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„Jeder Mensch ist eine Barbie“

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Von: Kathrin Rosendorff

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Chany Dakota gehört zu den angesagtesten deutschen Internetstars. Über eine halbe Millionen Menschen folgen ihr auf der Social-Video-App Musical.ly. Die FR verlost ein exklusives Meet and Greet mit der Frankfurterin.

Chany Dakota folgen 670.000 Menschen weltweit. Nicht in echt, keine Sorge. Sondern virtuell: Sie wollen wissen, was sie trägt, welchen Lippenstift sie benutzt, zu welchem angesagten Popstar-Lied die Frankfurterin gerade die Lippen synchron zu den Zeilen bewegt, also wie es die U-30-Generation sagt: lipsynct. Die 21-Jährige filmt sich im Selfie-Modus, und es gibt eine Art Zeichensprache: Das kann ein Herz für die Worte „I love you“ sein oder der Daumen hoch, wenn der Sänger im Lied gerade „I like“ singt.

Die meisten Videos dauern nicht länger als 15 Sekunden. Die Social-Video-App „musical.ly“ nutzen weltweit 240 Millionen Menschen. Chany Dakota gehört, wie ihr jüngerer Bruder Joely White (15) und ihr Freund Justin „Prince of Passion“ (19), zu den angesagtesten und erfolgreichsten der deutschen „musical.ly“-Szene. Kosmetikfirmen bis Modelabels nutzen ihre Popularität, damit sie für ihre Produkte wirbt.

Das Markenzeichen der Blondine: die regenbogenfarbenen Haarspitzen. Deshalb nennen ihre Fans sie auch Rainbow-Barbie. Wir verlosen ein Meet and Greet mit ihr. Beim Vorabinterview möchte sie geduzt werden.

Wenn du deinen Beruf einem Ü-40-Jährigen erklären müsstest. Wie würdest du das tun?
Wir bezeichnen uns als Influencer, also wir sind einflussreiche Menschen im Internet. Denn unsere Fans verfolgen täglich, welche Bilder oder Videos wir auf „musical.ly“ oder Instagram posten. Ich schlage ihnen dann auch mal ein cooles Produkt vor. Eigentlich wie man das bei seiner besten Freundin macht: „Also schau mal diese neuen Schuhe an, die habe ich mir eben gekauft.“ Ich versuche die neusten Trends und Tipps in die Welt zu bringen.

Wieso nennst du dich eigentlich Chany Dakota?
Das ist kein Fantasiename, sondern fast mein richtiger Name, also eine Ableitung davon …

Du hast viele Teenie-Fans, und diese schreien los, wenn sie dich oder deinen Freund Justin, „Prince of Passion“, der genauso ein Internetstar ist wie du, in echt treffen. Wie fühlt sich das an?
Das ist total verrückt. Ich habe Fans aus Brasilien, USA, Deutschland, England und Norwegen. Mein Freund und ich werden mittlerweile oft auf rote Teppiche eingeladen. Neulich waren wir sogar auf dem „Echo“ in Berlin. Da standen die berühmtesten Schauspieler oder Sänger neben uns, und dann riefen unsere Fans unsere Namen. Das war schon krass.

Apropos, bekannte Sänger wie Max Giesinger haben deinen Bruder und dich sogar zuerst angesprochen, als ihr euch zum ersten Mal gesehen habt .
Ja, wir hatten ihre Lieder auf „musical.ly“ playbackmäßig gecovert. Und als wir sie zum ersten Mal getroffen haben, haben sie gesagt: „Ach ihr seid doch die vom Video!“ Das war der Wahnsinn, dass sie uns kannten. Mittlerweile sprechen wir wie Business-Leute miteinander. Wir unterstützen uns gegenseitig. Mich schreiben auch Plattenfirmen an, wenn ein Künstler ein neues Lied rausbringt, damit ich das durch mein Lip-Sync-Video bekannter mache. Auch viele noch nicht so bekannte Künstler melden sich, weil wir einfach eine sehr große Reichweite haben. Zwischen 20 000 bis 200 000 Likes haben unsere Videos. Die Aufruferzahl ist wesentlich höher, die kann aber bislang noch nicht gemessen werden bei „musical.ly“.

