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Gute Zeiten für Programmkinos

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Christopher Bausch betont den gesellschaftlich-sozialen Aspekt der Programmkinos.
Christopher Bausch betont den gesellschaftlich-sozialen Aspekt der Programmkinos. © Christoph Boeckheler

Es geht wieder aufwärts mit den Frankfurter Programmkinos. Das Pandemietief scheint überwunden

Nach drei „katastrophalen“ Jahren, in denen die Frankfurter Kinos unter pandemiebedingten Aufführungsverboten und -beschränkungen und dramatischen Besucherrückgängen ächzten, zeichnet sich ein Ende der Krise ab. Die Betreiber:innen des halben Dutzends kleinerer Programmkinos in der Stadt, in denen vor allem Filme außerhalb des Mainstreams gezeigt werden, blicken jedenfalls wieder vorsichtig zuversichtlich in die Zukunft.

„Seit Herbst gehen die Zahlen hoch“, sagt Gunter Deller, Mitbetreiber des Mal Seh’n Kinos im Nordend. „Wir hatten ein paar gut laufende Filme, und auch dieses Jahr hat gut angefangen. Wir sind daher optimistisch, dass sich die Lage wieder normalisiert“, sagt er. Diese Einschätzung teilen alle befragten Kinobetreiber:innen.

Hinter ihnen liegen schwere Jahre. Gingen 2019 noch 113 Millionen Menschen in Deutschland ins Kino, waren es im vergangenen Jahr lediglich 73,5 Millionen. Deutlich mehr als in den ersten beiden Pandemiejahren (2020: 37,3 Millionen; 2021: 40 Millionen), aber eben noch nicht der erhoffte Befreiungsschlag. Für Frankfurt liegen keine aktuellen Zahlen vor. Zwischen 2019 und 2021 folgten die Rückgänge dem Bundestrend (von knapp 1,5 Millionen Besucher:innen auf 473 000).

Viele Gründe für Rückgang

„2022 war bis zum Herbst katastrophal“, bestätigt Deller. 19 000 Besucher:innen verzeichnete das Kino. Rund 12 000 Besucher:innen weniger als vor Corona. Die Gründe seien vielfältig und nicht nur in der Pandemie zu suchen, meint er. „Natürlich waren manche noch unsicher und dem Kino entwöhnt. Aber auch der heiße Sommer und der Krieg in der Ukraine spielten eine Rolle.“ Für das kleine 80 Plätze fassende Haus war das „existenzbedrohend“. „Im Sommer näherten wir uns einem kritischen Punkt“, berichtet er. Das Kino beantragte Sonderhilfsmittel vom Bund und auch vom Land gab es finanzielle Unterstützung. „Ohne diese Gelder wäre es schwierig geworden“, sagt Deller.

Weniger dramatisch war die Situation für Häuser in öffentlicher Hand wie das von der Volkshochschule Frankfurt betriebene Filmforum Höchst. „Aber auch wir mussten kämpfen“, sagt Kinosprecherin Sabine Imhof. Viele defizitäre Bereiche wolle sich die VHS schließlich nicht leisten. Angesichts der hohen Energiepreise sei überall in der Stadt derzeit ein Einstellungsstop verhängt.

Ausgestanden ist die Krise deshalb auch noch nicht. „Wir haben Kinosaison und die Stimmung in der Branche ist gerade gut, aber die Energiepreise sind natürlich für alle eine Belastung“, berichtet der Geschäftsführer der Arthouse-Kinos Cinéma, Eldorado und Harmonie, Christopher Bausch. Da durch die Anhebung des Mindestlohns auch die Personalkosten für aushelfende Schüler:innen und Studierende stiegen, erhöhten die drei Kinos in der Innenstadt und in Sachsenhausen ihre Preise um einen Euro. „Die Leute hatten dafür Verständnis“, sagt Bausch, der nicht glaubt, dass die Besucher:innen wegen der Inflation künftig wegbleiben. „Kino ist ein erschwingliches Kulturerlebnis, dass die meisten sich trotz der Krise leisten können. Ich denke, da wird eher am Urlaub gespart.“

Bausch, der auch im Vorstand des Programmkinoverbands AG Kino-Gilde sitzt, geht davon aus, dass der Bund die Kinos nach dem Auslaufen des Kultursonderfonds Ende 2022 weiter stützt, um die Mehrkosten abzufedern. Tatsächlich startete am Mittwoch die erste Tranche des „Kulturfonds Energie“, der auch den Kinos zugutekommen soll. Besser noch sei eine grundsätzliche Förderung, meint Bausch. „Wenn wir eine vielfältige Kultur mit anspruchsvollen Arthouse-Produktionen kleinerer europäischer Filmverleiher erhalten wollen, braucht es regelmäßige Gelder vom Land oder Bund.“ Zudem erfüllten Programmkinos einen „gesellschaftlich-sozialen Auftrag“, sagt er.

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