Hoch im Kurs: Bio-Kartoffeln und Lauch in Frankfurt

Die Bürger AG für nachhaltiges Wirtschaften verkauft wieder Aktien und hat die Ernährungswende fest im Blick. Eine Regionalkarte öffnet Türen zu Bio-Betrieben in Rhein-Main.
Gesunde Lebensmittel – gerade in Zeiten der Corona-Krise sind sie vielen Menschen wichtig. Wer jetzt Mitglied einer Solidarischen Landwirtschaftsgemeinschaft (Solawi) ist, bekommt sein Gemüse einfacher und sicherer als die Supermarktkunden. Die Kiste mit dem Ernteanteil wartet im Depot oder wird geliefert. Manche dieser Vereine und Genossenschaften schließen gerade Vereinbarungen mit ihren Mitgliedern, um auch andere, nicht von ihnen selbst angebaute Biolebensmittel über diesen Vertriebsweg weiterzugeben.
Die Bürger AG für regionales und nachhaltiges Wirtschaften – so der volle Name – setzt sich in Frankfurt und Rhein-Main schon seit Jahren für eine soziale und umweltverträgliche Biobranche ein. Sie unterstützt Erzeuger und Bioläden mit stillen Beteiligungen an Projekten, darunter etwa den Dottenfelderhof und das Urban-Farming-Start-up Die Kooperative. Und sie ist eng verzahnt mit dem Verein Bionales (Bürger für regionale Landwirtschaft und Ernährung), dem Träger des Frankfurter Ernährungsrats.
„Viele positionieren sich jetzt für die Zeit nach der Corona-Pandemie“, sagt Joerg Weber, Vorstandsprecher der Bürger AG. Spätestens dann gelte es, die Ernährungswende tatkräftig anzugehen. Die Weichen stellt die Gesellschaft jetzt mit dem Verkauf weiterer Aktien. Sie stockt ihr Grundkapital, derzeit 862 500 Euro, in den kommenden drei Monaten (Start: 1. April) um bis zu 108 000 Euro auf. Zeichnungsberechtigt sind zunächst die 245 sogenannten Altaktionärinnen und Altaktionäre, die bereits Anteile an der Bürger AG besitzen. Im zweiten Schritt darf dann auch Aktien kaufen, wer dort noch keine hat. Dann sind noch einmal Anteile im Wert von bis zu 300 000 Euro zu haben. Eine Aktie kostet 550 Euro.
Ebenfalls ausbauen will die Bürger AG die Reichweite ihrer Regionalkarte. Das ist eine Art Ausweis, der Bioerzeuger und Läden im Umkreis mit der Kundschaft zusammenbringt. Die Karte ermöglicht Rabatte von zwei bis zehn Prozent bei laut Weber momentan rund 30 Akzeptanzstellen, sichert Arbeitsplätze und fördert die Vernetzung der nachhaltigen Landwirtschaft in direkter Nähe zu den Verbrauchern.
Auf der Liste der Betriebe, die die Karte akzeptieren, sind etwa Landwirte aus der Wetterau und dem Taunus, Biomärkte, Unverpacktläden, Taschen- und Kissengeschäfte, ein Lastenrad-Lieferservice und ein Frankfurter Biohotel. Die AG will die Zahl mindestens verdoppeln und vor allem: die Regionalkarte allen zugänglich machen. Bisher gibt es sie nur für die Aktionäre.
Eine Idee: „Unternehmen kaufen die Regionalkarte für ihre Mitarbeiter, etwa als Weihnachtsgeschenk“, schlägt Weber vor. „Das wäre ein Riesenwumms für unsere regionale nachhaltige Wirtschaft.“ Die Karte soll für unter 30 Euro zu haben sein. Das alles dient einem Ziel: „Wir wollen die Ernährungs- und Landwirtschaftswende“, sagt Joerg Weber. Die Gesellschaft soll einen Kurs einschlagen, auf dem Lebensmittel erschwinglich für alle, umweltschonend und gesund produziert werden. „Das steht immer im Mittelpunkt.“