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Hacken bei offener Tür in Frankfurt

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Von: Thomas Stillbauer

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Herrlich retro: Tetris spielen im Kasten an der Wand beim Chaos Computer Club.
Herrlich retro: Tetris spielen im Kasten an der Wand beim Chaos Computer Club. © Renate Hoyer

Der Chaos Computer Club zeigt, was er kann – und was für sympathische Leute da nicht nur an den Tasten kleben.

Kaffee gibt’s beim Chaos Computer Club (CCC), Kuchen gibt’s, Frikadellen gibt’s keine, obwohl „Internationaler Tag des offenen Hackspaces“ ist. Haha. Nein, der Begriff Hack bezeichnet hier kein Fleischwolffleisch, sondern – dazu kommen wir später. Erst mal schauen, was die Leute dahinten an der Wand machen.

An die Wand wirft ein Beamer bunte Linien. Davor sitzen sechs, sieben Leute – wie übrigens alle im Raum mit FFP2-Masken – in einer gemütlichen Couchlandschaft, halten Geräte in der Hand, mit denen sie die bunten Linien steuern, und das Ganze heißt „Newton Wars“. Newton wie der Erfinder der Schwerkraft (das ist jetzt ein wenig verkürzt, aber Sie wissen, was gemeint ist) und „War“ wie Krieg? „Nein“, sagt Stolomov, „da geht es um nichts Kriegerisches, nur darum, die Sterne zu treffen.“ In Anlehnung an „Star Wars“ eben. Das Spiel wurde von Clubmitgliedern in Frankfurt programmiert und hat viel Anerkennung geerntet.

Stolomov wartet auf Gäste im Hauptquartier des Frankfurter CCC, denn am „Tag des offenen Hackspaces“ gibt es nicht nur Kaffee, Kuchen und keine Frikadellen, sondern auch einen Löt-Workshop, Retro-Computing und Führungen durch den Hackspace.

Im Pizzaofen löten

Jetzt wollen wir aber mal wissen, was das ist. Ein Hacker, eine Hackerin – die machen doch illegale Aktionen im Internet oder? Aber im Dienst der guten Sache? So einfach könne man’s nicht sagen, sagt Telegnom. „Ein Hacker ist jemand, der kreativ mit Technik umgeht“, so stimmt’s schon eher. Wenn jemand zum Beispiel kleine Pizzaöfen dahingehend umbaue, dass sich darin Platinen umlöten ließen, sei dies ein Hack.

Telegnom heißt natürlich nicht wirklich Telegnom, es ist ihm aber lieber, in diesem Zusammenhang so genannt zu werden, genau wie es Stolomov vom Anfang dieses Textes lieber ist, Stolomov genannt zu werden.

Da drüben leuchtet ein Tetris-Kasten, im Regal stehen 1000 Fachbücher vom Duden „Rechnen und Mathematik“ über Turbo Pascal bis Linux. Gern würde man ein wenig mit dem Fachmann für das Retro-Computing plaudern, aber der ist total umlagert und sagt zu den Auskennerinnen und Auskennern so Sachen wie „eine Partition und dann die Images“ oder, „von den Emulatoren gibt es welche, die können auch High Density“. Aber warte mal: Liegen da etwa Floppy Disks auf dem Tisch?

Der Frankfurter Ableger des europa-, wenn nicht sogar galaxisweit operierenden CCC hat sich 2009 gegründet und trifft sich seit 2015 in seinem „Space“ an der Ecke Häuser Gasse/Rödelheimer Landstraße in Bockenheim.

Dienstags und donnerstags gibt es offene Abende, aber Clubmitglieder seien immer da, bastelten an Software, machten politische Arbeit oder druckten irgendwas mit dem 3-D-Drucker aus, sagt Telegnom. Was drucken sie denn? „Kleiderhaken, Namensschilder, alles Mögliche. Und viele Ersatzteile für 3-D-Drucker.“ Telegnom selbst war mal auf einem Chaos Communication Congress und fiel dort „in ein Rattenloch – es hat mich aufgesaugt“. Wenn das passiert, kommst du nicht mehr los vom Hacken. Jedoch: „Das Bild, du musst ein superkrasser Hacker sein, sonst bist du hier falsch, das stimmt nicht.“ Ganz normale Leute träfen sich beim CCC. Leute wie Stolomov, der nicht nur daddelt, sondern an einem privaten Projekt zur digitalen Bildung arbeitet. Leute wie Volker, noch so ein abgefahrener Alias-Name, der erzählt, dass er im vorigen Jahr eine kleine Gartenhütte gebaut habe. „Es ist nicht alles Technik hier“, sagt er. „Es gibt eine Gruppe, die nennt sich Coffee Nerds, es gibt welche, die Bier brauen. Wir sind einfach Leute, die Spaß haben.“

Er selbst sei mehr durch die Menschen zum CCC gekommen als durch die Megabytes, sagt Volker. „Hier ist eine Gemeinschaft gewachsen über die Jahre.“ Und die Leute, die man bei einer Stichprobe am „Tag des offenen Hackspaces“ trifft, die sind alle schwer in Ordnung, kein Zweifel.

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