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Klangspaziergang an der Nidda

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Von: Jürgen Streicher

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Führung auf dem Erlebnispfad am Stadtwaldhaus mit Peter Rodenstein von Stadtforst.
Führung auf dem Erlebnispfad am Stadtwaldhaus mit Peter Rodenstein von Stadtforst. © Monika Müller

Frankfurter Familien entdecken, forschen und lernen im Bildungsraum „GrünGürtel“.

Die erste Hummel des Jahres wird leider nicht mehr lebendig aus der frisch krümeligen Erde unter der vertrockneten Blätterschicht gegraben. Schnell verdrängen die Kinder das traurige Ereignis, denn rundum sprießt schon das Leben wie wild. „Die Hainbuche ist die erste, die Blätter kriegt“, verkündet Forstmann Peter Rodenfels. Er führt den Tross der Kleinkinder mit ihren Eltern über den Erlebnispfad rund um das wie mit der Erde verwachsene „StadtWaldHaus“. Das mit der Hainbuche ergibt Sinn, weil die „Kleinen“ im Stadtwald bald kein Licht, also Nahrung, mehr bekommen, wenn die Großen auch gemerkt haben, dass jetzt der Frühling mit Macht Einzug hält im Wald unter den dröhnenden Flugzeugen, die im Minutentakt im Sinkflug den Airport ansteuern.

Buddeln in der Erde ist ausdrücklich erlaubt, ja erwünscht bei der „Frühlingswaldexkursion“ rund ums „StadtWaldHaus“ mit Fasanerie an der Isenburger Schneise. Am besten mit den Händen, da spürt man allerhand und kann auch schön dran riechen. Der Boden lebt schon, „im Frühling passiert immer was“, sagt Peter Rodenfels. Auch wenn sich die Kleinstinsekten, die jetzt eigentlich auftreten sollten, mal kurz partout nicht zeigen wollen.

Trotzdem füllen sich die Behälter der Kinder schnell, zur Betrachtung der Beute sind Lupen eingebaut; was weiter weg ist, kann mit dem Fernglas entdeckt werden. Und die Erdkröten im Teich bieten sogar eine Liveshow bei der ersten Paarung im Jahr, wenn „der Papa auf der Mama durch das Wasser reitet“, wie der Experte erläutert.

Jugend forscht, entdeckt und lernt im grünen Gürtel der Stadt. Waldexkursionen wie gestern am Tag vor dem kalendarischen Frühlingsbeginn gehören mit unterschiedlichen Schwerpunkten zum Standardprogramm des neuen „GrünGürtel“-Programms unter dem Motto „Offen für alle“. Klima- und Umweltdezernentin Rosemarie Heilig hat es vor dem Abmarsch in die Natur vorgestellt, ein Bildungs- und Veranstaltungsprogramm nicht nur für Kinder. Natürlich war sie bei der Erkundung mit Fernglas dabei, den frischen vorgehaltenen Bärlauch hat sie sofort am Geruch erkannt.

Der „Bildungsraum GrünGürtel“ wird übrigens in diesem Jahr 20 Jahre alt, rund 8000 Kinder und Jugendliche aus Kitas und Schulen kommen jährlich in den Genuss des Programms. Mehr als 10 000 Lernende jeden Alters nähmen am „Offen-für-alle-Programm“ teil, so Barbara Clemenz, die Expertin für Umweltlernen. Für vielseitig Wissensdurstige bietet der grüne Gürtel unglaublich viel Erlebens- und Erfahrungsraum zwischen dem Naturpark am Alten Flugplatz Bonames an der Nidda über den Fechenheimer Mainbogen bis zum neu gestalteten Rennbahnpark und dem von dort aus nahen „StadtWaldHaus“, dem zentralen Informationszentrum, von dem alles ausgeht. Es bietet Führungen und jede Menge Themenveranstaltungen, im Jahr werden 25 000 Besucher:innen gezählt. Das Haus im Stadtwald ist trotz und auch wegen der Lage unter der Einflugschneise das Herzstück des Grün-Gürtels.

„Im Programm 2023 ist für alle etwas dabei“, schwärmt Heilig. Da gibt es etwa einen Klangspaziergang entlang der Nidda, bei dem es zu unerwarteten Hörerlebnissen kommt, wenn die alten Brücken plötzlich Stimmen bekommen. Ein Thementag zur Insektenvielfalt ist geplant, Fahrradbegeisterte können sich einer Exkursion durch den Stadtwald zum Thema „Waldbewirtschaftung in Zeiten des Klimawandels“ anschließen oder gar den kompletten „GrünGürtel“ am „Fahrradtag“ im Juni umkurven. Ein Höhepunkt wie immer das große „GrünGürtel“-Fest am Flugplatz Bonames im Mai, spannend auch die Fledermausnacht, der Wasserraketen-Flugtag und die zum zweiten Mal im Nordpark Bonames stattfindende „Hessische Schneckenweltmeisterschaft“. Neu ist am Jahresende ein Pflegeeinsatz am Monte Scherbelino, bei dem jede helfende Hand willkommen ist.

Die Broschüre zum Programm gibt es unter www.gruenguertel.de.

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