Frankfurter Bahnhofsviertel: Maximal 600 Meter bis zur nächsten Toilette?
Der Ortsbeirat will ein Hygienezentrum im Hauptbahnhof einrichten und fordert mehr Sanitärmöglichkeiten in der Innenstadt.
Frankfurt – Das Frankfurter Toilettenkonzept sieht 26 von 85 Anlagen zum Aus-, Um- und Neubau als zeitnahe Maßnahmen vor, im Ortsbezirk 1 vor allem Anlagen mit bis zu 15 Toilettenplätzen an Hauptwache und Alter Oper. In der Neuen Altstadt sind zum Schutz der rekonstruierten Hausfassaden Vertragstoiletten in der Gastronomie geplant. Da wildes Urinieren besonders im Bahnhofsviertel ein Problem ist, sind dort zusätzlich zwei weitere Urinale vorgesehen.
„Das Bahnhofsviertel muss priorisiert werden“, fordert Ortsvorsteher Michael Weber (CDU), als die Dezernentin für Immobilien und Neues Bauen Sylvia Weber (SPD) das Toilettenkonzept im Ortsbeirat 1 (Altstadt, Bahnhofsviertel, Europaviertel, Gallus, Europaviertel, Innenstadt) vorstellte.

Derzeit sind 9,2 Millionen Euro für das gesamte Projekt vorgesehen. Nach dem Stadtverordnetenbeschluss am morgigen Donnerstag muss der Bedarf für die noch 2023 in den innerstädtischen Quartieren anzustoßenden Klos im Haushalt angemeldet werden, so Weber. Da zwischen Hauptbahnhof, Haupt- und Konstablerwache und Main besonders viele Menschen unterwegs sind, wird hier die zumutbare Entfernung zur nächsten Toilette mit 300 statt 600 Metern angesetzt. „Wobei inklusive, behindertengerechte und nicht nur barrierefreie Toiletten bisher zu wenig berücksichtigt sind“, räumte Weber ein. Daher soll die Frankfurter Behinderten-Arbeitsgemeinschaft bei der Fortschreibung des Konzeptes ins Boot geholt werden.
Ein Problem: Die mangelnde Beschilderung von Toiletten am Mainufer. „Dafür kommen dann viele Leute von dort ins Bahnhofsviertel“, klagte Nazim Alemdar, Betreiber des Kiosks Yok Yok in der Münchener Straße. Der Schutzmann im Bahnhofsviertel, Niklas Möller, bemängelte trotz dreimaliger Reinigung pro Tag noch immer mangelnde Hygiene im Pissoir an der Moselstraße / Niddastraße, die selbst Männer abschrecke.
Frankfurter Bahnhofsviertel: Hygienezentrum mit Toiletten und Duschen im Hauptbahnhof
Die stellvertretende Ortsvorsteherin Petra Thomsen und Ortsbeiratsmitglied Alexander Mitsch (beide Grüne) sprachen sich für einen Ortstermin im Bahnhofsviertel und das immer wieder geforderte Hygienezentrum mit Toiletten und Duschen im Hauptbahnhof aus. Der Ortsbeirat hatte in seinen Anträgen mehrere Standorte dafür vorgeschlagen.
Auch für den vom Ortsbeirat gewünschten, neu zu gestaltenden François-Mitterrand-Platz seien Toiletten vorzusehen, am besten vertraglich bei der dort anzusiedelnden Gastronomie. Nicht gewünscht sind sie hingegen auf dem begrenzten Platz am Kaisersack, dafür aber in Abstimmung mit der Deutschen Bahn im dortigen Abgang zur B-Ebene.
Als weitere wünschenswerte Standorte wurden der Peterskirchhof und der S-Bahnhof Galluswarte genannt, damit die dortige Bäckerei mit Café ihre Gäste nicht zur wenig einladenden Toilettenanlage an der Galluswarte schicken muss. Auch der Europagarten müsse als Toilettenstandort berücksichtigt werden – ob mit separater Anlage oder im Vertrag mit der Gaststätte Pauline, sei noch zu prüfen.
„Man sollte auch die Toiletten in Kirchen und Moscheen berücksichtigen“, regte Kioskbetreiber Alemdar an. Nach Einschätzung von Klaus Peter, Sachgebietsleiter beim städtischen Entsorger FES, eignen sich bei vielen dezentralen und nahen Standorten einfache, geschlechtsneutrale Einraumtoiletten. Eine Schranke und eine geringe Gebühr schützten vor Vandalismus und sonstigem Missbrauch. Sylvia Weber sprach sich jedoch gegen die Ungerechtigkeit aus, dass Frauen für öffentliche Toiletten zahlen müssen, während Pissoirs für Männer kostenfrei sind. (red)