Kampf dem Alltagssexismus

In Frankfurt wurden im vergangenen Jahr 300 Frauen und Mädchen Opfer von Gewalttaten. Zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen werden in der Stadt Veranstaltungen angeboten.
Am Samstag werden vor dem Frankfurter Römer und dem Bolongaropalast in Höchst die Fahnen von Terre des Femmes wehen und auf den Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen aufmerksam machen. Frauendezernentin Rosemarie Heilig (Grüne ) hat aus diesem Anlass einmal in Frankfurts Polizeistatistik geschaut. Danach wurden im vergangenen Jahr 333 Personen Opfer von Gewalttaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Dazu zählen Vergewaltigung, sexuelle Nötigung und sexueller Missbrauch. 300 der Opfer waren Frauen und Mädchen. Von häuslicher Gewalt waren 2016 genau 1403 Personen betroffen, 1144 waren weiblich.
Dazu kommt eine hohe Dunkelziffer: „Wir wissen, dass in der Regel nur wenige Frauen und Mädchen ihren Täter anzeigen.“ Um so wichtiger sei es, dass sie Solidarität erfahren und „wir alle“ klar Position beziehen und bei häuslicher Gewalt und sexuellen Übergriffen in der U-Bahn, auf der Straße oder im Büro nicht wegsehen.
Seit der Hashtag-Bewegung „#metoo“ sei das Thema sexuelle Belästigung und sexuelle Gewalt in der Öffentlichkeit so präsent wie schon lange nicht mehr. Es sei erschreckend deutlich geworden, wie lange Sexismus und Gewalt von Kolleginnen und Kollegen, Nachbarn, Eltern und Familien geduldet und verschwiegen wurde“, sagte Heilig. Ein „Mentalitätswechsel“ sei überfällig. Alltagssexismus sei „ein Angriff auf die Menschenwürde, ein Skandal und kein Kavaliersdelikt“.
Die Leiterin des Frankfurter Frauenreferats, Gabriele Wenner, machte auf das neue Sexualstrafrecht aufmerksam, das seit einem Jahr in Kraft ist. Leider wüssten viele noch immer nicht, dass „Grapschen bereits strafbar“ sei. Ein Nein reiche aus, um jede Annäherung zu unterbinden. Das Opfer müsse sich nicht mehr wie in der Vergangenheit körperlich wehren. Auch sexuelle Belästigung werde durch das neue Gesetz als Straftatbestand anerkannt. „Allerdings ist die Umsetzung des Gesetzes noch eine ungelöste Aufgabe.“
Als wichtigen Schritt in die richtige Richtung bezeichnete Wenner die Ratifizierung der so genannten Istanbul-Konvention, die ein Übereinkommen des Europarats über Grenzen hinweg zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen ist. In Deutschland wird dieses Übereinkommen am 1. Februar 2018 in Kraft treten. Bislang haben 25 von 47 Mitgliedstaaten des Europarats die Konvention unterzeichnet.