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Frankfurt: Schweizer Straßenfest ist abgeblasen

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Von: Stefanie Wehr

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2022 noch sorgte das Fest nach zwei Jahren Corona-Pause für volle Straßen.
2022 noch sorgte das Fest nach zwei Jahren Corona-Pause für volle Straßen. © Rüffer

Eines der beliebtesten Feste der Stadt im Juli wurde abgesagt, weil die Kosten zu hoch sind.

Das Schweizer Straßenfest fällt in diesem Sommer aus. Den Festtermin im Juli hat die Aktionsgemeinschaft Schweizer Straße (AGS) „schweren Herzens“ in dieser Woche abgesagt. „Wir denken aber über einen Termin im September nach“, sagt Gregor Meyer, neuer Vorsitzender der AGS und Inhaber des Geschäfts und Caterers Feinkost Meyer. „Es wäre maximal schade, wenn dieses Traditionsfest stirbt.“

Grund für die Absage: Die Kosten sind zu hoch. „Wir hatten letztes Jahr ein hohes Defizit von etwa 30 000 Euro. Wir konnten es dank Spenden ausgleichen. Aber mit demselben Fest und derselben Planung wären wir dieses Jahr absehbar wieder in ein Defizit geraten. Das können wir uns nicht leisten“, sagt der Co-Vorsitzende Ralf Wagner. Einnahmen aus Standgebühren waren zurückgegangen, was auch daran lag, dass die AGS wegen etwaiger Corona-Regeln erst spät in die Planung einsteigen konnte. Viele potenzielle Standbetreiber:innen konnten nicht mehr gewonnen werden.

Die Kosten indes sind immens gestiegen, vor allem für die Security, Terrorabwehr und die Umleitung der Straßenbahn, die für zweieinhalb Tage stillstehen muss. Dass die Zeiten nicht mehr dieselben sind wie vor zehn oder zwanzig Jahren und ein Straßenfest anders organisiert werden muss, war und ist das Credo von Michael Müller, der im vergangenen Jahr den AGS-Vorsitz übernahm. Jetzt ist er von seinem Amt zurückgetreten. Denn das Fest abzusagen „ist für mich keine Option“, betont Müller.

Der schon lange in der Schweizer Straße ansässige Friseurmeister habe ein Konzept mit vielen neuen Ideen eingebracht, schildert er. „Mein Vorschlag war, das Fest auf drei Tage auszuweiten, den Freitag dazu zu nehmen, um es für Standbetreiber lukrativer zu machen. Außerdem war ich dafür, Themenbereiche einzurichten, etwa eine große Kinderspielstraße, einen Beach Club, einen Biergarten, Jazzbands und einen Bereich mit elektronischer Musik für junge Leute.“ Auch ein Pink Friday sei denkbar, um die queere Community anzulocken. Räumlich müsste das Fest ebenfalls vergrößert werden und in die Nebenstraßen gehen, findet Müller. Sein Konzept habe er mit professionellen Festveranstaltern mit viel Expertise besprochen, die es für gut befunden hätten.

Weitere Idee: Angelehnt an den Pfandbecher des Darmstädter Schlossgrabenfests hätten Festbesucher einen „attraktiv gestalteten Trinkbecher“ erwerben oder als Pfandbecher am Ende zurückgeben können, so dass je zwei Euro in der Kasse der AGS gelandet wären. Bei 200 000 Besucher:innen an zwei Tagen wie im vergangenen Jahr – oder möglichen 300 000 an drei Tagen, wie Müller vorrechnet, wären 400 000 bis 600 000 Euro zusammengekommen.

Die Becher müssten allerdings gereinigt und gelagert werden, was wiederum Kosten nach sich ziehe, gibt Ralf Wagner zu bedenken. Zudem hätte wohl niemand Wein oder Champagner aus Bechern trinken wollen. Müllers Ideen hätten insgesamt im Vorstand keine Mehrheit gefunden. Wegen der Kürze der Zeit hätte man kein Alternativkonzept auf die Beine stellen können. Die AGS wolle jetzt in Gespräche mit der Stadt gehen, um die Zukunft des Schweizer Straßenfests zu sichern. Die Wirtschaftsförderung war von der Absage dem Vernehmen nach wenig erbaut, war aber gestern nicht mehr zu erreichen.

Sponsorengespräche gab es mit der Darmstädter Brauerei Braustübl, die das Fest 2019 und 2022 unterstützte – 2020 und 2021 fiel es wegen Corona aus –, sowie mit Binding, die traditionell jahrzehntelang Hauptsponsor war. Sollte es eine nächste Ausgabe geben, wäre Binding-Radeberger „natürlich interessiert daran, wieder Sponsor des Schweizer Straßenfests zu werden“, sagt Marketingleiterin Bettina Pöttken. Das würde auch Markus Mannberger vom Sachsenhäuser Vereinsring freuen. „Das wäre schön, wenn die Binding in Zukunft wieder dabei wäre“, sagt er. Die Vereine wollten „gern wieder mitmachen“. Wegen der Absage an Binding hatte es 2019 Streit gegeben. Die traditionsgemäß der Binding treuen Vereine wollten nicht mehr mitmachen.

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