Kämpfe zwischen Milizen: Höchster Laufpaar aus Sudan evakuiert

Bundeswehr rettet Frankfurter Sportlerin und Sportler nach einer gefährlichen Odyssee durch die Kämpfe zwischen Armee und Miliz.
Dramatische Tage liegen hinter dem Höchster Afrika-Laufpaar Mareike Röwekamp und Horst Schauer. Am Samstag vor einer Woche gerieten sie auf ihrer Station in der sudanesischen Hauptstadt Khartum kurz vor dem geplanten Abflug nach Deutschland plötzlich zwischen die Fronten von Militär und paramilitärischen Gruppen. Tagelang mussten sie hinter zwei Bänken in ihrem Hotelzimmer ausharren, ohne Strom, fließend Wasser – und ohne Kontakt zu Familie und Freunden in Deutschland. In einer lebensgefährlichen Odyssee erreichte das Paar schließlich den Flughafen Khartums, wo sie zusammen mit 99 weiteren Deutschen von einer Bundeswehrmaschine ausgeflogen wurden. Montag früh landeten sie in Berlin.
In Horst Schauers Stimme gestern am Telefon schwingt der Schrecken noch mit, als er beschreibt, wie seine Frau und er das Hotel verlassen mussten: „Die Soldaten sagten uns und dem Hotelbesitzer, dass wir binnen einer halben Stunde aus dem Gebäude raus müssten, weil sie es als Hauptquartier nutzen wollten.“
Die paramilitärischen Kämpfer der „Rapid Support Forces“ brachten die zehnköpfige Gruppe von Ausländern in die große Moschee von Khartum. „Dort lagen aber schon am Eingang viele Tote, in Teppiche eingewickelt“, erzählt Schauer. „Da war klar: Hier sind wir nicht sicher.“ Also habe man an die Türen verschiedener Hotels geklopft, um Schutz zu finden. „Dort waren zwar Leute drin – aber aus Angst machte uns niemand auf.“ Kurz fand die Gruppe Asyl auf der Dachterrasse eines Einheimischen – bis sie dort beschossen wurde. Der Versuch sich zum italienischen Botschafter durchzuschlagen, scheiterte. „Unser sudanesischer Helfer organisierte dann einen Transport zu der italienischen Gruppe. Der Fahrer nahm 800 Dollar für die 30minütige Fahrt – die laut Schauer „teuerste Taxifahrt unseres Lebens“.
Doch immerhin sei bald klar gewesen: Das Paar kann sich auf eine Liste setzen und ausfliegen lassen. Auf dem Weg zum Militärflughafen gab es dennoch bange Momente: Der Bus wurde an vielen Straßensperren gestoppt. „Die Soldaten holten die gebürtigen Sudanesen mit italienischem Pass in unserer Gruppe“, berichtet Schauer.
Haben er und seine Frau Mareike Röwekamp Todesangst empfunden? Mulmig sei ihnen in einigen Momenten gewesen, sagt Schauer. Wenn etwa die Soldaten vollbewaffnet ins Hotel kamen, die deutschen und ihre Leidensgenossen an verschiedene Wände verteilt aufstellten. Wie sich herausstellte, um Geld zu verlangen, Handys mitgehen zu lassen, die sie später ihren Opfern wieder verkauften. „Wir wurden in solchen Situationen vollkommen ruhig“, erzählt er. Oft hätten dann erst hinterher die Knie gezittert. Auch mit Blick auf andere, ängstlichere Menschen in der Gruppe habe er „versucht, Stärke zu zeigen“.
Ob das Paar, wie ursprünglich geplant, sein großes Laufabenteuer von der Nordspitze bis zum südlichsten Zipfel Afrikas wieder aufnehmen wird, wollen die beiden in Ruhe entscheiden. „Wir lassen das erstmal sacken“, sagt Schauer.