Hilfe für junge Mütter

Das Jobcenter macht das Modellprojekt Frankfurter Familienstart zum Regelangebot. Dazu gehören ein Platz in der Krabbelstube und viel sozialpädagogischer Sachverstand.
Jana Müller (Name von der Redaktion geändert) war selber noch ein Kind, als sie ihre Tochter bekam. „Ich bin mit 16 Jahren Mutter geworden und lebte dann mit meiner Tochter bei den Eltern. Vom Vater des Kindes habe ich mich kurz nach der Geburt getrennt, weil er kein besonderes Interesse an uns beiden hatte.“
Aufgeschrieben hat diese Zeilen Marion Kaufmann, die von Anfang an bei dem Modellprojekt „Frankfurter Familienstart“ dabei war, das vom Jobcenter jetzt zum Regelangebot gemacht wurde und am Montag auf der „Wikinger“ vorgestellt wurde.
350 junge Mütter mit Kindern von weniger als drei Jahren sind dem Jugendjobcenter bekannt. Sie alle werden von Kaufmann und ihrer Kollegin, Marijana Kelava-Barba, angesprochen, ob sie sich vorstellen können, bei dem Projekt mitzumachen. Der Vorteil: Sie bekommen sofort einen Platz in der Krabbelstube und haben mit Kaufmann und Kelava-Barba zwei sozialpädagogisch geschulte Ansprechpartnerinnen, die mit den Problemlagen junger Frauen vertraut sind: Kein Geld, vielleicht Schulden, keine eigene Wohnung, Stress mit dem Ex und keine klaren Vorstellungen, wie es in Zukunft weitergehen könnte.
Oft fehlen Sprachkenntnisse
In Höchst hat Marion Kaufmann ihr Büro in der Krabbelstube „Posträuber“. Da kommen die Frauen morgens und abends vorbei, um ihre Kinder zu bringen oder abzuholen, erzählt sie am Montag auf der „Wikinger“. Sie müssten nur anklopfen, bei Marion Kaufmann finden sie immer ein offenes Ohr. Und wenn es keine schnelle Lösung gibt, „suchen wir gemeinsam nach anderen Ansprechpartnern“, ergänzt Kelava-Barba, die ihr Büro in einer Krabbelstube im Gallus hat.
Der Verein zur beruflichen Förderung von Frauen, zum Beispiel, hilft bei der beruflichen Orientierung. Oft fehlen Sprachkenntnisse oder der Hauptschulabschluss – auch da kann Abhilfe geschaffen werden. Ganz individuell wird geschaut, welche Schritte die nächsten sein könnten. Es gehe darum, dass die Frauen „den Kopf frei bekommen“, um ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen.
Viele seien unsicher, ob sie eine gute Mutter sind. Kaufmann und Kelava-Barba kommen, wenn es gewünscht wird, nach Hause und zeichnen kleine Videofilme auf. So können sie etwa darauf hinweisen, dass es nicht gut ist, das Kind allein auf dem Wickeltisch zu lassen – auch wenn es nur Sekunden sind.
Einmal die Woche treffen sich die Teilnehmerinnen von Familienstart, um Erfahrungen und Erziehungstipps auszutauschen. Eine hat so eine Wohnung gefunden – weil eine andere Teilnehmerin mit ihrem Freund nach Königstein zog.
Knapp hundert Frauen haben in den sieben Jahren, die es das Modellprojekt gab, mitgemacht, rund die Hälfte konnte in Arbeit oder Ausbildung vermittelt werden – eine „gute Quote“, wie Dietmar Schmid, der Vorstandsvorsitzende der BHF-Bank-Stiftung, sagt.
Die Stiftung hat das Projekt mit 300 000 Euro unterstützt und wird sich nun, nachdem es zum Regelangebot geworden ist, anderen Aufgaben widmen.
Die Leiterin des Jobcenters, Claudia Czernohorsky-Grüneberg, wies darauf hin, wie wichtig es sei „die Kette von Armut zu unterbrechen“. Häufig werden prekäre Lebenssituationen von Generation zu Generation weitergegeben. So dürften vor allem auch die Kinder von dem neuen Regelangebot profitieren. Am Montag kamen sie nach der Pressekonferenz an Bord, um mit der „Wikinger“ abzulegen: Jubel, Trubel, Heiterkeit.