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Kostenloses Hygienezentrum fürs Bahnhofsviertel in Frankfurt

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Von: Oliver Teutsch

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Diakonie und Stadt Frankfurt schaffen im Bahnhofsviertel ein vorläufiges Angebot.

Es geht vordergründig nur um drei Container mit Toiletten und Duschen, doch das Medieninteresse ist groß. Die Diakonie Frankfurt und die Stadt haben am Donnerstag ein „Interims-Hygienecenter“ für das Bahnhofsviertel vorgestellt. Im Innenhof der Weserstraße 5 können sich ab sofort jene einfinden, die ihre Notdurft bisher auf der Straße verrichtet haben. Sozialdezernentin Elke Voitl (Grüne) freut sich sehr über das Angebot und hofft auch Menschen zu erreichen, die das Hilfsangebot der Stadt bislang nicht angenommen haben. Die Stadträtin sang dabei auch ein Hohelied aufs Duschen, das „Wohlgefühl, Geborgenheit“ und „Sicherheit“ vermittle.

Zudem soll das Duschen quasi als vertrauensbildende Maßnahme dienen. Denn das Angebot ist niedrigschwellig, die Menschen können einfach in den Innenhof kommen und duschen. Sie müssen nicht mal ihren Namen angeben. Wer auf diese Art Vertrauen schöpft, nehme dann vielleicht auch weiterführende Hilfsangebote an, hofft Voitl.

Für Diakoniepfarrer Markus Eisele hat das Angebot an der Weißfrauenkirche auch mit Menschlichkeit und Wertigkeit zu tun. „Unser Ziel ist es, der Verelendung im Bahnhofsviertel entgegenzuwirken“, so Pfarrer Eisele.

Das Diakoniezentrum Weser 5 bot bislang schon Duschen und Waschräume für Obdachlose an. Bis zu 250 Menschen täglich nutzen die Möglichkeit, was das Zentrum an seine Kapazitätsgrenze brachte. Der Stadt Frankfurt schwebt langfristig ein Hygienecenter im Hauptbahnhof vor. Die Verhandlungen mit der Deutschen Bahn kommen aber nicht voran, weil dem Bahnhof große Umbaumaßnahmen bevorstehen. Für das vorläufige Hygienecenter nutzt die Stadt daher die Synergie mit dem Tagestreff der Diakonie. Das Angebot in der Weserstraße 5 wird dafür ausgebaut.

Hygienecenter

Die Öffnungszeiten für die Duschen und Toiletten im Innenhof der Weserstraße 5 sollen täglich von 8.30 bis 16.30 Uhr sein. Der letzte Zugang zur Dusche erfolgt um 16.15 Uhr. An einem Versorgungscontainer werden kostenlos Handtücher, Duschgel, Shampoo, Kämme und Einwegrasierer ausgegeben.

Der Tagestreff , den es auch bislang schon gab, wird ab dem 1. April sieben Tage die Woche geöffnet haben. Die fünf Duschen dort sind dann Frauen vorbehalten. ote

Der Tagestreff wird künftig an sieben statt bisher fünf Tagen geöffnet sein. Die Duschen im Gebäude sind künftig Frauen vorbehalten, die Duschen in den Containern den Männern. Wer duscht, bekommt auch Handtuch, Badelatschen und auf Wunsch sogar einen Nagelknipser gestellt. Sorge, dass das Angebot nicht angenommen werden könnte, haben die Verantwortlichen bei Stadt und Diakonie nicht. Denn der Bedarf ist deutlich größer als das bisherige Angebot. In der Bahnhofsmission etwa gebe es nur eine Dusche. Die Bahnhofsmission und andere Kooperationspartner sollen daher künftig auf das Angebot in der Weserstraße 5 verweisen. Wie viele Menschen dort jetzt zusätzlich einlaufen werden, weiß bislang niemand. „Wir haben da keine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, wir wollten einfach was tun“, so Voitl.

Die Stadt lässt sich das laut Voitl „personalintensive“ Angebot 280 000 Euro pro Jahr kosten, sieben zusätzliche Beschäftigte werden eingestellt. Vier sollen die Abläufe im Hygienecenter koordinieren, drei das Team im Tagestreff verstärken.

Stadträtin Voitl machte aber auch kein Hehl daraus, dass sie sich für den Ausbau der Hilfsangebote im Bahnhofsviertel Unterstützung von den Kommunen im Umland, Land und Bund erhofft. Wenn Drogensüchtige in einem Druckraum ihren Ausweis vorzeigen und dort „Flörsheim oder Aschaffenburg drin steht, weisen wir sie ja auch nicht ab, weil es die Situation vor Ort nicht verbessern würde“, so Voitl. Aktuell sei die Stadt in Gesprächen mit anderen Kommunen und dem Bund, Zusagen gebe es noch keine. Voitl hofft auf eine Einigung in den kommenden Wochen und Monaten.

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