Integration am Arbeitsmarkt: Spracherwerb ist das Wichtigste

Das Jobcenter Frankfurt beantwortet Fragen zu ihren Angeboten für geflüchtete Menschen und Möglichkeiten zur besseren und schnellen Integration.
Die Jobcenter sind in vielen Fällen wichtige Anlaufstellen für geflüchtete Menschen, die auf der Suche nach einem Arbeitsplatz sind. Eckardt Bülten vom Team „Markt und Integration“ im Jobcenter Frankfurt hat der FR schriftlich Fragen zum Thema beantwortet.
Können geflüchtete Menschen dem Personalmangel in manchen Branchen entgegenwirken?
Im Prinzip „Ja“, doch wichtig ist – das hat die Praxis gezeigt – der Erwerb der deutschen Sprache. Für eine qualifizierte Tätigkeit ist das Sprachniveau B2 eine wesentliche Voraussetzung. Erst jüngst wurde bei den Geflüchteten aus der Ukraine, die überwiegend qualifiziert sind, deutlich, dass der Arbeitsmarkt großes Interesse an den Arbeitskräften hat. Bei einer Bewerbermesse im Bereich Gastronomie und Hotellerie hatten Bewerber:innen und Arbeitgeber:innen reges Interesse aneinander. Es gab sogar das Angebot, dass der Erwerb der deutschen Sprache während des Arbeitsverhältnisses unterstützt wird.
Wie kann die Integration in den Arbeitsmarkt schnell gelingen?
Die Menschen müssen die Bereitschaft zum Lernen wie auch die Fähigkeit dazu mitbringen. Für Menschen, die schon lange Jahre keine Lernerfahrung mehr gemacht haben, ist die schulische Vermittlung von Sprache sehr anspruchsvoll. Wenn zusätzlich noch persönliche Probleme vorliegen, gestaltet sich die Aufgabe doppelt schwierig. Das Jobcenter wirbt gemeinsam mit Bildungsträgern dafür, dass die Berufssprache im praktischen Kontext erlernt wird.
Welche Angebote bietet das Jobcenter für geflüchtete Menschen?
Den geflüchteten Menschen steht das gesamte Angebots-Portfolio zur Verfügung, welches das Jobcenter auch anderen Bürger:innen anbietet. Dazu gehören die Feststellung des Sprachstands und der digitalen Kompetenz sowie Coaching-Angebote. Daneben gibt es Angebote, die einen Anteil an Sprachförderung enthalten. Dieser ist in der Regel berufsspezifisch ausgerichtet. Dem Jobcenter Frankfurt ist es gelungen, in einzelnen Projekten Migrant:innen zu integrieren. So gibt es eine Kooperation mit einem Geldinstitut für hochqualifizierte Geflüchtete. In Einzelfällen wurde auch die Erfahrung gemacht, dass die Menschen sich in den Arbeitsmarkt eigeninitiativ vermitteln.
Gibt es noch Verbesserungspotenzial, damit die Integration besser gelingen kann?
Ideal wäre eine Verknüpfung von Spracherwerb und gleichzeitiger beruflicher Orientierung und Qualifizierung. Der Erwerb der deutschen Sprache ist jedoch als Förderinstrument im Bürgergeld nicht vorgesehen. Der Prozess beginnt daher immer mit dem allgemeinen Spracherwerb und führt zu einem späteren Zeitpunkt zum berufsspezifischen Deutsch, das dann wieder durch das Jobcenter förderbar ist. Die Anerkennung ausländischer Berufs- oder Studienabschlüsse stellt eine weitere Herausforderung dar, da es häufig zu einer abweichenden Beurteilung der Qualifikation kommt. Hinzu kommt, dass die Anforderungen an eine Berufsausbildung je nach Herkunftsland variieren. Hier beraten die Bildungsträger zur Anerkennung der ausländischen Abschlüsse.
Zusammengestellt von Steven Micksch