„In drei Jahren spielen wir Mozart“

Pilotprojekt „Kulturelle Bildung und Teilhabe“ fördert junge musische Talente
Am Anfang steht immer die weiße Leinwand. Das weiß jeder kreative Mensch, so auch der 16-jährige Valentin Cercel, der vor der Staffelei im kleinen Kunstatelier der Georg-August-Zinn-Schule mit dem Bleistift in der Hand auf Inspiration wartet. „Ich erzähle gern Geschichten, verwende dabei Wörter , die ich bei meinen Mitschülern aufschnappe“, verrät der Neuntklässler der Bildungsdezernentin Sylvia Weber (SPD), die ihm aufmerksam über die Schulter schaut.
Anlass der Begegnung war die Präsentation des Pilotprojektes „Kulturelle Bildung und Teilhabe“ an der Griesheimer IGS – ein Projekt, das im wahrsten Sinne des Wortes Schule machen soll. Auf den Weg gebracht hat es, mit finanzieller Unterstützung des Rotary Clubs Frankfurt, der Förderverein der Schule. Schüler können dabei nach den Worten von Schulleiterin Ruth Dittmann und Fördervereinsvorsitzender Gabriele Faust-Becker auf ungezwungene Weise ihre musischen Talente entdecken.
Angeboten werden solle das ganze Spektrum der Künste: Literatur, Theater, Musik, Tanz, bildende Kunst, aber auch Film, Mode oder Computerspiele. Dies sowohl im Unterricht als auch im Ganztagsangebot.
Los ging’s im vorigen Sommer, mittlerweile trägt das Projekt erste Früchte. Eine Tanz-AG hat sich formiert und gab ebenso wie die Musikgruppen Kostproben ihres Könnens. „Wir haben Klavierschüler, Geigen, Bratschen – und warten noch auf den Cellolehrer“, sagt Johann Petrov, bei dem alle kreativen Fäden zusammenlaufen.
Er ist vom Förderverein als Koordinator des Projektes eingesetzt und umreißt nur halb im Scherz den musikalischen Dreijahres-Plan: „Bald haben wir ein Quartett beisammen, damit die Grundlage für ein Orchester geschaffen – und in drei Jahren spielen die Schüler hier Mozart!“ Mittlerweile sei zu beobachten, wie sich die Schüler:innen gegenseitig für eines der Instrumente begeisterten; Erfahrene nähmen die Jüngeren an die Hand. „Wenn das passiert, ist es am schönsten“, schwärmt Petrov. „Dann muss ich gar nichts mehr machen.“ Das Feuer am Leben erhält auch die Kooperation mit dem Akkordeonverein Griesheim, dessen Mitglieder regelmäßig vorbeikommen und die Schüler:innen mit dem Hand-zuginstrument vertraut machen.
Professor Melanie Wald-Fuhrmann, Präsidentin des Rotary Clubs, beschreibt „Schlüsselerlebnisse“ in der Begegnung mit Musik: Ein bestimmtes Lied oder einen Stil zu hören, zu spüren und zu entdecken, wird einen als lebenslange Leidenschaft und Bereicherung begleiten. Schuldezernentin Weber spricht von einer „Schule von morgen“, die mehr böte als Lernen im Klassenzimmer. „Sie nimmt alle Kinder mit, bildet, stärkt ihre Persönlichkeit und das Vertrauen in ihre Fähigkeiten.“ So werden auch die Leinwände nicht lange weiß bleiben.