Norbert Kähler schafft aus Schrott Kunst

Schlossermeister Norbert Kähler macht aus Schrott Kunst – auch für die Friedenskirche im Gallus. Seine teils mannhohen Skulpturen stehen in seinem Ausstelllungsraum in der Schnaidhainer Straße zum Verkauf.
Ein aus Kaffeemaschinenteilen zusammengeschraubter Roboter, eine Metallskulptur in Form eines Engels mit Flügeln aus Fahrradfelgen, eine Figur aus einem Gerüst mit Stahlbürste und Zangenarmen, die eine aus einer Waschtrommel mit Unterlegscheiben nachempfundene Himmelsscheibe von Nebra balancieren: Das ist die Welt, die Schlosser und Künstler Norbert Kähler im Gallus erschafft. In den vergangenen Monaten ist Stück für Stück ein Ausstellungsraum in der Schneidhainer Straße entstanden, den er mit seiner „Art of Scrap“ genannten Edelschrottkunst einrichtet.
Kählers Werke entstehen in der Kirchengemeinde Frieden und Versöhnung in der Fischbacher Straße. Sein Material erhält er aus Schenkungen oder Wohnungsauflösungen. „Soll das Kunst sein? Das erweckt eher den Anschein nach notwendigem Recyling“, stellt der Künstler fest und lädt zur Besichtigung ein, „welche Unmöglichkeiten aus Schrott entstanden sind“. Neben Motorrädern und Installationen aus Mensch und Maschine sind Schiffe, Kerzenleuchter und Engel wiederkehrende Schöpfungen, die Kähler schraubt, nietet, lötet und schweißt. Seine Ehefrau Ricarda bereichert die Schau mit gerahmten Applikationen aus getrockneten Blumen und Eisenteilen.
Kähler, der 1952 in der Hansestadt Wismar geboren wurde, absolvierte eine Schlosserlehre und Schweißerausbildung. Er ist Facharbeiter für Holztechnik und erwarb 1999 seinen Abschluss als Meister im Metallbauerhandwerk in Frankfurt. Künstlerisch versuchte er sich bereits in jungen Jahren als Maler, Schnitzer und Bildhauer. Von der Friedensgemeinde, bei der im Vorstand aktiv wurde, bekam er 1995 einen alten Kohlenkeller als Werkstatt. „Hier konnte ich meiner Kreativität freien Raum lassen und meine ersten mannsgroßen Objekte fertigen“, erinnert er sich.
2005 schuf er einen Kerzenständer für die Jahreskerze und einen Wandleuchter für die Friedenskirche, zeigte zwei Jahre später beim Gemeindefest die erste Ausstellung. Er bewarb sich für das Projekt „Künstlerläden“ in der Hellerhofsiedlung und fand Ende 2020 mit Zustimmung der ABG Holding seine heutige Ladenfläche im ehemaligen Geschäft von „Papier Wolf“.
Ein Traum geht in Erfüllung, bringt aber auch neue Verpflichtungen: „Denn um die Miete zu refinanzieren, sollte ich einige meiner inzwischen 130 Objekte verkaufen können“, räumt Kähler ein. Nicht ganz einfach, denn Kunst braucht bekanntlich Platz und Wertschätzung. Denn von der ersten Eingebung bis zur Vollendung können drei bis vier Monate mit Arbeitsaufwand vergehen, berichtet der Künstler.
Kähler möchte die Nachhaltigkeit seiner Objekte und Materialien durch Ausstellungen in Kindergärten oder Arztpraxen bekanntmachen und seine Skulptur „Kaffeemaschine“ in einen Café oder Restaurant aufstellen. „Dann könnte ich auf die unsinnige Vermarktung von Kaffeeautomaten mit hoher Müllproduktion durch Kapseln aufmerksam machen.“
Die Edelschrottmeisterei Kähler, Schneidhainer Straße 2, ist dienstags und freitags, 10 bis 12 Uhr, donnerstags, 16 bis 18 Uhr, sowie nach telefonischer Vereinbarung unter der Mobilnummer 0172 / 656 53 20 geöffnet.