Der Verwaltungschef, der in den Bolongaropalast einbrach
Henning Brandt, der „Höchster Bürgermeister“, geht nach knapp 16 Jahren in den Ruhestand. Im März oder April wird eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger bestimmt.
Wenn am heutigen Mittwoch Oberbürgermeister Peter Feldmann als Dezernent für den Frankfurter Westen im Bolongaropalast seine Bilanz für die westlichen Stadtteile vorstellt, dürfte das für Henning Brandt der letzte gemeinsame Auftritt mit seinem Dienstherrn sein: Der „Bürgermeister“ des Frankfurter Westens geht in den Ruhestand. Glauben will man es nicht, denn Brandt ist fit und agil, aber: Der 21. Januar wird sein letzter Tag im Büro sein; im April wird er 66 Jahre alt.
2006 kam er nach Höchst, das er vorher nur von Stippvisiten kannte. Die damalige Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU) hatte ihm die Stelle als Verwaltungschef im Bolongaropalast angetragen, er hatte drei Tage Bedenkzeit. Brandt hat eingeschlagen – und es bis heute nicht bereut. Auch wenn er jetzt in Pension geht, bleibt er Höchst verbunden, behält seine Wohnung, will weiter in Vereinen aktiv sein: „Ich bin so verwurzelt in Höchst, dass ich da weitermachen möchte, wo ich darf oder soll.“
Geboren wurde er in Negenborn in Niedersachsen. Nach zwölf Jahren bei der Bundeswehr machte er sein Fachabitur und bewarb sich bei einigen Kommunen – „und halt auch bei der Stadt Frankfurt“. Eigentlich wollte er da nicht hin; klar, dass es Frankfurt wurde. „Ein glücklicher Zufall“, sagt er heute.
Seine erste Dienststelle war das Amt für Wohnungswesen, wo er sich mit Zweckentfremdung von Wohnraum befasste. Dort ereilte ihn 1995 der Ruf des OB-Büros: Man brauche jemanden als „Gesicht der Stadt“ vor Ort, einen Kümmerer. Brandt hatte ein Büro mit Blick auf den Paulsplatz, war aber in der ganzen Stadt unterwegs, um zwischen Stadt und Bürger:innen zu vermitteln.
2006 meldete sich dann erneut die Chefin: Diesmal schickte sie ihn nach Höchst. Der dortige Verwaltungschef Dieter Butz war in den Ruhestand gegangen, und weil so etwas immer sehr plötzlich passiert, war der Posten vakant, und zum Schlossfest stellte Petra Roth ihn den Höchstern als Nachfolger vor. Vor Brandt gab es erst zwei Menschen auf dem Posten: Alfons Kaiser residierte 28 Jahre lang im Palast, Butz elf.
Henning Brandt ist aber vielleicht der Einzige der drei, der schon mal in seinen Dienstsitz eingebrochen ist: Das war gleich im ersten Jahr, am Abend nach einer Schlossfest-Veranstaltung. Er lebte damals noch in Sprendlingen, hatte sein Auto im Hof des Palastes stehen. Doch als er zurückkam, um nach Hause zu fahren, hatte der Hausmeister die Palasttore zugesperrt. Da im Auto sein Hausschlüssel lag, stieg er kurzerhand über die Mauer ein, und fuhr danach mit der Bahn nach Hause.
Eigentlich hätte Brandt seinen Posten im Palast schon geräumt, aber weil sich die Organisation seiner Nachfolge hinzieht, hat er um drei Monate verlängert. Im März oder April soll eine Entscheidung fallen. Keine leichte wird das sein für den OB, denn wen er auch nach Höchst schickt: Wenn sie oder er es nicht völlig verkehrt anstellt, wird es einen neuen „Höchster Bürgermeister“ geben – vielleicht ja diesmal eine Frau. (Holger VonHausen)