Romanze im Frankfurter Zoo: Happy End für verliebte Pinguine

Eine Zoo-Romanze zwischen einer Frankfurterin und einem Mannheimer – und interessante Einblicke in das Genderverhalten bei Watschelvögeln.
Frankfurt - Jetzt kommt eine Liebesgeschichte. Einige kennen sie schon, weil die Liebesgeschichte so schön ist, dass sie sogar im Fernsehen war. Aber das ist ja noch lange kein Grund, sie nicht aufzuschreiben. Die Liebesgeschichte geht so: Im August 2020 ziehen 20 Humboldtpinguine aus Mannheim im Frankfurter Zoo ein; übergangsweise, solange ihr heimatliches Domizil im kurpfälzischen Luisenpark von Grund auf erneuert wird. 20 schüchterne Humboldtpinguine, muss man sagen, denn anfangs trauen sie sich gar nicht rüber ins andere Becken zu den 25 Frankfurter Artgenossinnen und -genossen.
Liebesgeschichte im Frankfurter Zoo: Frankfurterin und Mannheimer Pinguine haben Romanze
Die Zurückhaltung lässt aber bald stark nach. Das findet auch zahlenmäßig seinen Ausdruck: Statt anfangs zusammen 45 Watschelvögel tummeln sich zeitweise bis zu 63 in der groß angelegten Anlage – die Voraussetzungen fürs Eierlegen in Frankfurt werden offensichtlich in Pinguinkreisen allgemein als günstig erachtet. In diesem Frühjahr nun endet die zweieinhalbjährige Visite der Mannheimer Delegation, rechtzeitig zur Bundesgartenschau kehren sie zurück. Alle Mannheimer? Nein. Denn (hier bitte den sanften Einsatz der Violinen dazudenken) der zugereiste Harry und die einheimische Tibsy haben zarte Bande geknüpft.
Happy End für verliebte Pinguine im Frankfurter Zoo
Woran merkt man das als Mensch? „Sie standen oft zusammen, haben geschnäbelt und gemeinsam nach einer Höhle gesucht“, sagt Tierpflegerin Anne Schäfer. Ein Verhalten, das stark an menschliche Usancen erinnert, wenngleich ein Pinguin schneller eine Höhle im Zoo findet als Frankfurter Wohnungssuchende eine Bleibe auf dem freien Immobilienmarkt.

Jedenfalls: „Es war klar, dass wir die zwei nicht auseinanderreißen“, sagt Anne Schäfer. „Das wäre bei monogam lebenden Tieren schon gemein.“ Also durfte Harry in Frankfurt bleiben, als es für seine Sippe heim nach Mannheim ging. Mit Folgen: Tibsy liegt, als die Frankfurter Rundschau vorbeischaut, in der Höhle auf zwei Eiern, und Harry ist auf „Futtersuche“ für die Familie. Das heißt: Er saust durchs Becken und treibt Versteckspielspäße mit der FR-Fotografin, denn zu fressen gibt’s ja frei Haus bei den Schaufütterungen. Die beiden Pinguine wechseln sich aber ab – das Brüten, die Kindererziehung und die Nahrungsbeschaffung werden fair geteilt, genau wie im Freiland in Südamerika, wo es ihnen der Mensch freilich arg schwermacht.
Pinguin-Liebesgeschichte im Frankfurter Zoo - wichtig für die Arterhaltung
Apropos „monogam“. Harry war, als er Tibsy kennenlernte, eigentlich mit Edgar zusammen. Dann nicht mehr. Edgar fand aber bald Trost bei Gloria. Pinguine sind da wohl sehr offen, auch was die Geschlechterorientierung angeht: Ein weiblich-gleichgeschlechtliches Paar gab es ebenfalls schon, das inzwischen übrigens Teil einer Dreierbeziehung ist.
Um die Population weltweit zu stärken und genetisch fit zu halten, tauschen Zoos auch Humboldtpinguine untereinander aus. Harry und Tibsy bleiben aber in Frankfurt. Ob ihre Brut erfolgreich sein wird, ist fraglich – sie dauere schon verdächtig lang, sagt Tierpflegerin Schäfer. Wir wünschen dem romantischen Paar viel Glück, so wie sicher auch die heimgekehrten Mannheimer. Sie kamen als Gruppe von 20 Vögeln und gingen mit 26. So ist Frankfurt: Hier gibt’s noch Zinsen. (Thomas Stillbauer)
Zuletzt hatte Pinguin Posi im Zoo Frankfurt einen Fremdkörper verschluckt und musste im Zoo operiert werden. Der Zoo Frankfurt unterstützt unter anderem den Verein Sphenisco – Schutz der Humboldt-Pinguine – mit Einnahmen aus dem freiwilligen Naturschutz-Euro.