Geniale Baumeister auf Stippvisite

Die Biber sind auf der Maininsel an der Alten Brücke aktiv und hinterlassen abgenagte Baumstümpfe.
Biber mögen Frankfurt. Bereits vor zwei Jahren waren sie auf der Maininsel an der Alten Brücke unter dem Portikus zu Gast. Jetzt sind sie wieder hier, nagen Bäume ab, um an die jungen Triebe zu kommen, und schleppen sie ans Ufer. „Vor zwei Jahren waren sie schon einmal hier, aber sie wohnen hier nicht dauerhaft“, sagt Manfred Sattler, der beim Grünflächenamt arbeitet und Biber-Fachmann ist. „Wenn es im Winter hier etwas für sie zum Beißen gibt, kommen sie her.“
Nager auch an der Nidda
Die putzigen Nager lieben junge Triebe von Weiden und Pappeln. Weil sie nicht klettern können, nagen sie mit ihren extrem kräftigen Zähnen die Bäume ab und schleppen das Holz zum Ufer. Das Grünflächenamt entfernt die gefällten Bäume, wenn sie nah am Flussrand liegen, damit sie nicht weggeschwemmt werden und in Schiffsschrauben geraten. „Für den Schiffsverkehr ist das sicherer. Normalerweise ist es aber besser, das Holz liegenzulassen“, so Sattler. „Wenn man dem Biber den Baum wegnimmt, fällt er einen anderen“, weiß er.
Er weiß aber auch, dass die Tiere bald aufhören, Bäume zu fällen und Rinde und Jungtriebe zu fressen. Stattdessen stellen sie ihren Speiseplan auf Grünzeug wie Kräuter und Gras um. Die streng geschützten Biber könnten aus Fechenheim, Griesheim, Schwanheim oder Niederrad auf die Maininsel gekommen sein. „Wohl in der Hoffnung, hier mehr Fressen zu finden“, vermutet Sattler. Auch an der Nidda, an Eschbach und Erlenbach haben sich Nager niedergelassen und Dämme errichtet.
Am liebsten mögen sie sanft fließendes Wasser, um ihre Bauwerke entstehen zu lassen. Bis zu 20 Kilo schwer und bis zu 15 Jahre alt können die Tiere werden, die in mehreren Generationen in einem Bau wohnen, wenn sie sich niederlassen. Dort errichten sie nicht nur Dämme, sondern auch Burgen. An der Maininsel sei das Ufer für Biber zu steil, um sich dauerhaft niederzulassen, und vor allem sei die Vegetation für sie zu karg. „Ab dem Frühjahr frisst jedes Tier zwei bis vier Kilo Grünzeug. Das finden sie nicht auf der Maininsel“, erklärt der Experte. Wenn sie eine Familie gründen, leben sie in einem Bau, dessen Eingang unter Wasser liegt. Sie fressen und graben sich Kammern durch Schlamm und Äste und füllen sie mit Reisig.
Meist lassen sich die Tiere an eher ruhigen Gewässern nieder, machen aber auch Ausnahmen. In Hanau wagten sie sich sogar an Staustufen, in Dörnigheim an Schleusen. „Sie sind in Bootsschleusen an der Mole ausgestiegen, die Treppe hoch und auf der Seite wieder rein“, erzählt Sattler. „Von Fechenheim bis Sindlingen ist der Main besiedelt. Wenn es dem Biber gefällt, bleibt er und lässt sich kaum abhalten. Wenn nicht, zieht er weiter.
Er riecht Wasser auf große Entfernung und kennt wenige Hindernisse.“ Dennoch macht sich Sattler Sorgen um die Tiere, „weil schon einige auf dem Weg in den Wald überfahren wurden“. Biber waren fast ausgestorben, weil sie wegen ihres dichten Fells gejagt wurden. Zwischen 1986 und 1988 wurden die ersten wieder im Spessart angesiedelt. 2000 wurden einige in der Wetterau gesichtet. In Frankfurt gibt es mittlerweile zwölf bis 15 Vorkommen, vor allem am Main und an der Nidda. Wo sich die genialen Baumeister dauerhaft niederlassen, ist schwer vorhersehbar. Die Maininsel ist jedenfalls nur eine Zwischenstation.