Geflüchtete Ukrainerin Alexandra Kosiakova (99) ist in Frankfurt gestorben

Als junge Frau war Alexandra Kosiakova Zwangsarbeiterin in Deutschland. Vor einem Jahr flüchtete die Ukrainerin aus Kiew nach Frankfurt, um ihre Familie zu retten, Bis zum Schluss hoffte sie in ihrer Heimat zurückkehren zu können. Jetzt ist sie im Alter von 99 Jahren in Frankfurt gestorben.
Bis zum Schluss hatte Alexandra Kosiakova gehofft, dass sie mit ihrer Tochter Alla (65), Enkelin Alina (32) und Urenkelin Viktoria (11) zurück nach Hause, zurück nach Kiew kehren würde. Am Dienstag ist die Ukrainerin, die im März 2022 wegen des Kriegs nach Frankfurt geflohen war, im Alter von 99 Jahren gestorben.
Ihre Tochter Alla Skliaruk sagt: „Sie war das Fundament unserer Familie. Wir hatten bereits in Kiew zu viert zusammengewohnt. Sie war immer für uns da: Sie hat uns Ratschläge gegeben, mit Viktoria Hausaufgaben gemacht, Suppe gekocht. Wir sind alle sehr traurig“. Die FR begleitet das Schicksal der vier Frauen seit über einem Jahr.
Alexandra Kosiakova war als junge Frau während des Zweiten Weltkriegs als Zwangsarbeiterin nach Deutschland verschleppt worden. Wäre sie alleine gewesen, hätte sie Kiew trotz des Kriegs nicht mehr verlassen. Doch wie Kosiakova im vergangenen Jahr sagte: „Ich habe die Flucht auf mich genommen, um meine Familie zu retten“. Bis zu ihrer Rente hatte sie als Textilingenieurin gearbeitet. Zum Laufen benötigte sie einen Gehstock, aber im Kopf war sie topfit. Ihre stahlblauen Augen strahlten, immer wenn sie einen Witz machte. Ihren Humor und ihre Lebenslust verlor sie nie.
Berührt von ihrem Schicksal, meldeten sich viele FR-Leser:innen, als die Familie eine Wohnung in Frankfurt suchte. So konnten die vier Frauen mit ihrem Hündchen in eine möblierte Zweizimmerwohnung ziehen.
Gerade ist die Familie dabei, die Beerdigung in Kiew zu organisieren. Kosiakova soll dort, wie es ihr Wunsch gewesen sei, neben ihrem Mann beerdigt werden. Ihren 99. Geburtstag am 15. Februar hatte Kosiakova noch mit vielen Gästen, zwei Torten und ihrer Familie sehr fröhlich gefeiert. Kurz darauf erlitt sie einen Schlaganfall und ist nach einigen Wochen im Krankenhaus im Kreis ihrer Familie gestorben.
Für ihre Familie bleibt sie ein Vorbild. „Sie war sehr stark, ausgewogen, humorvoll, positiv und fleißig“, sagt ihre Tochter. „Als ich sie vor ein paar Wochen im Krankenhaus besuchte, sagte sie zu mir: ‚Alla, jetzt geh mal nach Hause und mach mal was‘.“