meinungsvielfalt schon aushalten müssten, sei „verheerend“. An der Hauptwache sei eine solche Mahnwache in Ordnung, sagte auf der Heide, nicht aber im direkten Umfeld einer Beratungsstelle.
Dem schloss sich ihre Parteikollegin Martina Feldmayer an. Die Landtagsabgeordnete wies darauf hin, dass die Frauen „nicht zum Spaß“ in eine solche Beratungsstelle kämen, sondern der Besuch vor einer möglichen Abtreibung verpflichtend sei. Dann müsse die Gesetzgebung es aber auch ermöglichen, solche Beratungstermine ohne „Gehsteigbelästigung“ anzubieten, forderte Feldmayer und erhielt wiederum Unterstützung von Frank Louwen, dem Landesgeschäftsführer von Pro Familia. Die Frauen kämen „in einer Konfliktsituation“ zur Beratung und müssten ohne Druck von außen über eine Geburt oder Abtreibung entscheiden können.
Louwen wies darauf hin, dass die Frauen in der Anfangsphaseder Mahnwachen unmittelbar belästigt wurden, weil die Abtreibungsgegner:innen direkt vor der Pro-Familia-Eingangstür standen. Gut möglich aber, dass die Fundamentalist:innen von Euro Pro Life in dieser Fastenzeit zum letzten Mal in der Palmengartenstraße auftauchen werden. Denn ungeachtet der juristischen Aufarbeitung will die Bundesregierung ein Gesetz gegen Belästigung vor Beratungsstellen erlassen.
Manuela Rottmann gab in ihrer Doppelfunktion als OB-Kandidatin und Bundestagsabgeordneten der Grünen Einblick in die Stimmung in Berlin. Die Debatten zur Abtreibung seien „unerträglich hart geführt worden“. In anderen Regionen der Republik seien kaum Ärzte zu finden, die Abtreibungen vornehmen.
Die Situation in der Palmengartenstraße verglich Rottmann mit der Impfdebatte. Der Meinungsaustausch müsse möglich sein – aber Menschen vor Impfzentren anzupöbeln, gehe nun mal nicht. Auch nicht vor Beratungsstellen.