Frankfurt: Heddernheimer wehren sich gegen „Querdenken“-Demos

Zwei Bürgerinitiativen schließen sich gegen die „Querdenken“-Bewegung in Frankfurt zusammen. Sie wollen den öffentlichen Raum im Stadtteil Heddernheim zurückgewinnen.
Frankfurt – Gleichzeitig, aber unabhängig voneinander haben sich in Heddernheim zwei Initiativen gegründet, um gegen die „Querdenken“-Demonstrationen in ihrem Stadtteil Stellung zu beziehen. Sie haben sich inzwischen zu einer großen Gegenbewegung zusammengeschlossen und wehren sich gegen die Vereinnahmung des Stadtteils durch die von rechten Gruppen unterstützten Demonstrationen, die sich gegen die Impfpflicht und die Corona-Verordnungen aussprechen.
Anton (19), Maurice (20) und Nathanael (24), die ihre Nachnamen nicht in der Zeitung lesen wollen, haben vor allem Freund:innen und Gleichaltrige mobilisiert, um eine Gegendemonstration zu organisieren. Es sind junge Menschen ohne Parteizugehörigkeit, die sich in Vereinen und für ihren Stadtteil engagieren. Einen der ersten „Querdenken“-Züge in Heddernheim habe er sich angeschaut und festgestellt, dass nur wenige der rund 120 Teilnehmer:innen aus dem Stadtteil gekommen seien, sagt Anton. „Wir wehren uns gegen die Vereinnahmung unseres Stadtteils durch diese Gruppe.“
Frankfurt: In Heddernheim formiert sich Widerstand gegen Corona-Proteste
Die Wissenschaftsfeindlichkeit empfinde er abstoßend, vor allem aber, dass hier offensichtlich Gruppen mit rechter Gesinnung mitliefen. Seine Mitstreiter:innen und er wollten ihre Meinung dagegenhalten. „Ich habe auch versucht zu diskutieren“, sagt Anton. Das habe er inzwischen aufgegeben, denn „innerhalb kürzester Zeit wird man mit wilden Verschwörungstheorien konfrontiert“.
Zweimal zogen die „Querdenker“ durch die Tiberiusstraße, danach reichte es auch Claudia Gabrian. Sie ist in der Nachbarschaft und im Stadtteil gut vernetzt und hat mit Heddernheimer Bürger:innen eine Gegenbewegung organisiert. „Ich bin fassungslos, dass hier wie selbstverständlich rechte Gruppen, Identitäre und Reichsbürger mitlaufen, ohne dass sich jemand distanziert“, erklärt Gabrian, die seit Jahrzehnten in der Friedensbewegung aktiv ist. Wenn sie die Demonstrant:innen „Friede, Freiheit, Demokratie“ skandieren höre und dann noch „We shall overcome“ von Joan Baez gespielt werde, fahre ihr das gewaltig in die Magengrube.
Frankfurt: Heddernheimer Initiativen nehmen „Querdenkern“ den Platz weg
Inzwischen haben sich die Initiativen zusammengeschlossen und zählen weit mehr als 250 Mitstreiter. Alle aus Heddernheim und mit täglich wachsender Zahl. In Zoomkonferenzen planen rund zehn Personen die nächsten Schritte: Transparente beschriften, verdunkelte Fenster für ganze Straßenzüge und an welchen Orten persönliche Präsenz gezeigt wird.
Für den gestrigen Dienstag hatten sie ihre Gegendemonstration so früh angemeldet, dass der Karl-Perrott-Platz den „Querdenkern“ nicht mehr zur Verfügung stand. Und am nächsten Dienstag laufen sie mit einem Demonstrationszug durch die Straßen ihres Stadtteils. Eines hat die Bürgerinitiative bereits erreicht: Sie ist den „Querdenkern“ zahlenmäßig weit überlegen.