Ein Stern für den Roßmarkt

Ein Euro-Pavillon mitten auf dem Roßmarkt soll Werbung für Frankfurt als Hauptstadt des Euros machen. Im Ortsbeirat ist die Idee umstritten.
Frankfurt ist die Hauptstadt des Euro“, betont Benedikt Fehr, der das Geldmuseum der Deutschen Bundesbank neu konzipiert hat. Weil dieses Museum ebenso wie das Besucherzentrum der Europäischen Zentralbank gerade für auswärtige Besucherinnen und Besucher schwer erreichbar ist, kam ihm die Idee für einen Euro-Pavillon in der Innenstadt. Der Roßmarkt wäre ebenso vorstellbar wie der Anbau der früheren EZB am Willy-Brandt-Platz.
Doch da viele Fragen zum Standort und der Finanzierung noch ungeklärt sind, hatte Tanya Ayesha Pösl (SPD) mit ihrem Unterstützungsantrag keinen leichten Stand im Ortsbeirat 1 (Altstadt, Bahnhofsviertel, Europaviertel, Gallus, Gutleutviertel, Innenstadt). Dort warb Fehr bei der jüngsten Sitzung am Dienstagabend für sein Konzept und präsentierte erste Entwürfe: Etwa den gezackten Pavillon des Studententeams Leno/Budic, bei dem „ein Stern auf dem Roßmarkt gelandet ist“.
Seit 2018 wirbt Fehr für seine Vision. Dafür wandte er sich an Architekten mit Lehrstuhl an der Universität, die wiederum ihre Studierenden einige Modelle entwerfen ließen. Sterne und überdachte Kuben am Roßmarkt und Goetheplatz sind ebenso darunter wie Diamanten und geschwungene Pavillons mit Grasdach im Anlagenring. Dort könnte auch die ehemalige Discothek „Living“ im EZB-Anbau eine Option sein.
Fehr wünscht sich im Inneren des Pavillons ein 360-Grad-Kino, wie es auch im Geldmuseum zu finden ist, in dem ein Film über den Euro als Ergebnis der friedvollen europäischen Einigung erzählt.
Der Magistrat soll durch den SPD-Antrag aufgefordert werden, einen geeigneten Standort im Ortsbezirk 1 auszuweisen und den Roßmarkt besonders zu berücksichtigen. Sympathie für das Projekt zeigten bereits die Europa-Dezernentin Eileen O‘Sullivan und der FDP-Fraktionsvorsitzende im Römer Yanki Pürsün – freilich in der Hoffnung, der Pavillon möge die Stadt nichts kosten.
Doch im Ortsbeirat musste Fehr bekennen, dass solche Fragen nicht geklärt sind. „Der Standort und die Finanzierung sind noch offen. Doch ich verfolge keinerlei kommerzielle Interessen“, betonte er und erwähnte ein erstes geplantes Gespräch mit der EZB, das jedoch abgesagt werden musste. In der Diskussion im Ortsbeirat wurde gefordert, der Roßmarkt solle wegen seiner Tiefgaragen statisch auf eine Eignung überprüft werden und die Kosten für den Pavillon hinsichtlich der kommenden Belastungen für den Frankfurter Haushalt möglichst die EZB oder ein sonstiger Träger übernehmen.
Die CDU-Fraktionsvorsitzende Sara Steinhardt regte an, den Anbau an den EZB-Tower in den Antrag aufzunehmen. „Das Living wäre durchaus attraktiv“, fand auch der Kinderbeauftragte Dirk Schneider. „Allerdings sollte es sich um ein niedrigschwelliges auch für Kinder und Familien geeignetes Angebot bei freiem Eintritt handeln.“
Andreas Laeuen (Grüne) kritisierte, angesichts so vieler ungeklärter Punkte und der unsicheren Zukunft des EZB-Towers nahe eines möglichen Neubaus von Schaupiel oder Oper sei es zu früh für einen Ortsbeiratsantrag. „Der frühe Zeitpunkt macht sehr wohl Sinn, wenn wir uns dafür einsetzen, dass der Standort bei uns im Ortsbezirk 1 gefunden wird und nicht doch im Ostend“, verteidigte Ayesha Pösl den Antrag, stellte ihn aber zurück.
Eine ablehnende Meinung äußerte Hanna Große-Vorholt (ÖkoLinX): „Während für Kinder und Familien soziale Räume fehlen, wird hier die Geschichte des Euro trotz Krisen sehr einseitig dargestellt. Ein solcher Pavillon ist eine Unverschämtheit.“ Was Fehr so nicht stehenlassen wollte: „Nein, unsere gemeinsame europäische Währung ist eine Erfolgsgeschichte, die man auch positiv erzählen kann.“