Kreatives rund ums Osterfest

Beim 37. Ostermarkt im Dominikanerkloster präsentieren 50 Stände Produkte und Ideen für die Feiertage. Manche Menschen kommen nur der Gestecke wegen.
Die Ostereier, die Annette Harbich gestaltet, unterscheiden sich von denen, die „nur“ bemalt sind. Das liegt daran, dass sie zusätzlich zur Farbe noch Salzteig auf der Oberfläche der Eier verwendet. Dadurch werden dargestellte Häuser, Brücken, aber auch Tiere wie Schafe und Gänse wie auf einem Relief fühlbar – nur eben noch viel filigraner. Das Aufbringen des Salzteigs mit einer Nadel erfordert eine sichere Hand und eine Lupenleuchte, durch die Harbich während des Arbeitsprozesses blickt. Dabei lässt sie sich in ihrer Konzentration auch nicht von den Besucher:innen stören, die an ihrem Stand auf dem 37. Frankfurter Ostermarkt im Dominikanerkloster haltmachen und ihr dabei zuschauen.
Harbich gehört zu jenen Aussteller:innen der zweitägigen Veranstaltung, die seit mehr als 30 Jahren mit dabei sind. Dass sie sich überhaupt mit dem Thema Ostereiergestaltung beschäftigt habe, sei die Folge eines Besuchs des allerersten Ostermarkts gewesen, der bei seiner Premiere noch im Pferdestall im Westend organisiert worden sei. „Damals von Odine Bott, der Nachbarin meiner Mutter“, erinnert sie sich. Zu dieser Zeit habe sie dort selbst zum ersten Mal gesehen, was es für eine große Vielfalt an Gestaltungsmöglichkeiten von Ostereiern gebe. „Es war auch die Zeit, als meine Kinder noch klein waren und sie im Kindergarten und in der Schule kreativ mit Salzteig gearbeitet haben“, fügt Harbich hinzu. So sei die Idee entstanden, Ostereier und Salzteig miteinander zu kombinieren.
„Ich bin seit dem dritten Markt mit dabei“, sagt sie. Wie lange sie benötige, um ein Ei fertig zu gestalten, könne sie bis heute nicht genau benennen. Dem lägen nämlich gleich mehrere Arbeitsgänge zugrunde. „Die Eier müssen bemalt werden, erst danach können die Salzteigapplikationen aufgebracht werden“, erklärt Harbich die verschiedenen Schritte. Der Salzteig müsse trocknen und dann werde alles noch einmal lackiert. Sechs Monate im Jahr gestalte sie Ostereier, das andere halbe Jahr widme sie sich den Weihnachtsgestecken, denn beim Herbstmarkt im Dominikanerkloster sei sie auch mit dabei.
Veranstalter des Ostermarkts ist der Landesverband Hessen der „Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft“ (DMSG). Organisiert wird das Ereignis seit mehreren Jahren ehrenamtlich von Ingrid Bauer. Der Reinerlös aus Eintrittsgeld und Standgebühren kommt dem Landesverband Hessen der DMSG zugute. Knapp 50 Aussteller:innen seien dieses Mal mit dabei, sagt Bauer.
Auch schon mehr als 30 Jahre als Ausstellerin dabei ist Ursula Kähn aus Nied. Sie erzählt, dass Ostern bei ihr das ganze Jahr ein Thema sei. „Nur wenn es draußen sehr warm ist, bemale ich keine Eier“, sagt sie. Als Motive denkt sie sich Geschichten rund um das Leben der Osterhasen aus. Die Illustrationen auf Hühner-, Enten- und Gänseeiern, aber auch auf Spankisten aus Holz, erinnern an frühere Kinderbücher zu dem Thema. Kähn bemalt die Oberflächen der Eier mit dem Farbmittel Gouache und kombiniert die dargestellten Geschichten mit Schriftzügen. So sind auf einem Ei neben den Illustrationen auch die Zutaten für die Frankfurter Grünen Soße in Textform zu lesen.
Der Ostermarkt im Dominikanerkloster ist aber kein reiner Oster-eiermarkt wie etwa der im Kloster Eberbach. Im Dominikanerkloster gibt es österliche Dekoobjekte aus Holz, Kerzen, Geklöppeltes, Glaskunst aus dem thüringischen Lauscha, handbemaltes Porzellan oder süße Leckereien aus Schokolade. Bauer legt bei der Organisation großen Wert darauf, dass das Angebot für möglichst viele Geschmäcker etwas zu bieten hat. Tanja Pfaffe aus Dietzenbach präsentiert an ihren Stand Ostergestecke, hat hierfür eine Konstruktion aus Birkenästen aufgebaut, an denen sie die Gestecke mit je einem Band befestigt hat, so dass diese in der Luft schweben. „Mit den Gestecken angefangen habe ich einmal aus einem traurigen Grund. Als mein Vater verstarb, habe ich ihm ein Grabgesteck gemacht“, erzählt sie. Trotz des traurigen Anlasses habe sie an der Arbeit etwas Positives für sich entdecken können und dies weiter verfolgt. „Heute ist die Anfertigung von Gestecken zu einer Leidenschaft von mir geworden.“ Und das merken auch die Besucher:innen, die teils nur wegen ihr zum Ostermarkt gekommen sind, um sich ein Ostergesteck zu kaufen.