Amtsgericht bleibt eingerüstet

Sanierung am historischen Gebäude verzögert sich weiter. Der Baustart ist erst für 2023 geplant.
Das Höchster Amtsgericht taugt als echter Hingucker. Das 1913 erbaute Kulturdenkmal ist die Sorte Gebäude, die man stolz auf Fremdenführungen als Aushängeschild des Stadtteils zeigen könnte. Eigentlich. Denn seit Jahren verdeckt ein großes Gerüst an der Gerlach- / Ecke Zuckschwerdtstraße die untere Hälfte des Gebäudes. Ein kleineres steht neben dem Haupteingang.
Viele Bürger und Bürgerinnen empfinden die Konstruktion als Schandfleck. Wie eine Nachbarin in der Gerlachstraße, die – auf das Gerüst angesprochen – erstmal nur genervt mit den Augen rollt: „Das steht hier schon ewig – und keiner weiß, warum.“
Nach Angaben von Anwohnerin Angelika Brecht-Levy ruhen die Arbeiten seit Jahren. Jüngst habe sie ein paar Bauarbeiter Teile des Gerüsts abbauen gesehen. Freudig überrascht sei sie gewesen und habe gefragt, was denn los sei. Es seien ein paar Erdarbeiten geplant, genau unter dem Gerüst, gaben die Männer zurück. Und was danach sei? „Dann bauen wir es wieder auf“, hätten die Arbeiter ihr mitgeteilt. „Für mich handelt es sich hier um Stadtteil-Vernachlässigung“, schimpft Brecht-Levy.
Zuständig für das Bauprojekt ist der Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen (LBIH), das dem Hessischen Finanzministerium untersteht. LBIH-Sprecher Alexander Hoffmann-Glassneck erklärt, dass das im Oktober 2015 aufgebaute Arkadengerüst als Schutztunnel nötig sei, um „Fußgänger vor eventuell herabfallenden Putz- und Fassadenteilen sowie Dachziegeln“ zu schützen. Ursprünglich sei am Amtsgericht lediglich eine Fassaden- und Dachsanierung geplant gewesen, die inzwischen aber „um weitere große Maßnahmen, etwa die Sanierung der Sanitäranlagen“ erweitert wurde, sagt der Sprecher. Deren Notwendigkeit hätte sich „im Zuge vertiefter Untersuchungen“ herausgestellt.
Und es ergebe nach seinen Worten „Sinn, alle geplanten Maßnahmen zu einer großen Baumaßnahme zu bündeln, um den Gerichtsbetrieb nicht mehrfach und länger als notwendig zu stören“. Dass sich die Sanierungen so lange hinziehen, liege am „erweiterten Planungsprozess, zu dem auch die Beschaffung einer Teil-Interimsunterbringung gehört“, sagt Hoffmann-Glassneck. Die laufenden Mietkosten des Baugerüsts gibt er mit einem „mittleren dreistelligen Betrag pro Monat“ an.
Und diese werden noch länger fällig. Denn vorerst wird das Gerüst wohl nicht verschwinden, gibt der LBIH-Sprecher zu verstehen. Und später gibt’s statt weniger wohl noch viel mehr Gerüst am Amtsgericht. Denn: „Das gesamte Gebäude wird zur Sanierung der Fassade und des Daches voraussichtlich im Februar 2023 eingerüstet.“ Der Baubeginn sei für den Sommer 2023 vorgesehen – und die Bauzeit betrage voraussichtlich 15 Monate.