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Kinderbücherschrank in Bonames noch immer nicht da

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Von: Fabian Böker

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In Wiesbaden gibt es schöne Bücherschränke für Kinder.
In Wiesbaden gibt es schöne Bücherschränke für Kinder. © Michael Schick

In Bonames sollte des Pilotprojekt schon im Sommer stehen. Mittlerweile ist sogar der längst auserkorene Standort wieder in Gefahr.

Eigentlich sollte er bereits im Sommer errichtet werden: der Kinderbücherschrank in Bonames. Er sollte der Erste seiner Art in Frankfurt sein, ein Schrank mit Literatur nur für Kinder und Jugendliche. Doch noch immer ist nichts davon zu sehen. Das Amt für Straßenbau und Erschließung (ASE) kann derzeit weder einen Termin noch einen Standort nennen, worüber sich einiger Unmut regt.

Vor allem bei Christopher Depta. Der Kinderbeauftragte für Bonames hatte die Idee von Ulrike Dahlmann, Leiterin des Kinderzentrums (KIZ) Theodor-Thomas-Straße, früh aufgenommen und konkrete Umsetzungen entwickelt. Dass es derzeit nicht einmal einen Standort gibt, hält er für „eine Frechheit“.

Der momentane Sachstand ist für ihn „unerklärlich“. Konkret sieht dieser nach Angaben eines Sprechers des ASE so aus, dass „die Planungen für einen Bücherschrank noch nicht abgeschlossen“ sind. Im näheren Umfeld einen geeigneten Platz zu finden, sei „eine sportliche Aufgabe“. Die Platzverhältnisse seien zum Teil sehr beengt, manche Standorte fielen nach einer Prüfung letzten Endes weg, weil im Untergrund Leitungen verlegt seien.

Depta erinnert sich, dass er und Dahlmann mit Vertreter:innen des ASE sowie der Ortsvorsteherin vor Ort waren. Dort sei ihr Vorschlag – ein kleiner Grünstreifen auf Höhe der Häuser Ben-Gurion-Ring 90 und 95 – abgelehnt und seitens des Amtes eine alternative Idee eingebracht worden, nämlich vor dem Saalbau Zentrum Am Bügel. „Diesem haben wir alle zugestimmt. Daraufhin wurde uns an Ort und Stelle bestätigt, dass der Schrank genau dort entstehen soll.“

Auf Nachfrage, warum dieser Standort nun nicht mehr gelte, reagiert das ASE ausweichend. Es ist weiterhin nur ganz allgemein von der Schwierigkeit der Standortsuche die Rede. Von einer massiven Verzögerung könne daher keine Rede sein.

Deptas Ärger geht aber noch weiter. „Der Umstand, dass wir davon erst über eine journalistische Anfrage in Kenntnis gesetzt werden, stößt mir gerade wirklich übel auf.“ Das alles bringt Gero Gabriel, Fraktionsvorsitzender der CDU im Ortsbeirat 10, auf die Palme. Seine Fraktion hatte schon mehrfach Anträge zu dem Thema gestellt. Gabriel nennt die Verzögerungen eine „Sauerei“, die mangelnde Kommunikation sei ein Ausdruck mangelnder Wertschätzung für ein Ehrenamt wie das des Kinderbeauftragten.

Für Christopher Depta zeigt die Geschichte „doch nur wieder, dass Kinder einfach keine Lobby haben, die stark oder interessant genug ist“. Dabei sei ein Kinderbücherschrank kein Karussell, sondern ein Bildungsangebot, das helfen soll, erfolgreiche Lebensbiografien zu fördern sowie für gesellschaftliche Chancengerechtigkeit zu sorgen.

Durch die Verzögerungen in Bonames geraten auch weitere ähnliche Vorhaben ins Hintertreffen. So gab es bereits im Vorjahr das Ansinnen im gleichen Ortsbeirat, auch einen Kinderbücherschrank in Eckenheim zu errichten, vor der Münzenbergerschule. Auch eine Patenschaft war schon geklärt, unter anderem durch die Kinderbeauftragte Kira Schuler. Von der Stadt gehört hat sie aber seitdem nichts.

Zum Ende des vergangenen Jahres kam die Idee auch im Ortsbeirat 2 (Bockenheim, Westend, Kuhwald) auf. Er möchte, dass es im Bereich Westend-Süd in der Nähe des Schülerladens einen solchen Schrank gibt. Dort leben knapp 4200 Kinder. Der Schülerladen würde die Patenschaft übernehmen.

Und zu Jahresbeginn hat sich der Ortsbeirat 9 des Themas angenommen. In allen drei in seiner Zuständigkeit liegenden Stadtteilen sollen Kinderbücherschränke aufgestellt werden: im Dornbusch in der Mierendorffstraße, in Eschersheim in der Nähe des Wasserturms, nur in Ginnheim ist der Standort noch offen.

Über einen Satz in dem Antrag der Grünen lässt sich allerdings mit einer Prise Galgenhumor schmunzeln: „Nach dem erfolgreichen Aufbau des Prototyps im Ortsbezirk 10 freuen sich auch die Kinder in den Stadtteilen des Ortsbezirks 9 über diese Möglichkeit, näher an Bücher und das Lesen herangeführt zu werden.“

Vom ASE heißt es zu den weiteren Anregungen nur: „Sobald es die Kapazitäten zulassen, werden wir in die Planungen dazu einsteigen.“

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