Neuer Frankfurter Oberbürgermeister Mike Josef: „Ich will das Gemeinsame in den Vordergrund stellen“
Im Frankfurter Römer gibt es Jubelchöre für den neuen Oberbürgermeister Mike Josef (SPD). Der verspricht, Brücken zu bauen und dankt Uwe Becker (CDU) für einen fairen Wahlkampf.
Frankfurt – Riesiger Jubel brandet auf, als Mike Josef um 19.40 Uhr mit seiner Frau Chrisovalandou den Römer betritt. Nach einem lange sehr engen Rennen ist klar: Der 40 Jahre alte Sozialdemokrat wird Frankfurter Oberbürgermeister. „Mike, Mike, Mike“ schallt es durch den Römer. Noch wirkt der bisherige Dezernent für Planen, Wohnen und Sport angespannt.
Die Anstrengung der vergangenen Monate ist ihm anzusehen, als er seinem Konkurrent Uwe Becker (SPD) für einen fairen Wahlkampf dankt. Er werde Oberbürgermeister aller Frankfurterinnen und Frankfurter sein, verspricht Josef, der am 11. Mai in sein Amt eingeführt wird. „Ich will Brücken bauen, das Gemeinsame in den Vordergrund stellen.“
Die Oberbürgermeisterwahl war nötig geworden, weil die Frankfurter Wahlberechtigten Peter Feldmann (damals noch SPD) in einem von der SPD mit angestoßenen Bürgerentscheid abwählten. Dieses Kapitel sei nun abgeschlossen, sagte Josef. „Wir werden jetzt ein neues Kapitel aufschlagen.

Neuer Frankfurter OB Mike Josef sieht Frankfurt vor großen Herausforderungen
Frankfurt habe großes Potenzial, stehe aber vor sehr großen Herausforderungen, sagte der künftige Oberbürgermeister im Rathaus, immer wieder von „Mike“-Sprechchören unterbrochen. Gemeinsam mit der Koalition werde er sich für mehr Klimaschutz, bezahlbares Wohnen, bessere Angebote in Kultur und Sport und mehr Sicherheit und Sauberkeit einsetzen. Im Römer ist es brechend voll. Eine der ersten, die Josef gratuliert, ist Bundesinnenministerin Nancy Faeser, die für die SPD im Herbst hessische Ministerpräsidentin werden will.
Zunächst hatte Becker am Sonntagabend vorne gelegen. Schon nach einer Dreiviertelstunde sieht es dann aber sehr gut für Josef aus. Als erster wagt Jan Pasternack aus dem Parteivorstand ein Statement. „Ich habe das Gefühl, Frankfurt hat sich für den Fortschritt entschieden – und nicht für ein Rollback. Das macht mich extrem stolz auf meine Heimatstadt“, sagt der Landtagskandidat.
Die Frankfurter SPD hat schwere Zeiten hinter sich - nun ist der Jubel groß
Die Frankfurter SPD hat schwierige Zeiten hinter sich. Die Kommunalwahl 2021 lief miserabel. Der AWO-Skandal und die Korruptionsvorwürfe gegen Feldmann, die kurz vor Weihnachten zu dessen Verurteilung führten, setzten der Partei schwer zu. Umso größer ist in der SPD nun die Freude über Josefs Sieg. „Die Voraussetzungen waren miserabel“, sagt Parteivorstand Lino Leudesdorff. Doch Josef sei es gelungen, die Menschen von seiner Person und seiner Politik zu überzeugen. Und die Partei habe es geschafft, trotz der schwierigen vergangenen Monate hoch motiviert für ihn zu kämpfen.
Linkes Bündnis
Vor dem Kaisersaal ist es so voll, dass Josef eher durch die Menge geschoben wird, als sich selbst fortzubewegen. Und so laut, dass kaum noch ein Wort zu verstehen ist. „Dass uns Frankfurt das Vertrauen schenkt, macht uns stolz, aber auch sehr demütig“, sagt der SPD-Bundestagsabgeordnete Armand Zorn der FR.
Offenbacher Oberbürgermeister Felix Schwenke unter den Gratulanten
Langsam ebbt die Anspannung ab, wird die Stimmung ausgelassen. Viele sind gekommen, um mit Josef zu feiern. Der Rapper und Musikproduzent Hassan Annouri etwa, der in den vergangenen Wochen in den sozialen Medien sehr für den SPD-Politiker geworben hatte. Der Offenbacher Oberbürgermeister Felix Schwenke (SPD) ist gekommen, um zu gratulieren. Aber auch viele Politiker:innen der Grünen- und der Linken zeigen sich erleichtert, teils aber auch offen froh, dass Josef und nicht Becker das Rennen gemacht hat. (Christoph Manus)