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Männlicher Nachwuchs für Pflege und Therapie

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Von: Michael Theil

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Ergotherapeutin Gesa Pelz legt dem 14-jährigen Lenox eine Schiene an, die zuvor an seine Hand angepasst wurde. Michael Schick
Ergotherapeutin Gesa Pelz legt dem 14-jährigen Lenox eine Schiene an, die zuvor an seine Hand angepasst wurde. Michael Schick © Michael Schick

Viele sehen in der Pflege noch immer einen klassischen „Frauenberuf“. Die Frankfurter Unfallklinik hat deshalb neun Schüler zum „Boys’ Day“ eingeladen.

Die Pflege sucht händeringend Nachwuchs. Viele sehen in der Pflege allerdings noch immer einen klassischen „Frauenberuf“. Um dieses Vorurteil aus der Welt zu schaffen, hat die Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Frankfurt (BGU) neun Jungen zwischen zehn und 15 Jahren eingeladen, während des „Boys’ Day“ Einblicke in die Bereiche Pflege und Ergotherapie zu gewinnen.

Der Raum, in den die Jungen kommen, sieht aus wie eine kleine Baustelle. Dort gibt es eine Leiter, Ziegelsteine und sogar eine Schubkarre. Gesa Pelz ist Ergotherapeutin im Rehazentrum der Klinik. In ihrem Job gehe es darum, Patient:innen nach Arbeitsunfällen wieder fit für den Beruf zu machen. „Man lernt, Menschen wieder aufzubauen“, sagt sie. Die Verunfallten fielen oftmals in ein emotionales Loch. Da viele ihrer Patient:innen auf der Baustelle tätig seien, arbeite sie bei der Therapie auch mit Gewichten. Unter Pelz’ Anleitung tragen die Jungen Holzkisten eine Treppe hoch, balancieren eine beladene Schubkarre über eine hügelige Strecke oder führen kleinteilige Koordinationsübungen aus. Außerdem zeigt Pelz, wie man Schienen für Verletzungen an Gelenken anfertigt.

Bei Pflegedirektorin Margit Erbeldinger lernt die andere Hälfte der Gruppe, was es bei der Pflege zu beachten gibt. Als kleine Übung füttern sich die Schüler mit Joghurt oder putzen sich gegenseitig die Zähne. Außerdem probieren sie einen Ganzkörperanzug in Orange an, der Pflegekräfte im Fall einer Massenkontamination schützen soll. Durchschnittlich gebe es auf ihren Stationen nur 20 Prozent männliche Pflegekräfte, sagt Erbeldinger. Einzelne Bereiche wie die OP-Pflege würden mehr Männer anziehen. Aber gerade bei der „Pflege am Bett“ mangele es an Personal. Das habe Folgen. Bei der Behandlung kranker Menschen sei menschliche Zuwendung genauso wichtig wie die Medikamente, sagt sie, und die komme wegen des Personalmangels oft zu kurz. Erbeldinger wolle aber unabhängig vom Geschlecht junge Menschen für den Beruf begeistern.

Er fände es „cool, Leuten zu helfen, wieder ins Leben zurückzukommen“, sagt der 13-jährige Ben. Dass Pflege und Therapie „Frauenberufe“ wären, glauben er und die anderen nicht. In seiner Klasse fänden es alle toll, dass er für einen Tag die Pflege besucht, sagt Maxi (11). „Es gibt nicht nur Feuerwehr und Polizei“, sagt Jannes (10). Für ihn gehört die Pflege genauso zu den guten Berufen.

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