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Kinderbeauftragte schlagen Alarm

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Von: Holger Vonhof

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Viele Eltern im Frankfurter Westen suchen verzweifelt nach einem Platz im Kindergarten, Hort oder in der Krippe.
Viele Eltern im Frankfurter Westen suchen verzweifelt nach einem Platz im Kindergarten, Hort oder in der Krippe. © Michael Schick

Viele Eltern im Frankfurter Westen suchen verzweifelt nach einem Platz im Kindergarten, Hort oder in der Krippe. Die Kinderbeauftragten fordern, mehr in Bildung und Betreuung zu investieren.

Für Carina Grönke, seit einem Jahr Kinderbeauftragte für Sossenheim, steht fest: Ein Kind sollte einen Kindergarten besuchen. „Es sollte eine Welt außerhalb der eigenen Familie kennenlernen, vielleicht außerhalb der Sprache, die zu Hause gesprochen wird.“ Doch in den Stadtteilen des Frankfurter Westens fänden Eltern immer öfter keine Kindergarten-, Krippen- und Hortplätze. Ihre Kollegin Afaf el Harchi, Kinderbeauftragte für Griesheim, pflichtet ihr bei: „Das Kind ist dann den ganzen Tag zu Hause, in der Sprache sehr verzögert.“ Selbst Migrantin, weiß Afaf el Harchi: „Wie kann ein Kind Deutsch lernen, wenn die Mama kein Deutsch sprechen kann, und wann hat die Mama Zeit, Deutsch zu lernen, wenn das Kind keinen Kindergartenplatz hat?“

Sechs der neun Kinderbeauftragten aus dem Frankfurter Westen haben am Dienstagabend in der Sitzung des Ortsbeirats 6 Alarm geschlagen. Ein Kindergartenplatz gehöre zum Recht auf Bildung, sagte Susanne Feuerbach, Leiterin des Kinderbüros der Stadt Frankfurt. Während die Stadt die in der UN-Kinderrechtskonvention verbrieften Kinderrechte dieses Jahr vom 21. bis 27. Mai in allen Stadtteilen feiern will, gelingt es gerade im Frankfurter Westen immer wieder Eltern nicht, einen Kindergarten- oder Betreuungsplatz für ihr Kind zu finden. Eine Kindergartenleiterin sagte: „Es stehen Eltern weinend vor mir und sagen, dass ein Elternteil seine Arbeit aufgeben muss, wenn ich keinen Platz für ihr Kind habe.“

Die Zeilsheimer Kinderbeauftragte Susanne Langohr fühlt sich „zunehmend hilflos“. Es sei den Kinderbeauftragten deshalb „wichtig aufzuzeigen, was das im Mikrokosmos Familie für Auswirkungen hat“. Denn nicht selten führe das zu einer Spirale von Konflikten. Hilfe gebe es kaum: Es bestehe bis zu einem Jahr Wartezeit für einen Termin beim Kinder- und Jugendpsychologen. Allein in Zeilsheim habe es im vergangenen Jahr 250 Fälle gegeben, in denen das Jugendamt aktiv werden musste – bis hin zur Inobhutnahme.

Die Kinderbeauftragten des Frankfurter Westens haben am Dienstag den Ortsbeirat gebeten, Bildungsdezernentin Sylvia Weber (SPD) einzuladen, „damit sie Rede und Antwort steht und erklärt, wie sie sich das für Frankfurt und den Frankfurter Westen vorstellt.“ Weber ist als Bildungs- und Baudezernentin für die Einrichtung neuer Kindergärten verantwortlich. Die stellvertretende Ortsvorsteherin Birgit Puttendörfer (SPD) empfahl, dann aber auch Sozial-, Jugend- und Familiendezernentin Elke Voitl (Grüne) vorzuladen. Petra Scharf, Fraktionsvorsitzende der SPD, wies darauf hin, dass es nicht nur am Bau liege, sondern auch kein Personal verfügbar sei.

Die ehrenamtlich aktiven Kinderbeauftragten gibt es in Frankfurt seit 1994 – in der Regel eine pro Stadtteil. Die Dienstältesten im Frankfurter Westen sind die Goldsteinerin Marion Weil-Döpel und die Sindlingerin Claudia Ilg – beide sind seit den 1990er Jahren für die Kinder ihres Stadtteils aktiv.

Die Kinderbeauftragten des Frankfurter Westens wollen künftig einmal im Jahr – immer im Februar – in die Sitzung des Ortsbeirats kommen und Bericht erstatten.

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