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Gefüge aus Kunst und Wissenschaft

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Von: Alexandra Flieth

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Griesheim: Der Biologe Oliver Dörr zeigt seine Tuschestift-Tierstudien im „Waldwerk“

Es ist ein architektonisches Kleinod mitten im Niedwald: das 1902 erbaute Wasserwerk. Dieses Industriedenkmal, das mittlerweile nicht mehr als Pump- und Filterwerk genutzt wird, hat der Verein „Waldwerk“ wiederbelebt und organisiert dort Aktionen für Groß und Klein, die sich rund um die Natur drehen. Am Wochenende öffnete der Verein die Türen des alten Backsteingebäudes für Besucher, um in seinen Räumen eine Ausstellung mit Tuschezeichnungen von Oliver Dörr zu zeigen. Zu sehen gab es eine Vielzahl an Tier- und Pflanzendarstellungen, die auf Tischen aufgestellt präsentiert wurden.

Detailgetreu hat der promovierte Biologe jedes seiner von der Evolution geschaffenen Motive wiedergegeben und selbst die feinsten Härchen einer Spinne oder Ameise, die zarten Strukturen eines Blattes oder das Gefieder eines Eisvogels mit einem schwarzen Tuschestift herausgearbeitet. „Eigentlich“, so erzählt er, „wollte ich nur ein Chamäleon zeichnen.“

Die Idee sei entstanden, als es mit den Corona-Maßnahmen losgegangen sei. Mittlerweile ist nicht nur eine zweite Zeichnung dieses sich immer an seine Umgebung farblich anpassenden Tieres entstanden, sondern ganz viele weitere Darstellungen. Gut 20 waren jetzt in der Ausstellung zu sehen. Mancher fühlte sich an die von Forschern des 19. Jahrhunderts akribisch geschaffenen Bildwelten erinnert, mit denen sich erstmals Kunst und Naturwissenschaft in Europa verbanden.

Nicht immer habe er in der Vergangenheit Zeit zum Malen und Zeichnen gehabt, erzählt Dörr. „Früher habe ich vor allem sehr viele Bilder in Aquarell gemalt.“ Um bei seinen aktuellen Zeichnungen die von ihm ausgewählten Motive möglichst realistisch darzustellen, habe er sich für Tusche entschieden und dafür spezielle Künstlerstifte genutzt. Auch wenn die Zeichnungen fast ein wenig wie alte Kupferstiche anmuten, nutzte er dafür Fotografien als Vorlage.

Dörr ist der Enkel des Griesheimer Kunstmalers Heinz Dörr (90), der stadtweit bekannt ist für seine Ansichten von Frankfurt und seine Ikonen-Malerei. Von klein auf habe sein Enkel ihm beim Malen zugeschaut und selbst gemalt, sagt der Großvater stolz und erinnert sich: „Er war drei, vier Jahre alt, als er mit dem Malen begann.“ Zunächst mit einer Glasplatte und Farben, die darauf verteilt und auf ein Blatt Papier übertragen wurden. Im Laufe der Jahre erlernte Dörr verschiedene Mal- und Zeichentechniken wie die Aquarellmalerei und entwickelte einen ganz eigenen Stil.

In dieser Gemeinschaftsausstellung hat Ursula Schmidt, die Vorsitzende des Vereins „Waldwerk“ auch erstmals die Tuschezeichnungen von Oliver Dörr gesehen. „Ich dachte, die passen gut zu uns“, sagt sie. So sei die Idee zur Ausstellung im ehemaligen Pumpwerk mitten im Wald entstanden. Und auch wenn die Präsentation in den Räumen des alten Wasserwerks eigentlich nur für Samstag und Sonntag angesetzt war, überlegt Ursula Schmidt, die Zeichnungen noch etwas länger dort auszustellen, um sie noch mehr Menschen zugänglich zu machen.

Gelegenheit gibt es: Der Verein „Waldwerk“ lädt zu jedem ersten Samstag im Monat jeweils von 15 bis 17 Uhr auf das Gelände im Niedwald ein, um sich und seine Projekte vorzustellen.

Weitere Informationen zum Verein und seinen Angeboten gibt es unter www.waldwerk.mnjk.de/

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