In Frankfurt werden die Häuser grüner

Die Stadtverordneten haben beschlossen, dass bei Neu- und Umbauten die Begrünung von Fassaden und Dächern verpflichtend ist. Auch mit Schottergärten ist Schluss.
Gegen die Hitze in der Stadt sollen Pflanzen an Fassaden und auf Dächern wachsen. Bei Neu- und Umbauten ist in Frankfurt nun verpflichtend Begrünung an Fassaden, auf Dächern und in Vorgärten vorgeschrieben. Mit Schottergärten ist Schluss. Das haben die Stadtverordneten am Donnerstagabend mit der Zustimmung zur überarbeiteten „Gestaltungssatzung Freiraum und Klima“ beschlossen. Damit die Lebensqualität im fortschreitenden Klimawandel gesichert werde, sagte David Edelmann (Grüne). Auch Frankfurt würden immer häufiger und härter Hitzewellen und Dürren treffen.
Einige Teile der Satzung wurden nach dem ersten Entwurf vor eineinhalb Jahren überarbeitet. Begrünung ist nur noch bei Umbauten für den umgebauten Teil Pflicht. Standortgerechte Pflanzen müssen verwendet werden. Eine energetische Sanierung ist von der Begrünungspflicht befreit. Kritik habe es von einigen Seiten gegeben, sagte Edelmann. „Den einen geht die Satzung zu weit, den anderen zu wenig weit.“ Das sei ein Zeichen dafür, dass unterschiedliche Interessen gut ausbalanciert worden seien.
Kritik war etwa von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Frankfurt an der Satzung gekommen. Die in der Satzung festgelegten Vorgaben würden als weiterer Kostentreiber wirken, sagte IHK-Präsident Ulrich Caspar. Die Immobilienbranche gehe von zusätzlichen Baukosten in Höhe von 300 Euro pro Quadratmeter Fassadenbegrünung aus. Und die Folgekosten würden auf Mieter:innen umgelegt.
Keine höheren Kosten
Sebastian Papke (FDP) sagte dagegen, Hausbesitzer:innen und Mieter:innen würden nicht mit höheren Bau- und Betriebskosten belastet. Simon Witsch (SPD) wies darauf hin, dass solche Änderungen „Ängste hervorrufen und auch zu sozialen Härten führen können. Aber wir lassen keine Mieter:innen und Hauseigentümer:innen alleine“. Härten müssten ausgeglichen werden. Und Elisa Grote (Volt) rechnete vor, dass im Verhältnis zu den Baukosten die Begrünung zu vernachlässigen sein könnte.
Für Pearl Hahn (fraktionslos) ist die Satzung eine „wichtige und überfällige Maßnahme, um dem Klimawandel entgegenzuwirken“. Sie freue sich auch, die „unästhetischen Schottergärten in Zukunft nicht mehr sehen zu müssen“. Sie kritisierte allerdings das langsame Tempo der Koalition dabei. Das sah auch Yannick Schwander (CDU) so. „Wir haben eineinhalb Jahre verloren.“ Er begrüßte aber die Änderungen, die Satzung sei flexibler geworden und entschärft worden. „Das ist wichtig für die Akzeptanz.“ Klimaschutz funktioniere nur mit einer breit getragenen Akzeptanz. Allerdings müsste die Satzung alle zwei Jahre evaluiert und angepasst werden, „nur dann führt sie zum Erfolg“.
Klima- und Umweltdezernentin Rosemarie Heilig (Grüne) wies immer wieder auf den Ernst der Lage hin. Die Po-Ebene sei ausgetrocknet, „das kommt zu uns, wir bekommen mailändische Verhältnisse“. Die Satzung sei ein Beitrag dazu, zu erkennen, „in welcher Situation wir sind“. Es gehe darum, eine „enkelfähige Stadt“ zu gestalten. „Ich hoffe, wir schaffen das.“