In Frankfurt teilen lernen

Das Schauspiel Frankfurt lädt alle, die mögen, zum Stadtprojekt „Share!“ im Bockenheimer Depot ein.
Vor dem Bockenheimer Depot stehen zwei Holzhütten auf Rollen. Es sind „Little Homes“ wie sie der gleichnamige Verein aus Köln für Obdachlose baut. Doch in diesem Fall haben die Kölner den Bau der mobilen Wohnboxen nur begleitet. Zu Hammer, Säge und Schraubenzieher haben Bockenheimerinnen und Bockenheimer gegriffen, die sich am Stadtprojekt des Schauspiels Frankfurt beteiligen, das noch bis Samstag, 9. Juli, im Bockenheimer Depot läuft. Es steht unter dem Motto „Share!“, „Teilen!“.
Wer in diesen Tagen durch das Bockenheimer Depot geht, sieht nicht eine große, sondern mehrere kleine, mobile Bühnen. Auf ihnen stehen Mitglieder des Schauspiel-Ensembles, aber sie sind eine Minderheit. Die eigentlichen Stars dieses in dieser Form bisher einzigartigen Stadtprojekts des Schauspiels sind die Bewohnerinnen und Bewohner des Stadtteils und Menschen aus dem übrigen Frankfurt, die Lust haben, sich in unterschiedlicher Art und Weise mit diesen Fragen zu befassen: Was können, wollen oder müssen wir teilen, und wie genau kann das geschehen.
Die Idee zu diesem Stadtprojekt entstand mitten in der Corona-Pandemie, wie Martina Droste sagt, die zusammen mit Katrin Spira, Lukas Schmelmer und Jorma Foth die künstlerische Leitung inne hat. Mit diesem Projekt solle der Isolation der Menschen und der wachsenden Spaltung der Gesellschaft, etwa in der Impfdebatte, etwas entgegengesetzt werden, sagt Lukas Schmelmer. Und „Share!“ soll das Schauspiel auch für neue Besuchergruppen öffnen, ergänzt Katrin Spira.
Schauspiel
„Share!“, das Stadtprojekt des Schauspiels im Bockenheimer Depot, läuft bis Samstag, 9. Juli. Bei allen Veranstaltungen ist der Eintritt frei.
In dieser Woche befasst sich „Share!“ mit dem Thema Arbeit. Am Samstag, 2. Juli, werden etwa von 12 bis 15 Uhr Workshops für Musik, Performance, Schreiben und Räume gestalten angeboten, bei denen alle mitmachen können. Die Ergebnisse werden von 20 Uhr an präsentiert. Am Sonntag, 3. Juli, gibt es unter anderem einen Tauschtag mit Live-Musik und Repair-Café.
Ausführliche Informationen zum Programm finden sich online. lad
Seit Angang Juni ist das Bockenheimer Depot wöchentlich jeweils von Donnerstag bis Sonntag ein Versammlungsort, an dem Frankfurter Bürger:innen gemeinsam und mit Hilfe der Kunst neue Gedanken- und Gestaltungsräume zu den Themen „Teilen und Teilhabe“ entwickeln können. Zu den wichtigsten Partner:innen, die das Schauspiel bei der Realisierung dieses Stadtprojektes unterstützen, gehört, so Martina Droste, das Stadtteilbüro Bockenheim und die Ada-Kantine, eine Küche, die seit 2020 in den Räumen der ehemaligen „Akademie der Arbeit“ auf dem alten Uni–Campus den Stadtteilbewohner:innen kostenlos einen Mittagstisch anbietet.
Essen und Wohnen waren die Themen der ersten Wochen. Eindrücke, was in dieser Zeit in Workshops und Gesprächen erarbeitet wurde, vermittelt ein Film, der auch im Bockenheimer Depot zu sehen ist. Er zeigt, wie souverän die Laiendarsteller:innen Ergebnisse und Geschichten auf die Bühne bringen. Und dass sie bereit sind, durchaus mit ihren Händen anzupacken. Neben den „Little Homes“, also den Schlafplätzen für Obdachlose, haben sie auch „Fairteiler“ gebaut, hölzerne Regale, in die Menschen Lebensmittel stellen und kostenlos von dort auch mitnehmen können.
In dieser Woche beschäftigt sich „Share!“ mit dem Thema Arbeit. Am Samstag, 2. Juli, werden dazu von 12 bis 15 Uhr Musik-, Schreib- und Performance-Workshops angeboten. Die Teilnehmenden teilen, das, was sie geschaffen haben, von 20 Uhr an, etwa bei „CitySounds“. Dazu werden Geräusche des Stadtteils gesammelt und unter Max Mahlert, dem musikalischen Leiter von „Share!“, sowie dem Filmproduzenten Sascha Wild in Musik ververwandelt. Weder die Teilnehmenden noch Menschen, die nur zuschauen wollen, müssen für die Veranstaltungen des Stadtprojekts Eintritt zahlen, denn getreu dem Motto sollen alle alles teilen können.
Martina Droste empfiehlt, sich Samstag, 9. Juli, im Kalender dick anzustreichen, denn dann ist im Depot unter der Überschrift „Bis die Lampe explodiert“ das große Finale zu erleben mit einer Show, die alles vereinen soll, was „Share!“ ausmacht: Harte Fakten, unerwartete Gags, Talkrunden, bei denen sich jeder einbringen kann, und natürlich Musik und Spaß.