Wolltest du schon immer ins Rampenlicht?
Ja. Schon mit dreizehn Jahren war ich bei meinem ersten Casting für eine Kinorolle. Ich habe mich auch schon früh für Moderation, Schauspiel und Gesang interessiert. Nach der Realschule habe ich eine Gesangs- und Schauspielausbilung auf der Academy of Stage Arts in Oberursel gemacht und dann auch mein Abitur. Zu der Zeit, das war im Jahr 2015, habe ich mit „musical.ly“ angefangen und bin dadurch schnell berühmt geworden. Das hätte ich anfangs nie gedacht, dass ich es mit Social Media und allein schaffe.

Was war dein allererstes Video auf „musical.ly“?
Dieses existiert gar nicht mehr online. Das habe ich im Auto aufgenommen, und man erkennt mich kaum, weil ich da noch nicht über Beleuchtung nachgedacht hatte (lacht) und ich eigentlich im Dunkeln saß. Meine Eltern und mein Bruder schauten mich ganz komisch an. So nach dem Motto: „Was macht die da?“ Wenn man die Videos nämlich aufnimmt, läuft das Lied immer in Zeitlupe ab, später sind aber die Lippenbewegungen synchron. Die Videos sind kleine Kunstwerke: Mit Stop Motion, Zeitraffer und Zeitlupen kann man mit Effekten arbeiten. Ein 15-Sekunden-Video zu produzieren, kann deshalb schon mal eine Stunde dauern.

Rainbow-Barbie nennen dich deine Fans. Magst du denn diesen Barbie-Begriff überhaupt?
Angefangen haben damit meine US-amerikanischen Fans, weil ich ja diese regenbogenfarbenen Haarspitzen-Extensions habe, die alle zwei Monate ausgetauscht werden. Barbie ist ein anderer Begriff für „perfekt sein“. Für mich ist jeder Mensch ein Unikat und deshalb, so wie er ist, perfekt! Also ist jeder Mensch eine Barbie.

Warst du schon zu Schulzeiten beliebt und gehörtest zu den Coolen und Angesagten?
Genau das Gegenteil. In der Schulzeit wurde ich extrem gemobbt. Ich glaube, meine Mitschüler fanden es komisch, weil ich da schon Träume hatte und wusste, wo ich hinwill. Damals hat mich das sehr verletzt. Bis heute sind diese Leute standhaft Hater geblieben. Aber mittlerweile ist mir das egal. Ich spreche meinen Fans, wenn diese gemobbt werden, Mut zu.

Du singst auch selbst. Warum bringst du keine eigene Musik raus?
Ich habe schon ein paar Angebote bekommen, aber es war noch nicht das Richtige dabei. Und gerade erst musste eine sehr bekannte Youtuberin, die versucht hat, mit ihrer Musik durchzustarten, einen heftigen Shitstorm ertragen. Da muss man aufpassen. Ich will auch meine Fans nicht ausnutzen, denn echte Fans kaufen alles, egal was man promotet. Deswegen achte ich auch sehr darauf, für was ich Werbung mache. Und erst, wenn ich ein Label-Angebot bekomme, das mir zu 100 Prozent gefällt, würde ich ein Album machen, aber es muss wirklich gut sein. Solange das nicht der Fall ist, unterstütze ich lieber Künstler mit meinen Videos.

Du hattest sogar mal ein lustiges Autofahrt-Interview mit Smudo von den Fanta Vier. Wie war er so drauf?
Er war total nett. Ein echt lustiger Typ und sehr bodenständig. Wir sind durch Hamburg gefahren, das war zur Karnevalszeit. Und obwohl man diese in Hamburg nicht feiert, hat er sich verkleidet und alles mitgemacht: Er hat sogar eine Konfettibombe explodieren lassen und mit mir „Die da“ gesungen. Er war super drauf. Die ganze Fahrt habe ich gelacht.

Man kann dich auch für Geburtstage buchen. Du verbringst dann den Nachmittag mit deinem Fan und dessen Freunden ...
Ja, ich bringe Einhorn-Kuchen von einem speziellen Bäcker mit und komme dann auch mit einem Fotografen und Kameramann. Das alles ist aber, auch je nach Anfahrtsweg, ein schon sehr besonderes, aber auch sehr teures Geschenk.

Interview: Kathrin Rosendorff

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