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Historisches Museum Frankfurt: Demokratie zum Anfassen

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Von: Andreas Hartmann

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Ein Plexiglasmodell der historischen Paulskirche - es darf angefasst werden.
Ein Plexiglasmodell der historischen Paulskirche - es darf angefasst werden. © Renate Hoyer

Das Historische Museum hat zu 1848 zwei ziemlich originelle Ausstellungen konzipiert – und erklärt, was Flüchtlinge, Umweltschutz und Kinderrechte damit zu tun haben

Kurz vor dem großen Jubiläum zu 175 Jahren Paulskirchenversammlung eröffnen im Historischen Museum Frankfurt am Römerberg gleich zwei Ausstellungen zum Thema, die beide ein ungewöhnliches und fantasievolles Konzept haben. Das oberste Stockwerk des Neubaus quillt gradezu über vor Ideen, wie Demokratie zum Anfassen gezeigt werden kann. Das lässt sich ganz wörtlich nehmen, hier in der Ausstellung „Demokratie: Vom Versprechen der Gleichheit“ darf – obwohl ja Museum – tatsächlich alles berührt werden, das Plexiglasmodell der historischen Paulskirche mit der imposanten Kuppel etwa oder die zarten Installationen und Collagen, zwischen denen man sich bewegt. „Die Ausstellung ist wie unsere Demokratie. Man muss behutsam mit ihr sein“, sagt Angelina Schäfer vom Kuratorinnen-Team.

Im „Stadtlabor“ des Historischen Museum gibt es bis zum 14. Juli kommenden Jahres Spiele zum Ausprobieren, die Kuratorinnen haben an Kinder und Jugendliche gedacht, man kann eine Flaschenpost verschicken oder sich durch ein symbolisches Labyrinth bewegen, das Flüchtlinge in Deutschland durchqueren müssen. Den abstrakten Begriff „Demokratie“ und seine vielen Bedeutungen zu illustrieren, das ist ja nicht einfach, aber ist hier doch sehr spannend und vielfältig umgesetzt.

Selbst ganz aktuelle FR-Artikel haben es schon ins Museum geschafft

Interviews und kurze Filme sind zu sehen, und die Künstlerin Barbara Greul Aschanta erinnert mit einem Kunstwerk an das Scheitern des deutschen Parlaments von 1848 und den während der Französischen Revolution in der Badewanne ermordeten blutrünstigen Revolutionär Jean Paul Marat. Selbst einige ganz aktuelle Artikel aus der Frankfurter Rundschau sind inzwischen schon museumsreif. Rund 60 „Stadtlaborant:innen“ haben die Ausstellung basisdemokratisch zusammengestellt, entsprechend bunt ist sie auch.

Ein neuer Weg durch die Dauersammlung zeigt Zusammenhänge und Verbindungen

Die zweite Ausstellung zur 175 Jahren Frankfurter Paulskirchenversammlung nutzt die natürlich längst vorhandenen reichhaltigen Sammlungen des Museums, die allerdings ständig erweitert werden, wie Direktor Jan Gerchow betont. Grade erst habe man auf einer Auktion ein bedeutendes Gemälde zu 1848 erwerben können.

Eine neue Tour durch die Dauerausstellung erzählt nun anhand einzelner Exponate „Frankfurter Demokratiegeschichten 1848 bis heute“ – was die „Frankfurter Küche“ oder die Skulptur „Der Jüngling“ mit dem ersten deutschen Parlament zu tun haben, beschreibt das dazu erschienene Begleitheft der Ausstellung. An mehreren Stationen sind Interviews mit Expertinnen wie der Historikerin Kerstin Wolff oder der Historikerin Nicole Deitelhoff zu hören – letzteres ist wirklich noch taufrisch. Kuratorin Dorothee Linnemann hat es erst am Tag vor der Eröffnung geführt.

Die Kuratorinnen Dorothee Linnemann (re.) und Susanne Gessner in der Ausstellung.
Die Kuratorinnen Dorothee Linnemann (re.) und Susanne Gessner in der Ausstellung. © Renate Hoyer
Flaschenpost in die Zukunft: Etwa 3100 Flaschen bilden „Bouteille à la mer“.
Flaschenpost in die Zukunft: Etwa 3100 Flaschen bilden „Bouteille à la mer“. © Renate Hoyer

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