Kanuten fischen Müll aus dem Main

Der Frankfurter Kanu-Verein sucht im Main nach Müll. Das Geld von Pfandflaschen spenden die Freiwilligen für die Jugendarbeit.
Als das Kanadier-Kanu mit zehn Paddlern an Bord am Samstagnachmittag die Kaimauer des Westhafenbeckens erreicht, ist der Vorführeffekt eingetreten. Auf dem Wasser treibt nur ein verlorener Luftballon. Dabei wollten die Paddler des Frankfurter Kanu-Vereins (FKV) und der Abteilung Kanu des Eisenbahner-Sportvereins, die mit einer Flotte von zehn Kajaks und einem Kanadier unterwegs sind, zeigen, wie viel Müll sie hier sonst sammeln.
„Das ist normalerweise ein richtiger Dreckplatz“, sagt Dietmar Schellhorn, Kassierer vom FKV, der den Kanadier steuert, „bei Westwind drückt’s viel rein“. Glas- und Plastikflaschen, Getränke- und Farbdosen, tote Tauben und Verpackungen seien auf dem Wasser getrieben. „Kanuten werden häufig als Natur-Frevler angesehen“, sagt Petra Schellhorn, Vizepräsidentin des Hessischen Kanuverbandes zum Hintergrund der Aktion und ergänzt: „Wir setzen aber ein Zeichen für den Erhalt der Natur“.
FKV-Mitglied Dagmar Siede sagt: „Im Westhafen ist sonst ein dicker, fetter Teppich“. Nach dem Iron Man hätten die Kinder des Vereins an dieser Stelle hunderte Schwämme eingesammelt, die von den Athleten weggeworfen wurden und im Wasser landeten. Die Paddler nutzen das Westhafenbecken häufig als Übungsbereich und fahren Slalom durch Stützpfeiler, die zum Grund des Mains reichen und auf denen Teile der Wohnhäuser fußen. Dabei sammeln sie immer wieder Unrat, der an der Wasseroberfläche treibt, ein. Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD), der die Gruppe im Kanadier begleitet, scherzt: „Sie wollten zeigen, wie ordentlich sie waren“.
Such nach neuem Klubhaus
Aila Kruska vom Eisenbahner-Sportverein nutzt die Gunst der Stunde und spricht den OB von ihrem Kajak aus auf die Suche ihrer Kanu-Abteilung nach einem neuen Klubhaus an. „Wir brauchen Unterstützung für unseren Verein“, sagt sie. Auf den T-Shirts der Vereinsmitglieder steht „Boot sucht Haus“. Feldmann verspricht, den Verein zu besuchen.
Später berichtet die Paddlerin, die mit ihrer Familie bei der Aktion mitmacht, dass sie bei ihrem Neujahrspaddeln ebenfalls Müll sammeln würden. Den Ertrag durch Pfandflaschen würden sie spenden. Beim FKV geht das Geld von gefundenen Pfandflaschen an die Jugendabteilung. „Ich find’s einfach cool, wenn man den Main sauber hält“, sagt die 14-jährige Clara. In ihrem Müllbeutel, der aus geschmolzenen PET-Flaschen besteht, liegen ein Weinglas, Papier und ein Einwegbecher. Mit ihrem Kajak war es für sie leichter auch am Gewässerrand nach Unrat zu suchen.
Schellhorn plant das Müll sammeln künftig regelmäßig und hessenweit zu wiederholen. Ihren wieder verwendbaren Müllbeutel hätten die Kanuten ohnehin bei jeder Fahrt dabei.