Kommentar: Lasst den Rathausturm so, wie er ist

Die Frankfurter Kulturpolitik hat wichtigere Projekte zu finanzieren als den Wiederaufbau des Rathausturms Langer Franz. Ein Kommentar von Florian Leclerc.
Frankfurt hat bereits ein Symbol für die Demokratie. Es ist die Frankfurter Paulskirche, die für viel Geld saniert werden muss.
Nach dem Zweiten Weltkrieg sammelte Oberbürgermeister Walter Kolb Spenden, um die Paulskirche wieder aufzubauen. Gleichzeitig schuf er Wohnraum und vereinte das Symbolische mit dem Notwendigen. Ganz pragmatisch wurde der ausgebrannte Dachstuhl des Rathausturms Langer Franz mit einem Behelfsdach versehen. An das bescheidene Äußere haben sich die Frankfurterinnen und Frankfurter seit knapp 80 Jahren gewöhnt. Gleichwohl blieb der um zehn Meter geschrumpfte Turm von der Münchener Straße aus zu sehen.
Magistrat muss sparen
Im Haushalt will der Magistrat 134 Millionen Euro kürzen. Die Einschnitte werden am heutigen Freitag bekannt gegeben. Wie ginge das Sparen zusammen mit Ausgaben für ein Projekt, das reine Kür wäre?
Die Spendenbereitschaft der Frankfurterinnen und Frankfurter ist aller Ehren wert. Sei es für Stiftungen, in Fördervereinen für Bühnen oder Museen und für die Erweiterung des Städels. Das wichtigste Kulturprojekt in Frankfurt ist aber nicht der Lange Franz. Es ist der Neubau der Bühnen, die sich auch tagsüber dem Publikum öffnen sollen. Anders als der Lange Franz, der nach außen wirkte, aber verschlossen bliebe.
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