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Hilfe geht ins Leere

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Von: Thomas Schmid

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Ein Straßenzug in der Region Karamanmaras in der Türkei. Bis zu 90 Prozent der Gebäude sind mancherorts zerstört. Hier haben Helfer schon die Straßen zwischen den Trümmern geräumt.
Ein Straßenzug in der Region Karamanmaras in der Türkei. Bis zu 90 Prozent der Gebäude sind mancherorts zerstört. Hier haben Helfer schon die Straßen zwischen den Trümmern geräumt. © Luftfahrt ohne Grenzen

„Luftfahrt ohne Grenzen“ warnt vor unkoordiniertem Aktionismus.

Im Erdbebengebiet in der Türkei und Syrien zu helfen, ist momentan schwierig. Frank Franke, der Präsident der Frankfurter Hilfsorganisation „Luftfahrt ohne Grenzen“ (LoG), warnt dringend davor, sich jetzt auf den Weg zu machen: „Ab dem Flughafen ist alles ein einziger Stau. Man kommt kaum durch, die Helfer:innen werden blockiert.“ Was immer gut gemeint sein mag, richtet in einer Situation wie jetzt, zwei Wochen nach der Erdbebenkatastrophe, nur noch mehr Durcheinander an. Wer Hilfsmittel versendet, muss wissen, dass beispielsweise gebrauchte Kleidung etc. gar nicht mehr angenommen wird. „Es ist nicht das, was momentan benötigt wird.“

LoG hat eine jahrelange Erfahrung in der Katastrophenhilfe. Erster Grundsatz ist, erst dann zu fahren, wenn man vor Ort einen verlässlichen Partner hat, der die Güter weiter verteilen kann und dessen Mitarbeiter:innen wissen, was wo gebraucht wird. Momentan werden vor allem Zelte und Schlafsäcke benötigt, denn in der Türkei und in Syrien ist ebenfalls Winter. Und stellenweise sind bis zu 90 Prozent der Häuser zerstört oder einsturzgefährdet. Die Zahl der Obdachlosen geht in die Millionen. „Kein Staat der Welt kann das auffangen. Deutschland hat schon bei der sehr viel kleiner dimensionierten Flutkatastrophe im Ahrtal versagt“, so Franke.

Seine Organisation will in der kommenden Woche 10 000 Schlafsäcke in die Türkei bringen. Die Finanzierung von bislang 2000 ist gesichert. Ein Schlafsack kostet 30 Euro. Sie sind dick gefüttert, man hält darin eine Kälte von bis zu minus 25 Grad aus, sie sind wasserabweisend gegen Regen. Zudem soll bereits in wenigen Tagen ein Hilfsflug nach Nordsyrien starten. Die Fracht: Medikamente. Details werden derzeit noch organisiert.

„Dieses Erdbeben ist nach dem Tsunami von 2004 die zweite ganz große Naturkatastrophe“, sagt Franke. Sachverständige halten für möglich, dass die Zahl der Toten diejenige der Tsunami-Toten übertreffen könnte. Die wenigsten Trümmer sind geräumt, so viele schwere Maschinen gibt es gar nicht. Ein Gebiet von der Größe Süddeutschlands ist betroffen. Und in jedem eingestürzten Haus könnten weitere Tote liegen. Bislang wurden etwa 47 000 Tote geborgen, davon 41 000 in der Türkei. 13 Millionen Menschen sind betroffen. Viele flüchten in unzerstörte Städte.

Derzeit sind Franke zufolge 290 000 Helfer:innen aus 78 Ländern und rund 1000 Hilfsorganisationen in der Türkei und in Nordsyrien. Seine Organisation arbeitet mit dem Unternehmen Uni Free zusammen, der türkischen Tochter des Duty-Free-Einzelhandelsunternehmens Heinemann. „Sie stellen uns Lagerräume zur Verfügung und helfen bei der Verteilung“, sagt Frank Franke. „Wir werden aber zwei eigene Büros in Ankara und Istanbul eröffnen.“ LoG wird bei dieser Hilfsaktion auch von Fraport unterstützt.

Die Schlafsäcke, die Luftfahrt ohne Grenzen in die Türkei schickt, sind wasserabweisend und halten bis zu -25 Grad die Wärme. Stückkosten 30 Euro.
Die Schlafsäcke, die Luftfahrt ohne Grenzen in die Türkei schickt, sind wasserabweisend und halten bis zu -25 Grad die Wärme. Stückkosten 30 Euro. © Luftfahret ohne Grenzen

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