Kinderrechte im Fokus

Im Polizeipräsidium trifft sich ein ungewöhnliches Auditorium zu Vortrag und Workshops
Es ist ein ungewöhnliches Auditorium im Mehrzwecksaal des Frankfurter Polizeipräsidiums. Studierende, pädagogische Fachkräfte und Menschen in sozialer Arbeit haben sich eingefunden, um über Kinderrechte zu diskutieren und sich fortzubilden. Die Polizei hat eingeladen, um darüber zu sprechen, inwieweit die Partizipation von Kindern und Jugendlichen Gewalt verhindern kann.
Hausherr und Polizeipräsident Stefan Müller streckte in seiner Begrüßung gleich die Waffen: „Wir haben mit vielen Gruppen zu tun, Kinder waren bisher nicht darunter.“ Also besser abgeben an eine ausgewiesene Expertin: Katharina Gerarts, Gründerin des Kinderrechteinstituts und Inhaberin der Professur für Kindheitspädagogik an der International University in Mainz, erläuterte verschiedene Studienergebnisse zur Ausgangsfrage und verriet gleich zu Beginn: „Partizipation kann wirklich helfen, Gewalt zu verringern.“
Wobei es zunächst mal galt, diesen abstrakten Begriff mit Leben zu füllen und die Begriffe zu definieren. In Sachen Gewalt sind Kinder und Jugendliche nämlich sowohl Täter als auch Opfer. Das Statistische Bundesamt vermeldet für das Jahr 2022 knapp 60 000 registrierte Kindeswohlgefährdungen in Deutschland, mehr als die Hälfte davon durch Vernachlässigung.
Doch in Gerarts Vortrag geht es vor allem um den Nachwuchs in der Täterrolle. Sei es durch Ausgrenzung, Beleidigung oder auch die modernen Formen wie Cybermobbing und Cyberstalking. Die Professorin erläutert eine Studie, in der bundesweit Kinder im Alter zwischen 6 und 11 Jahren befragt wurden, inwieweit sie mitbestimmen können und wo ihre Meinung gefragt ist. Von ihren Klassenlehrer:innen etwa fühlen sich nur ein Drittel der befragten Kinder ernst genommen. Am größten ist die Selbstbestimmung demnach im Freundeskreis, was laut Gerarts den Umkehrschluss zulässt: je größer der Freundeskreis der Kinder, desto höher ihr Gefühl der Mitbestimmung.
Die noch wichtigere Erkenntnis der Studie aber: Je mehr Kinder mitbestimmen können, desto weniger fühlen sie sich als Opfer. Mangelnde Partizipation, vergaß die Expertin nicht zu erwähnen, gebe es übrigens nicht nur in Schule und Elternhaus, sondern nicht zuletzt auch von gesetzlicher Seite, etwa beim fehlenden Wahlrecht. Partizipation, so schlussfolgert die Expertin, könne ein Pfad zur Gewaltprävention sein.