Im Oosten nichts Neues
Grüne laden zum Polittalk, bei dem es darum geht, Haltung gegen Rassismus zu zeigen. Eintracht-Präsident Peter Fischer, Grünen-Vorsitzender Omid Nouripour und Künstlerin Enissa Amani sprechen.
Wenn die Grünen zum Abschluss der Internationalen Woche gegen Rassismus unter dem Titel „Haltung zeigen“ am Samstagabend zum Talk ins Oosten am Mainufer einladen, dann kann man zumindest sicher sein, dass auf dem Podium niemand mit Haltungsschäden sitzt. Und tatsächlich erteilten sämtliche Teilnehmer:innen dem Rassismus eine klare Absage – wenn auch jede:r auf seine eigene Art.
Den Anfang macht Peter Fischer, der sich neben Moderator und Grünen-Bundesvorsitzenden Omid Nouripour in den Sessel setzt. Der Präsident von Eintracht Frankfurt setzt sich auch außerhalb der Internationalen Woche immer wieder gegen Rassismus sein, und das frommt ihm auch als Chef eines Sportvereins „mit 120 Nationalitäten“. „Der Mensch ist Mensch“, zitiert Fischer Grönemeyer, stellt aber auch klar: „Man muss nicht alles gut finden.“ So gebe es etwa in manchen Heimatländern seiner Sportler:innen „fürchterliche Volksmusik“, die mitunter durch die Kabinen wabere. Aber die gibt’s ja leider auch hier, genau wie die AfD. „Wer diese Partei wählt, kann nicht Mitglied von Eintracht Frankfurt sein!“, stellt Fischer noch mal klar.
Für diese Haltung bekomme er viel Zustimmung, und etliche Menschen, die sportlich mit der SGE nicht konform gingen, hätten mittlerweile wegen dieser Haltung eine passive Mitgliedschaft beantragt, „sogar aus Offenbach“. Das freut Fischer, der auch lokal Antirassist ist. „Wir sind überall, wir sind nur zu leise“, sagt der Eintracht-Chef und ermuntert dann das Publikum: „Seid laut!“. Saba-Nur Cheema von der Bildungsstätte Anne Frank ist eher eine Freundin der leisen Worte. Sie berichtet eindrücklich von ihrer Arbeit nach dem rassistischen Anschlag von Hanau – nicht nur mit Hinterbliebenen. „Viele junge Menschen waren erschüttert, dass darüber in der Schule nicht gesprochen wurde – und am Tag danach der Mathelehrer einfach loslegte.“ Das sei ein generelles Problem. „In der Ausbildung fehlt die Kompetenz, mit Rassismus umzugehen“ – nicht nur in den Schulen, sondern auch in Unternehmen.
Die letzten Worte gehören Enissa Amani, die in der Lage ist, einen veritablen Shitstorm zu entfesseln, wenn sie „Komikerin“ genannt wird, und die daher von Nouripour klugerweise als „Comedian, Actress und Filmemacherin“ vorgestellt wurde. Immerhin hat sich Amani Fischers Schlussaufruf zu Herzen genommen und präsentiert einen erfrischenden Kontrast zu Cheemas intellektueller Unaufgeregtheit.
Das Publikum erfährt, dass sie einen neuen Film gemacht habe, der sei „supi“ geworden, dass sie gerne mit Michel Friedman „auf Augenhöhe“ diskutiere, weil sogar sie da noch was lernen könne, und dass sie mit dem Gedanken spiele, in die Politik zu gehen, aber noch nicht entschieden habe, welche Partei sie verdient habe. Gegen Rassismus ist sie übrigens auch, in ihrem Programm thematisiert sie etwa „das schreckliche I-Wort“ mit dem Boomer die indigenen Einwohner Amerikas benennen.