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Leben im einstigen Bunker

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Von: Sebastian Theuner

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Dieser ehemalige Luftschutzbunker wird zu gefördertem Wohnraum umgebaut.
Dieser ehemalige Luftschutzbunker wird zu gefördertem Wohnraum umgebaut. © Renate Hoyer

Durch Umbau in ein Mehrfamilienhaus entstehen 14 Sozialwohnungen in der Brühlstraße.

Sägen kreischen, Bohrer dröhnen, es wird geklopft und gehämmert in dem ehemaligen Luftschutzbunker in der Brühlstraße 33–35. 1942 erbaut, bot er über Jahrzehnte Zuflucht bei Luftangriffen. Jetzt ist das Gebäude eingerüstet; ein Bauzaun versperrt den Zugang. Im Inneren des Bunkers entstehen derzeit 14 Sozialwohnungen. Spätestens Anfang 2024 sollen die neuen Bewohner und Bewohnerinnen einziehen können.

„Das Projekt steht sinnbildlich für die Entwicklung im Frankfurter Wohnungsbau“, sagte Planungsdezernent Mike Josef (SPD) auf einem Pressetermin am Donnerstag. Es sei gut, dass im Bestand gebaut und somit keine neuen Flächen versiegelt würden. Die Einstiegsmiete soll bei monatlich 5,50 Euro pro Quadratmeter liegen.

Verantwortlich für den Umbau zeichnet die städtische Wohnungsbaugesellschaft ABG, die das Gebäude 2018 von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben erworben hatte. Zunächst sei ein Abriss angedacht gewesen, erläuterte der ABG-Geschäftsführer Frank Junker, dieser aber hätte zu viel Lärm verursacht.

Besonders herausfordernd beim Umbau im Bestand sei das Aufschneiden der bis zu 1,40 Meter dicken Wände gewesen. Um später Fenster einsetzen zu können, habe man etwa fünf Tonnen schwere Wandstücke herausnehmen müssen, so Junker. Das hierfür benötigte Spezialwerkzeug schlug in den Baukosten nieder, die sich insgesamt auf 5,2 Millionen Euro belaufen. Die Stadt fördert den Umbau mit 1,33 Millionen Euro.

Die Rohbauarbeiten sind inzwischen weitgehend abgeschlossen. Der Bunker wird um ein neues Staffelgeschoss in Holzbauweise ergänzt. So entsteht Platz für Zwei- und Vierzimmerwohnungen, die etwa 50 respektive 80 Quadratmeter groß sein werden, mit Dachterrasse oder Balkon.

Für Michael Schumacher, Inhaber des mit dem Umbau beauftragten Architekturbüros „Schneider+Schumacher“, ist der Bunker ein „Extrembeispiel grauer Energie“. So wird die gesamte Energiemenge bezeichnet, die beim Errichten eines Gebäudes verbraucht wurde, etwa beim Herstellen von Material und beim Transport. „Umnutzung, Aufstockung und Erweiterung sind wichtige Themen der Nachverdichtung, wenn es darum geht, in Großstädten weiteren Wohnraum zu schaffen“, sagte Schumacher.

Manches Detail in dem einstigen Luftschutzbunker lasse darauf schließen, „dass man in einem ungewöhnlichen Haus ist“, so der Architekt – etwa der Querschnitt der Bunkerdecke im Treppenhaus. Die Wohnqualität soll davon allerdings unberührt bleiben. Raumhohe Fenster sorgen für viel Tageslicht; zur U-Bahn-Station Heddernheim sind es lediglich fünf Minuten zu Fuß.

Als Mike Josef im oberen Stockwerk durchs Fenster blickt und die Skyline erspäht, bilanziert er zufrieden: „Super Lage, toller Ausblick, gut angebunden – und geförderte Wohnungen.“

50 oder 80 Quadratmeter groß werden die Wohnungen sein.
50 oder 80 Quadratmeter groß werden die Wohnungen sein. © Renate Hoyer

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