1. Startseite
  2. Frankfurt

Gemüse für Generationen in Frankfurt

Erstellt:

Von: Thomas Stillbauer

Kommentare

Frische Luft schnuppern auf dem Gärtchengelände – gegärtnert wird später.
Frische Luft schnuppern auf dem Gärtchengelände – gegärtnert wird später. © Rolf Oeser

Das „Fechenheimer Pflegegärtchen“ bringt Jung und Alt im essbaren Ökosystem zusammen. Sobald der Kompost da ist, geht’s los.

Fast hat man es ganz vergessen, bei allem, was gerade so passiert auf der Welt – aber es gibt noch Leute, die machen so grundgute Sachen wie: einen Gemüsegarten anlegen. Und nicht nur einen. Aber dieser hier wird ein ganz besonderer. Er wird das „Fechenheimer Pflegegärtchen“.

Fechenheimer, weil er in Fechenheim liegt. Ist ja klar. Gärtchen, weil es ein, na, gar nicht mal so kleiner Garten wird. Aber wieso Pflege? Weil das Gärtchen auf dem Grundstück des Heinrich-Schleich-Hauses entsteht. Da werden ältere Leute gepflegt. Und die pflegen ihrerseits in Zukunft das eigene Gemüse.

Das müssen sie nicht allein machen. „Es sind alle eingeladen, die gern die Hände in die Erde stecken und frisches, gesundes Gemüse ernten wollen“, sagt Maren Zimmermann, eine der beiden Projektleiterinnen. „Auf diesen etwa tausend Quadratmetern entsteht ein buntes, essbares Ökosystem“, sagt Lea Fleur Sorgler, die andere Projektleiterin. Sie betreuen das Projekt mit zwei Halbtagsstellen, zustande gekommen durch die Zusammenarbeit des Vereins Gemüseheldinnen mit dem Frankfurter Verband für Alten- und Behindertenhilfe, dem Träger des Heinrich-Schleich-Hauses.

Eine sogenannte Permakulturinsel wird das Pflegegärtchen, mit Gemüse das ganze Jahr über, Kürbissen, Pfirsich- und Apfelbäumen, Feuchtbiotopen, einem Käferkeller und Insektenhotels. „Wir haben Kompost bestellt“, sagt Sorgler, „sobald er da ist, starten wir die erste Gemeinschaftsaktion.“

Großes Hallo im Restaurant der Pflegeeinrichtung. Die Frankfurter Sozialdezernentin Elke Voitl (Grüne) ist da und lobt das Projekt als „zukunftsweisende Kooperation“, nicht nur für die Stadt, auch als Blaupause für Flächen anderswo. „Eine ungenutzte Wiese wird zum essbaren Ökosystem – das finde ich super“, sagt die Stadträtin. Ohne Maschinen, ohne Agrarchemikalien eine Landwirtschaft in der Stadt aufzubauen – „und vor allem durch Sie, die Bewohnerinnen und Bewohner“. Finanziell hilft das kommunale Förderprogramm „Würde im Alter“.

Frédéric Lauscher, Vorstand des Frankfurter Verbands, größter Träger sozialer Einrichtungen in Frankfurt, sagt: „Ich bin glücklich.“ Weil in Fechenheim gerade ein Projekt „mit so vielen Menschen gemeinsam“ beginnt. Das Leben sei erfüllt, wenn man etwas Sinnstiftendes machen könne, sagt Lauscher. Das Schöne an dem Projekt sei, dass alle bald Freude daran haben würden, egal, ob sie sich noch selbst aktiv beteiligen könnten oder einfach das Wachsen und Gedeihen beobachteten. Und noch etwas freut ihn: dass eine so junge Organisation wie die Gemüseheldinnen gesagt habe: „Wir wollen etwas mit älteren Menschen gemeinsam machen.“

Und ob sie das wollen. Vor vier Jahren hätten sie zu zweit angefangen, sagt Gemüseheldinnen-Gründerin Laura Setzer, mit dem Ziel, überall in Frankfurt blühende, essbare Landschaften anzulegen. „Und vier Jahre späte sind wir mehr als 350 Gärtnerinnen und Gärtner, sagt sie. „Wir sind eine Bewegung geworden.“

Das Pflegegärtchen in Fechenheim bringe aber noch einmal eine ganz andere Facette für die Gemüseheldinnen, sagt Juliane Ranck, die andere der beiden Gründerinnen: „Es ist das erste Mal, dass wir eine bezahlte Vollzeitstelle für die Frauen haben, die das Projekt betreuen.“ Bereitschaft und Engagement der Partner in der Stadt seien „geradezu überwältigend“ gewesen, sagt Ranck. „Wir können kaum erwarten, dass es draußen losgeht.“

Auch interessant

Kommentare