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Künstler auf dem Rad

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Von: Timur Tinç

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Immer in der richtigen Balance: Daniel Andrés.
Immer in der richtigen Balance: Daniel Andrés. © Renate Hoyer

Daniel Andrés organisiert mit seinem Verein den Kunstrad-Weltcup in der Frankfurter Fabriksporthalle. Der 31-Jährige geht dabei selbst für Spanien an den Start.

Daniel Andrés ist keine andere Wahl geblieben. Immer wenn seine Mutter ein Training beim Radsportverein Germania Tempo Höchst anleitete, musste er als kleiner Bub mit in die Turnhalle kommen, weil er mit sechs Jahren noch nicht alleine zu Hause bleiben konnte. Also setzte er sich ebenfalls aufs Rad und fand schnell Gefallen am Kunstradfahren. „Man kann immer etwas Neues lernen. Der Sport hat so viele verschiedene Facetten“, sagt der 31-Jährige. „Wenn man eine Figur kann, heißt es nicht, dass man auch die nächste beherrscht.“

Kraft, Ausdauer, Gleichgewicht sind bei der Sportart gefragt. Die Besten der Besten sind an diesem Samstag zu Gast in Frankfurt. In der Fabriksporthalle wird erstmals ein Weltcup im Kunstradfahren ausgerichtet, organisiert von der RV Germania Höchst. „Wir sind gefragt worden und haben gesagt: Wir probieren es“, berichtet Andrés. In der Regel finden die Weltcups, von denen es jährlich vier gibt, in kleinen Ortschaften statt. Nach dem Auftakt in Frankfurt sind es dieses Jahr Bruckmühl, Kisvárda in Ungarn und Merelbeke in Belgien. Nach Prag ist Frankfurt die mit Abstand größte Stadt, in der so ein Event je organisiert wurde. Entsprechend aufgeregt ist Andrés. Zum einen, weil er seit Wochen mit der Organisation beschäftigt ist. Gleichzeitig wird er selbst im Einer-Kunstrad an den Start gehen – und zwar für Spanien.

Der Vater von Daniel Andrés López ist Spanier, seine Mutter ist Deutsche. Obwohl er den Sport schon lange betreibt, war die deutsche Konkurrenz zu stark, um einen WM-Startplatz für Deutschland zu ergattern. Deutschland, Österreich und Schweiz sind die drei Top-Nationen. „Wir haben immer nur im Spaß gesagt, dass ich mal für Spanien antreten werde“, erzählt Andrés. Bei einem Sprachaufenthalt in Madrid im Jahr 2016 ist aus der fixen Idee, eine spanische Lizenz zu bekommen, dann ein echter Plan geworden. Dort ist er zum spanischen Radsportverband gegangen, um mal abzuklopfen, ob er nicht für das Heimatland seines Vaters starten könne. „In Spanien gibt es kein Kunstradfahren“, sagt Andrés. Zunächst sei er hin und her geschickt worden, bis der Verbandswechsel dann vollzogen wurde. 2017 startete er erstmals bei einer WM im Spotlicht und bekam Trikot und Trainingsanzug gestellt. Eine neue Welt für ihn. Die restlichen Kosten trägt er selbst – wie übrigens alle anderen Sportlerinnen und Sportler des Kunstradfahrens. Allein sein handgefertigtes Rad kostet rund 3000 Euro.

Daniel Andrés ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Informatik an der Gutenberg-Universität in Mainz. „Ich bin im Bereich Bildverarbeitung unterwegs“, erklärt er. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Sportwissenschaften arbeitet er derzeit an einem Forschungsprojekt, bei dem es darum geht, anhand von Bildern zu erkennen, ob ein medizinisches Problem besteht oder wie fit ein Sportler ist.

Kunstrad-Weltcup in Frankfurt

Der Kunstrad-Weltcup in Frankfurt findet am Samstag, 29. April ab 14 Uhr bis etwa 22.30 Uhr in der Fabriksporthalle, Wächtersbacher Straße 80, statt. Organisiert wird das Event vom Radsportverein Germania Tempo Höchst. Es ist der Auftakt der vierteiligen Weltcup-Serie des Radsport-Weltverbands UCI.

Die Fahrfläche ist bei internationalen Wettkämpfen 11x14 Meter groß. Sie wird durch Seitenlinien begrenzt, diese dürfen nicht überfahren werden. Um den Mittelpunkt sind zwei Kreise mit einem Durchmesser von vier und acht Metern aufgezeichnet. Eine Übung muss eine halbe Runde, eine Runde, ein S oder eine 8 lang gezeigt werden.

Tickets gibt es für sechs Euro und sind über www.rvhoechst.de/weltcup erhältlich.

Fünf Minuten, 30 Übungen

Er fühlt sich topfit und hat Ambitionen, ein gutes Ergebnis beim Heim-Weltcup zu erzielen. „Ich habe dieses Jahr das erste Mal über 100 Punkte ausgefahren. Das ist jetzt auch mein Ziel“, sagt Andrés. Es geht darum, in fünf Minuten 30 Übungen zu zeigen. Es gibt ein Repertoire von 120 verschiedenen Elementen, die man vor dem Auftritt angeben muss. Sein zusammengestelltes Programm ergibt 113,7 Punkte. Abzüge gibt es, wenn der Fuß den Boden berührt, eine Übung vergessen oder zu kurz gefahren wird oder die markierten Kreislinien überfahren werden.

Neben der eigenen guten Leistung und einem gutem Ablauf der Veranstaltung hofft Andrés, viele Menschen für das Kunstradfahren begeistern zu können. Aktuell unterrichtet er sechs Kinder. In der gesamten Region Frankfurt, Main-Taunus und Hochtaunus sind es etwa 50, die die Sportart machen. „Man muss eine große Bandbreite an Sportfähigkeiten mitbringen“, sagt Andrés. „Und es sieht gut aus.“

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